B.K.
3.4.2 Spitzenzähler
Auch
der Spitzenzähler, von Hans Geiger entwickelt, ist im Gegensatz zur
Ionisationskammer in der Lage einzelne Teilchen zu detektieren.
Prinzip des Spitzenzählers
Beim Spitzenzähler wird eine auf hoher Spannung liegende metallische Spitze isoliert in ein Metallrohr eingebaut. Durch den kleinen Krümmungsradius der Spitze ergeben schon mäßige Spannungen eine sehr hohe Feldstärke im Bereich vor der Spitze. Durch diese hohe Feldstärke werden einzelne Ionen stark beschleunigt und können weitere Gasteilchen ionisieren. Diese gebildeten Ionen erzeugen ihrerseits weitere Ionen, sodass durch diese Kettenreaktion eine Ionenkaskade gebildet und ein starker Strompuls ausgelöst wird. Während bei einer Ionisationskammer im günstigsten Fall 100 bis 1000 primäre Ionen gemessen werden können, reicht hier schon ein einzelnes Ion. Je nach angelegter Spannung und Polarität arbeitet der Spitzenzähler im Proportionalitäts- oder Auslösemodus.
Zum Aufbau eines Spitzenzählers verwendet man am Einfachsten ein Döschen aus Metall. Hervorragend sind jene Aludöschen geeignet in denen früher Kleinbildfilmpatronen verkauft wurden. Auch größere Tablettenröhrchen aus Aluminium eignen sich für unsere Zwecke. Nichtleitende Kunststoffdöschen müssen vor der Verwendung auf der Innenseite mit einem Überzug leitfähig gemacht werden. Das kann mit Sprays auf Graphit- oder Kupferbasis (z.B. Kontaktchemie, Graphit 33-, EMV 35- Spray) erfolgen. Der Verfasser verwendete Aludöschen für KB-Filme. In den Deckel der Dose wird ein Loch mit 10 mm Durchmesser gebohrt und in dieses Loch wird eine BNC-Buchse eingeschraubt. Bei einer Betriebsspannung des Zählers von 3 kV ist eine normale BNC Buchse mit einer Prüfspannung von 2,5 kV gerade noch ausreichend. Wer sicher gehen will sollte eine MHV Buchse (die Hochspannungsversion des BNC Steckers) verwenden, die für Spannungen bis 10 kV zugelassen ist. Die Spitze, eine dünne Nähnadel wird in den Mittelleiteranschluss der Buchse gelötet. Die Spitze der Nähnadel soll im eingeschraubten Zustand einen Abstand von 5 bis 10 mm vom Boden der Dose haben.
Spitzenzähler aus Aludöschen
Will
man nicht nur Beta- sondern auch Alpha-Strahlung messen muss auch in
den Boden ein Loch gebohrt werden, da Alphastrahlung das Alublech nicht
durchdringen kann. Da es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich ist, mit
einem dicken Bohrer in dünnes Blech ein sauberes Loch zu bohren wird
erst ein kleines Loch (ca. 3 mm) gebohrt und dieses mit einem
Schälbohrer erweitert. Alternativ kann man die Löcher auch mit einem
angeschärften Eisenrohr ausstanzen. Obwohl der Zähler mit Luft von
Atmosphärendruck arbeitet ist es für einen stabilen Betrieb notwendig,
das Loch im Boden mit einer dünnen, für Alphastrahlung durchlässigen,
Folie wieder abzudecken. Der Spitzenzähler reagiert sehr stark auf
Staubpartikel, die sich durch das hohe elektrische Feld an der Spitze
anlagern und Anlass zu Fehlpulsen geben können. Geeignete Folien sind
metallisierte Mylarfolien. Auch dünnste Glimmerplättchen sind für
Alphastrahlen durchlässig. Auf Grund der Kristallstruktur von Glimmer
kann er mit einiger Übung in hauchdünne Plättchen gespalten werden. Als
Ausgangsmaterial verwendet man Glimmerscheiben wie sie zur Isolation von
Leistungshalbleitern verwendet werden. Glimmerplättchen und andere,
nicht leitende Folien müssen mittels Graphitspray mit einer dünnen
leitenden Schicht versehen werden.
Je nach verwendeter Nadel
bzw. der Schärfe ihrer Spitze setzt die Zählertätigkeit bei einer
positiven Vorspannung von 2 bis 3 kV ein. Bei Zähler des Verfassers
geschah das bei einer Spannung von 2,4 kV. Ab einer Vorspannung von 2,7
kV kann der Zähler instabil werden, was sich in Serien von Pulsen äußert
die unabhängig von einer Strahlenquelle entstehen. Die Nadel ist das
entscheidende Teil des Zählers. So ist es nicht verwunderlich, dass es
in der Literatur zahlreiche Hinweise zur Präparation der Spitzen gibt.
Leider widersprechen sich die Rezepte mancher Autoren, sodass man eigene
Versuche anstellen muss. Oft wird geraten die Nadeln aus Stahl
(Nähnadeln) mit einem Schleifstein weiter anzuschärfen und sie in einer
Brennerflame kurz auf Rotglut zu erhitzen. Unpräparierte Näh- und
Stecknadel funktioniertem bei Experimenten des Autors auf Anhieb zur
Detektion von Alphastrahlung, wenn sie auf positivem Potential lagen.
Der Nachweis von Betastrahlung gelang ebenfalls nur mit einer positiv
geladenen Nadel. Mit negativen Nadeln konnte nie ein Zählbetrieb
erreicht werden, sondern immer nur periodische, selbstätige Entladungen.
Die Kennlinie des Zählers
Ausgangsimpulse des Spitzenzählers
Die Impulsamplituden sind für Alpha- und Betastrahlung sehr unterschiedlich. Während die Betastrahlung des Sr90 Strahlers Impulse mit einer Amplitude von etwa 4 mV erzielt sind es bei der Alphastrahlung des Am241 fast 40 mV. Durch einen Diskriminator am Eingang des Zählers kann somit zwischen verschiedenen Strahlenarten unterschieden werden.
Will man sich ausführlicher mit der Funktion des Spitzenzählers beschäftigen ist es sinnvoll ein etwas stabileres Design aufzubauen. Mit einem Messingrohr an das auf der einen Seite ein Flansch und an der anderen Seite ein Deckel angelötet wird erhält man einen gasdichten Zähler der mit verschiedenen Gasfüllungen betrieben werden kann. Die eingeschraubte BNC-Buchse ist mit einem O-Ring gedichtet, ebenso der Fensterdeckel mit dem aufgeklebten Glimmerfenster.