Keramische Kondensatoren ausmessen

von B. Kainka

 aus ELO 2008
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  

In einem defekten Fernseher fand ich Kondensatoren (C506, C508 usw.), die wie Widerstände aussehen und mit Farbringen kodiert sind. Diese Bauform kannte ich bisher noch nicht. Bisher übliche Formen keramischer Kondensatoren sind: Röhrchenkondensator (bis ca. 1980), Scheibenkondensator und Vielschichtkondensator, z.B. der Sibatit-Kondensator oder übliche SMD-Kondensatoren. Die kleinen runden Kondensatoren aus dem Fernseher sind ebenfalls keramische Kondensatoren.

 

 

Die Vermutung zur Bedeutung der Farbringe war, sie sind zu lesen wie bei Widerständen. Braun, schwarz, rot bedeutet dann wohl 1000 pF, der zusätzliche silberne Ring vermutlich die Toleranz von 10 %.

Zur Überprüfung habe ich mein kleines PC-Kapazitätsmessgerät mit dem Programm Picofarad.exe wieder aktiviert. Die Schaltung und die Software wurde in Elexs vorgestellt und beruht auf einer Frequenzmessung über die serielle Schnittstelle.

 

 

 

Die Vermutung war richtig, der Kondensator hat etwa 1000 pF. Mit der selben Methode wurde auch andere Typen identifiziert: rot, gelb, schwarz = 24 pF und braun, schwarz, gelb = 10000 pF. Bei der Gelegenheit habe ich mit dem selben Messgerät auch noch Dioden in Sperrrichtung durchgemessen. Eine 1-A-Gleichrichterdiode hat ca. 20 pF, eine Standard-LED ca. 5 pF und die weiße 1-W-LED aus dem Lernpaket Power-LEDs hat 750 pF (!).

Keramische Vielschichtkondensatoren werden bei steigender Kapazität immer kleiner. Da bleibt es nicht aus, dass die elektrische Feldstärke bis an die Sättigungsgrenze geht. Die zugelassenen Spannungen sinken daher, z.B. auf 16 V. In den Datenblättern liest man, dass die Kapazität mit steigender Spannung abnimmt. Diesen Effekt wollte ich auch einmal mit diem Messgerät untersuchen. Hier das Ergebnis für einen winzigen SMD-Kondensator mit 100-nF:

 
0 V: 108 nF
10 V 106 nF
20 V: 96 nF
30 V: 83 nF
40 V: 72 nF