Basteln und experimentieren macht nicht nur Spaß, sondern bringt auch
viele Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse. Dabei muss es nicht sehr
teuer sein. Vieles, was so auf den Trödelmärken und sogar im Sperrmüll
unserer Wohlstandsgesellschaft zu finden ist, eignet sich hervorragend
als Teileträger oder für die ersten Reparaturversuche. Das war vor 60
Jahren schon einmal so. Nur die Motivation zum Basteln ergab sich oft
aus der Not heraus.
Nach dem zweiten Weltkrieg und noch bis weit in die 50er Jahre gab es
oft kaum passende elektronische Bauelemente, Geräte waren zunächst auch
kaum vorhanden, durften nicht verrieben werden, oder waren so teuer,
dass die meisten Menschen sich diese nicht leisten konnten. Außerdem
waren andere Anschaffungen zunächst wichtiger als Radio-, Tonband- oder
Fernsehgeräte. Wohl dem, der technische Fähigkeiten hatte. Die besten
unter ihnen ersannen eigene Lösungen, die anderen bauten Schaltungen
aus Fachzeitschriften und Bücher nach.
Elektronikfirmen boten Bausätze, viele Kleinunternehmen hatte
Kleinserien ihrer Produkte im Programm. Die Bauteile stammten meistens
noch aus Altbeständen oder Militärgeräten. Kaum ein Gerät glich dem
anderen, es wurde improvisiert, nicht selten wurden alte
Munitionskisten, Reisekoffer und Ähnliches als Gehäuse benutzt. Ich
möchte hier einige Beispiele aus der Zeit der „Notgeräte" vorstellen.
Gegen Ende der 50er Jahre, wurden die Notgeräte dann weitgehend durch
die Massenprodukte der bekannten Firmen der Unterhaltungselektronik
abgelöst, die Selbstbaugeräte wanderten nicht selten wieder auf den
Müll und sind heute begehrte Sammlerobjekte.
Hier sehen sie einen Selbstbau Superhet-Empfänger für Lang- und
Mittelwelle, eingebaut in einen Blechkasten. Das Radio ganz oben ist
der bekannte Heinzelmann, mit dem Max Grundig den Einstieg in das
Rundfunkgeschäft schaffte. Der Vertrieb von Rundfunkgeräten war derzeit
durch die Besatzungsmächte sehr stark reglementiert und eingeschränkt.
Der Trick: Grundig verkaufte einen Bausatz, den jeder technisch begabte
Laie zusammenbauen konnte, ohne Röhren. Die Röhren, hier eine
RV12P2000, waren kostengünstig aus Wehrmachtsbeständen zu beschaffen.
Die Röhre, im Krieg entwickelt, war derzeit ein wirkliches
Universalverstärkerelement. In dem Schaltbild, ebenfalls ein Notgerät,
wird sie als HF, NF, Endverstärker und sogar als Gleichrichter
eingesetzt.
Vorsicht bitte bei einem Nachbau. Die Notgeräte sind oft Allstromgeräte
um den teueren Transformator einzusparen. Daher sind sie aber direkt
mit dem Spannungsnetz verbunden, je nach Polung des Steckers liegt dann
die Phase am Chassis bzw. am Gehäuse.
Elektronikfirmen wie Radio Rim
brachten eine ganze Zeit Bastelbücher heraus, mit Schaltungen von
Verstärkern, Radiogeräten und Selbstbautonbandgeräten. Das es auch
Magnetband-Notgeräte gab, sehen sie an den folgenden Bildern. Die Firma
OTTO hat solche Geräte in Kleinserie gebaut. Achten sie einmal auf die
Verdrahtung. Die Restauration hat einige Nerven gekostet.