Internetradio „Intra“
von Günther Zöppel
Bei
Aufräumarbeiten im Hobbylabor fand ich meinen bisher genutzten
Medien-Player Samsung Galaxy S WiFi 5.0, welchen ich u.a. als
WhatsApp-Kommunikator und Smartphone-Ersatz im Einsatz hatte. Leider
lässt die Hardware des Gerätes kein sinnvolles Update auf modernere
Android-Varianten zu, das Maximum ist 2.3.7. Für diese und
niedrigere Android-Varianten hatte WhatsApp die Unterstützung ab
Februar 2020 eingestellt, sodaß das Gerät durch ein moderneres
Smartphone eresetzt wurde und seither ungenutzt herumlag. Beim jetzigen
Wiederfinden hatte ich das Gerät probehalber mal eingeschaltet – siehe
da, der Akku hatte noch ca. 70 % - und es wählte sich sofort in mein
heimisches WLAN ein. Als alter Radiobastler hatte ich die Idee, das
Ding zum Internetradio umzufunktionieren, da die Sendervielfalt doch
enorm gegenüber einem analogen Weltempfänger ist. Also habe ich mir die
Internet-Radio-App „Tune In“ heruntergeladen, was glücklicherweise
problemlos unter der alten Android-Variante funktionierte. Diese App
bietet mir alles, was das Internet so an Radiostationen preisgibt, das
sind mittlerweile schätzungsweise so an die 25000, also ausreichend, um
garantiert eine interessante zu finden. Mit Ohrhörern wollte ich mich
nicht abgeben, und die eingebauten Lautsprecher des Galaxy klangen
etwas dürftig, also habe ich dem Gerät einen „Nachbrenner“ spendiert,
welcher in einem Holzgehäuse eingebaut wurde, welches auch gleichzeitig
als Ständer für das Galaxy dient. Herausgekommen ist das Internetradio
„Intra“, welches ich hier mal vorstellen möchte. Vielleicht hat der
eine oder andere Leser ebenfalls ein solches oder ähnliches Gerät
rumliegen und könnte damit noch einen sinnvollen Einsatzzweck erreichen
? Es kann ja auch ein altes Smartphone oder ein MP3-Player sein, der
als Quelle genutzt wird, letzterer dann nur zum Abspielen von
„Konserven“, wenn damit kein www-Zugang möglich ist.
Das Gehäuse wurde aus Sperrholzabfällen gefertigt, welches in bewährter
Weise mahagonifarben gebeizt und mittels „Front Designer“-Aufklebern
etwas aufgepeppt wurde.
Im Mittelbereich wurde die angeschrägte Auflage für den Medienplayer
platziert, vorn ein Lautstärkepoti und eine grüne LED als
Betriebsanzeige, links das Netzteil und rechts das Ladeteil sowie
der NF-Verstärker. Für letzteren habe ich ein sehr preiswertes
Class-D-Modul aus China verwendet :
https://de.aliexpress.com/item/4001034367291.html?spm=2114.13010708.0.0.66954c4dfSSdMo
Dieses soll maximal 2x30 Watt abgeben können, ich habe aber bei
einer Betriebsspannung von ca. 18 V nicht die volle Leistung
ausgenutzt.
Als Lautsprecher dienen ebenfalls preiswerte und dennoch gutklingende Exemplare aus China: https://de.aliexpress.com/item/33014725969.html?spm=2114.13010708.0.0.66954c4dfSSdMo
Diese arbeiten durch den Einbau in einem geschlossenen Holzgehäuse auch
im Bassbereich überzeugend. Wegen der weichen Aufhängung der Membran
mittels einer Gummisicke verkraften sie auch verzerrungsarm größere
Impulse im Bassbereich , weil die Schwingspule größere Hübe mitmachen
kann und nirgends anstößt.
Eigentlich wollte ich mir den Einbau des Ladegerätes sparen und die
Nachladung des Player-Akkus über eine mittels 7805 stabilisierte, vom
Verstärkernetzteil kommende und über USB-Kabel zugeführte
5V-Spannung realisieren, aber das war nicht von Erfolg gekrönt, denn
der Player bildet dann über die Netzteilmasse und den als NF-Ausgang
genutzten Ohrhöreranschluß (der masseseitig playerintern über eine
Drossel hochgelegt ist), mit der Masse des NF-Verstärkereingangs eine
Erdschleife, die leider durch den Class-D-Betrieb des
Verstärkermoduls mit erheblichen und leider als Störgeräusch hörbaren
Signalen überlagert ist. Daher wurde das ehemalige Samsung-Ladegerät
gleich mit eingebaut, damit erhält man eine Entkopplung der beiden
Massezweige, was sich in einer sehr störarmen und nebengeräuschfreien
Wiedergabe äußert. Ebenfalls hatte ich Bedenken, ob der
2x32Ohm-Ausgang des Players über ein 2x10k-Lautstärkepoti an den
Verstärkereingang angeschlossen werden kann, da ja eine
erhebliche Fehlanpassung vorliegt und nicht evtl. pro Kanal ein
Anpassungstrafo eingesetzt werden müsste – aber das erwies sich als
unbegründet, die Regelcharakteristik des (linearen !) 2x10k-Potis
erwies sich als ausgesprochen gehörrichtig, und die
Eingangsempfindlichkeit des Class-D-Moduls scheint wie für diesen
Einsatzzweck geschaffen zu sein. Die Schaltung weist keine
Besonderheiten auf. Man muß bei diesem NF-Modul aber auf die massefreie
Kontaktierung der beiden Lautsprecher achten, sonst zerstört man den
modulinternen IC. Das wurde mir bei einem Versuch zum Verhängnis, als
ich die NF mit einem Oszi checken wollte, dieser aber nicht
massefrei angeschlossen war. Aus Schaden wird man klug, und bei
dem Preis des Moduls ist es gerade noch verkraftbar ;-)
Zur Inberiebnahme muß man dem Mediaplayer natürlich die Zugangsdaten
des heimischen WLAN´s mitteilen, nach Aktualisierung findet die „Tune
In“ – App dann die gewünschten Sender, die man auch durch
Stichworteingabe gezielt suchen kann.
Fazit :
Ehe man ein älteres und nicht mehr auf der technisch akzeptablen Höhe
der Zeit befindliches Gerät entsorgt, sollte man über alternative
Einsatzmöglichkeiten nachdenken und damit auch letzten Endes die Umwelt
schonen. Ich bin jedenfalls mit dem Gerät sehr zufrieden, zumal man ja
im Internet nach seinen Lieblingsprogrammen (bei mir z.B. die
zahlreichen Beatles- und 60er-Jahre Oldiesender) suchen und diese in
der App zum schnellen Wiederfinden als Favoriten speichern kann. Durch
die zweikanalige (Stereo-) Ausführung des Verstärkers klingt die
Wiedergabe sehr transparent, subjektiv sogar besser als bei meinem
vergleichbaren analogen Radio. Wahrscheinlich wird bei digitaler
Übertragung der Daten das Übersprechen zwischen den NF-Kanälen
reduziert, daher der subjektive Eindruck ? Die Auswahl der Sender
funktioniert dank des Touch-Displays relativ komfortabel. Der
Name „Intra“ (was besseres ist mir leider nicht eingefallen) erklärt
sich von selbst. Allen Nachbauwilligen wünsche ich viel Erfolg !
Pockau, Januar 2021
Günther Zöppel