Gerade in der jetzigen Zeit, in der eine unübersehbare Anzahl von hochgezüchteten Empfängern den Radiomarkt überschwemmen, wird der selbstgebaute Geradeausempfänger wieder zum Kultobjekt. Die Colette empfängt im Mittelwellenbereich (500KHz-1630 KHz) und im Kurzwellenbereich (5,7MHz - 7,8 MHz/49m-41m Europaband) alle wichtigsten europäischen Sender mit der eingebauten Ferritstabantenne. Im 40 m Amateurband (7,0-7,1 MHz) können in den Abend- u. Nachtstunden mühelos europäische SSB- und CW-Stationen gehört werden. Bei Bedarf kann der Empfangsbereich durch das Aufstecken eines Scanners für ca 2 Euro auf UKW erweitert werden. Auf den Scanner wird ein 3,5-mm-Klinkenstecker geklebt, der in die seitlich angebrachte Klinkenbuchse der Colette gesteckt wird. Die FM Antenne bildet die interne Colette-Schaltung. In die Vorderfront der Colette ist zur genauen MEZ-Ermittlung ein Funkuhrmodul eingelassen. Durch einen Höhenregler kann die NF Bandbreite verringert werden (besonders bei KW Empfang nützlich). Über zwei LED wird Betriebszustand und Batteriekapazität (9V-6xR6) angezeigt. Das Mustergerät verfügt über zwei integrierte in Reihe geschaltete 1 Watt / 8 Ohm Flachlautsprecher und ist für eine Ausgangsleistung von 500 mW ausgelegt. Als aktive Bauelemente werden 5 Transistoren, 3 Dioden, 1 Fest-Spannungsregler und ein 1 W NF Verstärker (IC, Bausatz oder Fertiggerät) benötigt. Bei der Colette handelt es sich um ein echtes DX Gerät. Im KW Bereich sind alle wichtigen europäischen Stationen teilweise auch tagsüber gut zu empfangen. Einige Beispiele: Ukraine, Vatikan, Türkei, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Österreich 1, Niederlande, Russland, Deutsche Welle usw. Die Trennschärfe ist so gut, dass zum Beispiel der Empfang der DW auf 6075 KHz kaum vom starken DRM Signal (Bayern 5) auf 6085 KHz beeinflusst wird. Die gleichen Leistungsmerkmale treffen für die MW zu. Ein Durchschlagen von Ortssendern ist nicht zu beobachten.
Das
Gerät arbeitet nach dem Prinzip des klassischen Rückkopplungsempfängers
(engl. Regenerative Receiver). Dem Schwingkreis wird so viel HF-Energie
zurück geführt, das seine eigenen und die durch Last entstehenden
Verluste ausgeglichen werden. Diese Maßnahme führt zu einer erheblichen
Empfindlichkeits- und Trennschärfesteigerung, die einem Super nicht
nachsteht. Überschreitet die rückgeführte HF-Energie die Verlustgrenze
beginnt die Colette mit einem leichten Rauschen zu schwingen. Jetzt sind
alle empfangbaren AM Stationen beim Durchstimmen als Pfeifstellen
erkennbar. Durch Zurücknehmen der Rückkopplung ist eine optimale
Empfangsqualität einstellbar. Bei SSB und CW Stationen übernimmt der
schwingende HF Teil die BFO Funktion. Jetzt ist nur etwas
Fingerspitzengefühl bei der Abstimmung notwendig um Amateurfunkverkehr
mithören zu können.
Stückliste:
R1=1 M, R2=12K, R3,R5,R8,R10,R13 = 470K, R4,R6,R9,R12,R14,R15 = 4,7K, R11=47K,R7=100 Ohm, R16=2,2K, R17=10K, P1, P3=100K, P2=50K
C1,
C2=Luftdrehko 2x370pF, C3=47pF, C4=480pF, C6= Trimmer 8-12pF, C5, C7,
C8, C9, C26=10nF (keram.), C11, C14, C16, C20, C25=470nF (keram.),
C10=47µ, C15, C17=470µ, C24=2200µ, C18, C19, C21, C22,C23=4,7µ,
C12=15pF(keram.)
L1= 9 Wind. CuAg Ø 1,5 mm, Anzapfung auf 4.Wind.
nach kalt. Ende gelötet. Abstand zw. Wicklungen ca. 2mm. Spulenlänge
horizontal auf ca. 2 cm gespreizt.
L2=1.5 W CuL Ø 0,5mm zw. Wind.
kaltes Ende L1 gewickelt. L3=70 W HF Litze. L4=5 W über kaltes Ende L3,
L5=3 W CuAg Ø 0,5mm auf 6mm Ø Spulenkörper. Wenn für L1 und L5 kein CuAg
Draht vorhanden geht auch verzinnter Kupferdraht.
T1, T2=BF 199,
T3, T4, T5=BC 108 B (*o.ä. BC Typen), D1=Uni-HF Diode, D2,D3=LED rot und
grün, IC1=IC 7806 o.ä. Spannungsregler Ausgang 6 Volt, IC2= 1 Watt NF
-IC, Bu1= 3,5mm Monoklinkenbuchse. S1/S2 Kippschalter mit 2 drei-poligen
Schaltebenen
Für Ferritstab und Luftdrehko diente als
Beschaffungsquelle ein altes Kofferradio. Alle anderen Bauelemente,
Gehäuse, Knöpfe, Funkuhrmodul usw. wurden über diverse
Elektronikversandhäuser (ELV, Conrad usw.) bezogen.
T1 sorgt
mit seiner Kollektorschaltung für einen hohen Eingangswiderstand des HF
Verstärkers. Da Stromverstärkung * Lastwiderstand = Eingangswiderstand
der Eingangsstufe ergibt, sollte der hochverstärkende BF 199 eingesetzt
werden. Ein weiterer BF 199 als T2 sorgt für gute Signalanhebung. T3
sollte deshalb unbedingt ein unkritischer BC-Typ sein, da sonst kein
weiches Koppeln möglich ist. Bewährt hat sich bei mir der BC 108 B. Zum
Ausprobieren sollte der T3 auswechselbar über Lötösen mit der Platine
verbunden werden. R8 und D1 bilden eine einfache, aber wirkungsvolle
AGC. Je höher die Eingangsspannung der D1 ist umso geringer wird ihr
Eingangswiderstand. Der Eingangswiderstand kann bei hohen Signalen bis
auf 10 K-Ohm fallen. R8 und D1 bilden also einen geregelten
Spannungsteiler, der NF Pegel wird bei unterschiedlichen HF
Eingangsspannungen stabilisiert. Wie wirksam die AGC ist kann man z.B.
auf KW 6155 KHz ausprobieren. Ich kann Österreich 1 auf dieser Frequenz
den ganzen Tag über ohne Nachregeln der Rückkopplung oder der Lautstärke
in fast gleichbleibender Empfangsqualität hören. T4 und T5 sorgen für
ausreichende Lautstärke beim Empfang von schwachen KW Stationen. Mit P1
wird die Betriebsspannung des HF Teils und somit auch die Verstärkung
und die Rückkopplung dieser Geräteeinheit eingestellt. Der
Spannungsregler IC 1 (Ausgang 6 V) stabilisiert die über P1 eingestellte
Rückkopplung bei Spannungsschwankungen der 9 V Betriebsspannung. R17
wird so eingestellt, das D3 (LED grün) bei Erreichen der unteren
Betriebsspannungsgrenze nur noch glimmt. C6 + L5 bilden eine Saugkreis
für UKW Rundfunksender beim KW-Empfang. C6 wird so abgeglichen, dass
eventueller verzerrter Empfang von FM-Stationen beseitigt wird. Durch
volles Zurückdrehen von P1 wird der Colette HF Teil praktisch
ausgeschaltet. Jetzt braucht nur noch der aufgesteckte Scanner in
Betrieb genommen werden, um FM-Rundfunk mit der Colette zu ermöglichen.
Alle langen NF Leitungen und das heiße Ende der KW Antennenspule sollten
über abgeschirmtes Kabel verbunden werden. Bei erfolgreichem Nachbau
dürfte das einfache Empfängerkonzept durch seine hohe Empfindlichkeit
und Trennschärfe überzeugen.