Akkord Autotransistor Automatic
In den 1950er Jahren gab es nur Autoradios mit Röhren,
die ein zusätzliches Zerhacker-Netzteil brauchten. Dieses
Transistorradio aus den 1960er Jahren konnte sowohl als Autoradio als
auch als portables Kofferradio eingesetzt werden. Für viele
Autos gab es Einbausätze und die zugehörigen Anleitungen. Auch
der Opel Rekord meines Vaters gehörte dazu. Aber er war damals der
Ansicht, dass ein Radio auf keinen Fall in ein Auto gehört. Jetzt bekam
ich eines dieser Geräte auf den Tisch und wollte versuchen, es wieder
in Gang zu setzen. Ich war eigentlich ganz zuversichtlich, dass es zu
schaffen sein sollte.
In
alten Werbungen zu diesem Radio war zu lesen, dass es einen eingebauten
Diebstahlschutz hat. Ich habe das so interpretiert, dass ohne die
speziellen Einbaustecker nichts funktioniert. Vielleicht brauchte man
einen speziellen Stecker für den Batteriebetrieb. Außerdem gibt es da
einen Metallstift, der wohl nur in der Wagenhalterung eingeschoben
wird.
Der Stift betätigt eine Sektion des
Schiebeschalters für die Programmwahl. Aber er reicht nicht aus, um die
Stromversorgung über das Batteriefach einzuschalten. Das wäre ja auch
zu einfach für den gemeinen Autoradiodieb. Ich konnte nur feststellen,
dass der eingeschobene Stift die Lautstärke ändert.
Für die Tests habe ich zwei Nadeln an die Batteriefach-Kontakte
gesteckt. Ein zusätzlicher Elko sollte Probleme mit langen Zuleitungen
vom Labornetzteil verhindern. Außerdem habe ich den roten Draht
eingelötet, der auf der Unterseite den Weg zum negativen
Betriebsspannungsanschluss bahnt. Den offiziellen Weg bei
Batteriebetrieb habe ich nicht gefunden. Damit konnte ich zumindest den
Endverstärker hörbar in Gang setzen. Allerdings war da nur ein Knattern
zu hören.
Die Schwingneigung könnte an
ausgetrockneten Elkos liegen. Zum Test habe ich hier und da zusätzliche
Elkos angeschlossen. allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Ich
konnte nur erreichen, dass ein am Poti eingespeistes NF-Signal hörbar
wurde, wobei mit reduzierter Betriebsspannung gerade eben ein stabiler
Betrieb möglich wurde.
Die Messungen haben gezeigt, dass alle Stufen des Radios ihre
Betriebsspannung hatten. Aber es konnte keine weitere Reaktion
festgestellt werden. Kein Rauschen, kein Oszillatorsignal am Drehko,
absolut nichts. Sogar ein ZF-Signal vom HF-Generator habe ich gespeist
und konnte die Resonanz bei ca. 460 kHz sehen. Aber in den folgenden
Stufen kam nichts an. An dem Punkt habe ich mich entschlossen,
aufzugeben. Jetzt bringe ich alles wieder in den alten Zustand. So
bleibt es wenigstens noch ein schönes Relikt aus einer lang vergangenen
Zeit.
Verrigelung: Bernd Beckmann schrieb: Wenn ich das richtig verstehe, besteht die
Diebstahlsicherung nur aus einer elektromagnetischen Verriegelung im
Autohalter, die mit einem versteckten Knopf gelöst werden kann.
Zusätzlich hat er mir Schaltbilder geschickt, mit denen ich eine zweite Chance bekomme. Danke!
Defekte Transistoren? René Wukasch schrieb: So schnell hätte ich bei diesem Prachtstück dann doch nicht aufgegeben.
Irgendwo im Netz war zu lesen, dass einige Ge-Drifttransistor-Typen
aus den Anfang Sechzigern zur Selbstzerstörung in Folge von "Zinn-Pest"
neigen.
https://nepp.nasa.gov/whisker/anecdote/af114-transistor/2005-Brusse-tin-whiskers-AF114-transistors.pdf
Rückkopplung Ein Hinweis von Dieter Drewanz: Eine
interessante (parasitäre) Rückkopplung hat die Schaltung gemäß des
Schaltplans. Das sollte etwas den Effekt des Fading(s) reduzieren. Das
ist nicht ganz trivial. Im Fehlerfall knattert das nicht so selten. Ein
verursachender Pfad wäre hierfür zum Beispiel C75, C71 und R52 auf dem
Schaltplan.
https://nohm.dev/schematics/Akkord/
https://nohm.dev/schematics/Akkord/UKW%20Autotransistor%20501%203200.png
FM-Modul eingebaut
Letztendlich war mir eine echte Reparatur zu aufwendig und für mich
nicht zu schaffen. Damit trotzdem mal wieder etwas aus dem Lautsprecher
erklingt, habe ich nun einen kleinen UKW-Empfänger eingebaut. Es
handelt sich um Bauteile aus dem Franzis-FM-Radio mit einem TDA7088 und einem LM386. Die Abstimmung soll über ein Poti laufen.
Alles wurde möglich klein und flach aufgebaut, um es noch irgendwie im Radio unterzubringen.
Glücklicherweise gibt es beim Lautstärkeregler auch ein Poti für den
Klangregler, das ich für die Abstimmung missbrauchen konnte. Beide
Potis habe ich mit gemeinsamer Masse über ein fünfpoliges
Flachbandkabel angeschlossen. Alle Verbindungen zur ursprünglichen
Radioplatine wurden abgelötet und so zur Seite gebogen, dass sie
theoretisch später wieder einmal in den Originalzustand versetzt werden
können. Das gleiche gilt für den Power-Schalter am Poti.
So passt alles! Dachte ich. Aber beim Zusammenbau hat sich gezeigt,
dass der Lautsprecher diesen Platz für sich beanspruchte. Deshalb muss
ich den originalen Lautsprecher durch ein neueres, flacheres Modell
ersetzen. Auch die originale Antenne wurde noch mit angeschlossen. Dann
Batterien eingelegt, eingeschaltet, und es funktioniert. Man hört einen
klaren UKW-Empfang mit guter Lautstärke. Vielleicht sollte ich so etwas
auch einmal mit einem der vielen Röhrenradios tun, die hier noch auf
ihre Instandsetzung warten.