Stereo-CW       

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Mit zunehmendem Alter wird das Hören von CW-Signalen immer anstrengender. Das liegt zu gleichen Teilen an den Schwächen des Gehörs und an den zunehmenden Störungen auf den Bändern. Wenn ein CW-Signal nur knapp aus dem Rauschen ragt, muss man sehr scharf hinhören. Das erfordert eine große Konzentration und führt zu schnellerer Ermüdung.


Vor langer Zeit gab es mal ein Artikel in der CQ DL über die Aufbereitung zu einem Stereosignal. Ich kann mich nur grob erinnern, dass eine frequenzabhängige Phasenverschiebung zwischen Rechts und Links erzeugt wurde, die einen räumlichen Eindruck vermitteln sollte. Genau das wollte ich nun mit möglichst geringem Aufwand einmal ausprobieren. Die Idee war, ein Hochpassfilter auf der einen Seite und ein Tiefpassfilter auf der anderen Seite zu verwenden. Beide sollten eine Grenzfrequenz nahe der üblichen CW-Frequenz von 700 bis 800 Hz haben.


Es sollte eine passive Schaltung werden. In der Bastelkiste fand sich eine Festinduktivität mit 22 mH. Damit müsste man doch eine Phasendrehung hinbekommen. Eine Messung mit dem Ohmmeter zeigte, dass die Spule einen Drahtwiderstand von 100 hatte. Und etwas Rechnen zeigte, dass eine Spule mit 22 mH bei 700 Hz einen induktiven Widerstand von 100 hat. Ein Kondensator, der bei gleicher Frequenz einen kapazitiven Widerstand von 100 hat, muss eine Kapazität von 2,3 µF haben. In der Bastelkiste gab es auch noch zwei Elkos mit 4,7 µF, die in Reihenschaltung gerade passen. Und ich habe noch einen Widerstand mit 100 in Reihe eingebaut, weil die Spule ja auch einen solchen hat.

 



Wir sind es gewohnt, dass ein Tonsignal von vorn gleich laut und mit gleicher Phase an beiden Ohren ankommt. Wenn die Quelle seitlich steht, ist der Weg zu einem der beiden Ohren etwas länger, was dazu führt, dass die Phase nacheilt. Mein Wunsch war es, dass Signale bei 700 Hz genau von vorn wahrgenommen werden. Wenn der Strom rechts durch die Kondensatoren voreilt und links durch die Spule nacheilt, müsste sich das ganze Klangbild nach rechts verschieben. Deshalb habe ich noch einen Spanungsteiler mir zweimal 20 verwendet, um eine Phasendrehung von 180 Grad zu erreichen. Wenn beide Phasen am Kopfhörer sich in Gegenrichtungen ändern, müsste man wieder fast gleiche Phase bekommen.


Am Kopfhörerausgang gab es genügend Reserven, sodass ich die Signale noch laut genug hören konnte. Und das Gehör passt sich sehr gut an unterschiedliche Situationen an. Man kennt das ja beim Musikhören. Wenn der Frequenzgang nicht gerade ist, die Balance nicht stimmt  und der Raum nicht ideal ist, bemerkt man das nur am Anfang sehr deutlich. Nach kurzer Zeit hat unser Gehirn alles eingepegelt, und wir hören nur noch die Musik selbst.


Zum Test und zur Eingewöhnung eignet sich das Gemisch von FT8-Signalen bei voller SSB-Bandbreite. Nach kurzer Zeit hört man ganz deutlich die tiefen Frequenzen links und die hohen rechts.  Und es fällt viel leichter, sich auf einzelne Signale zu konzentrieren (Der da ganz rechts hat seine Uhr nicht richtig gestellt und hinkt eine halbe Sekunde nach.).


Auch ein Pile-Up in CW-Bereich wird nun wesentlich transparenter. Es ist nicht mehr so schwierig die Rufzeichen fast aller Stationen zu hören. Und auch ganz normale CW-Signale sind nun viel besser zu verstehen. In Mono erschien mir das lästige Rauschen wie eine graue Wüste, in der ebenfalls graue CW-Signale nur mühsam zu erkennen sind. In Stereo kommt mir das Rauschen eher wie eine grüne Wiese vor, auf der auch schwache CW-Signale wie bunte Blumen erscheinen. Das ist natürlich alles sehr subjektiv, aber tatsächlich haben die Signale nun eine zusätzliche Dimension bekommen.


Schon nach einem Tag ist der neue Klang ganz normal geworden. Wenn ich den Kopfhörer nun wieder aufsetze, ist zuerst gar nicht klar, was da nun anders sein soll. Wenn ich dann aber beide Kanäle zum Test verbinde, hört es sich ganz flach und undeutlich an. Ach so klang das immer, das hatte ich schon ganz vergessen.

 



Irgendwie müsste man ein ähnliches Ergebnis auch ohne eine Spule hinbekommen. Ich hatte aber zunächst nur eine grobe Idee, wie das allein mit Kondensatoren und Widerständen gehen könnte. Die Berechnung hätte mich überfordert. Aber mit der Simulation in LTspice ist das Problem zu lösen. Ich habe einfach so lange herumprobiert, bis das Ergebnis überzeugend war. Der Praxistest steht allerdings noch aus.






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