Kurzwellenaudion mit Bandwechsel        

von Edgar, HB9TRU
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Auf der Suche nach einer geeigneten Schaltung für die Nachwuchsförderung habe ich das Kurzwellen-Audion aufgegriffen und etwas zurechtgemöbelt. Die Spule ist auswechselbar («Bandwechsel»), über einen 5-Pol 5,08mm Terminal Block Stecker & Buchse. Am besten arbeitet man mit Rahmenantennen-Spulen, denn die sind nicht anfällig gegenüber Störungen und in der elektrisch verseuchten urbanen Umgebung die beste Lösung; man kann sie zudem noch in die günstigste Richtung drehen. Der Drehkondensator ist ein 443BF mit Stellrad, mit zwei AM und zwei FM-Paketen; je ein AM und ein FM-Paket sind zusammengeschaltet, und die beiden Kombi-Pakete sind gegeneinander geschaltet. Der so resultierende, symmetrische Drehkondensator überstreicht 30pF bis 120pF.



Als Verstärker habe ich meine «daisy-chain» npn-pnp-npn-Kette eingesetzt, mit einem RC-Netzwerk zur Festlegung des korrekten Arbeitspunkts, und einem zusätzlichen 10K-Kollektorwiderstand am ersten Transistor, zur Herabsetzung seines Eingangswiderstands (wird über das RC-Netzwerk geregelt). Das Ganze läuft an einer 1.2 bis 1.5V AAA-Batterie.  Am Audion-Ausgang war eine doppelte RC-Filterung (7.2kHz) nötig um auch SSB-Stationen hören zu können; die HF verstopft sonst den NF-Verstärkereingang. Der Aufbau auf einer verkupferten Basisplatte (Gnd) in «Oberflächenmontage», gegen streunende HF, ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Veroboards sind darauf mit Sekundenkleber befestigt.



 



Ich habe auch auf genügend Platz zwischen den Bauteilen geachtet, damit die Schaltung ohne besondere Probleme von Jugendlichen nachgebaut werden kann. Jetzt werde ich noch den Beta-Test mit einer FabLab-Gruppe machen.

HBradio war sehr interessiert an meiner Schaltung, denn die USKA hat jetzt eine Kampagne zur Jugendförderung lanciert. Der neue technische Redaktor, Mathias Weyland, HB9FRV, (Professor an der technischen Fachhochschule Winterthur) trat mit mir in Kontakt und schlug mir vor, das Ganze noch etwas professioneller zu gestalten, damit wir es als Kit herausgeben können.

Nun ist es soweit: das Kurzwellen-Audion existiert als SMD-Kit mit einigen TH-komponenten, und ist als Github-Projekt unter CC0-Lizenz publik gemacht!



GitHub - USKA-FOS/HB9TRU-Transistor-Audion: Transistor-based Audion radio for shortwave reception


Die Publikation in HBradio ist Ende Mai in Heft 3/2023 erscheinen. Das Kit wird offiziell mit der Publikation in HBradio lanciert.

 

Aufbau und Betrieb, B.K.



Edgar war so freundlich, mir einen Bausatz zu schicken. Auf der leeren Platine muss man zuerst die SMD-Teile bestücken. Die Bauteile waren in einer sinnvollen Reihenfolge auf einem Blatt aufgeklebt und konnten mit der vorbildlich klaren Anleitung leicht zugeordnet werden. Nach den SMD-Teilen habe ich die bedrahteten Bauteile und die Anschlüsse eingelötet. Die ganze Arbeit hat etwa eine Stunde gedauert.

Beim ersten Test fiel mir auf, dass es zu NF-Schwingungen kommen kann, wenn man das Poti voll aufdreht. Das hängt aber stark vom Innenwiderstand der Batterie ab. Mit einer frischen Alkali-Batterie wurde es besser. Außerdem liegt der Rückkopplungseinsatz weit davor. Man hört den typischen Anstieg des Rauschens, wenn das Audion gerade überkritisch eingestellt ist.




Statt einer ordentlichen Empfangsspule lief der erste Test sehr erfolgreich mit einem vorhandenen Kabel aus einer weichen Netzleitung. Teilweise habe ich zwei oder drei Windungen geformt, am Ende aber meist nur eine große Schleife ausgelegt. Die Spule lag horizontal auf dem Tisch. Nachmittags gegen 17 Uhr konnten zahlreiche Sender laut und klar empfangen werden.

Ein Problem meines Standorts ist die Nähe zur Straßenbahn. Der Fahrdraht läuft etwa im Abstand 10 m von der Antenne und auf gleicher Höhe. Die Schaltregler der Straßenbahn erzeugen ein 300-Hz-Signal, das direkt in die Empfangsschleife induziert wird und häufig laut zu hören ist. Ein Test auf dem Gartentisch verlief besser, aber das Summen war auch dort noch leiste zu hören. Später am Abend habe ich wieder im Zimmer mit anderen Antennenpositionen experimentiert. Wenn ich die Schleife über eine Stuhllehne hänge, ist eine vertikale Position zu finden, wo die Störungen der Straßenbahn komplett ausgeblendet werden. Die Lautstärke der Kurzwellensender ändert sich übrigens nicht merklich mit der Ausrichtung der Antenne.


 
Inzwischen verwende ich einen Amidon-Rinkern T80-2 für den Schwingkreis, der die Störfelder von der Straßenbahn nicht aufnehmen kann. Die Antenne ist weiterhin die große Drahtschleife, in der auch die 300-Hz-Signale induziert werden. Aber sie ist über den Koppelkondensator mit 10 pF angeschlossen. Dadurch habe ich einen Hochpass, der nur die Kurzwellensignale durchlässt. Im Kurzwellenbereich ist die Drahtschleife immer noch Teil den entdämpften Eingangskreises, sodass sie eine sehr leistungsstarke Antenne darstellt. Mit der separaten Ringkernspule lassen sich leicht die Wunschfrequenzen erreichen. Hier ging es mir vor allem um das 49- und 41-m-Band, wo am Abend viele interessante Sender zu hören sind. Mit dem Kopfhörer hat man einen richtig guten Klang mit starker Tiefenwiedergabe. So macht die Kurzwelle Spaß.


Antennenkreis-Variationen



Die wunderbare Audion-Platine reizt zu weiteren Experimenten. Beim Empfang starker Rundfunksender am Abend hatte ich manchmal den Eindruck, dass das Audion eine zu große Empfindlichkeit hatte. Da müsste man doch auch mit einer kleineren Antennenschleife auskommen. Sie liegt nun in Reihe zur Ringkernspule. So komme ich genau in den gewünschten Bereich. 7 MHz liegt in der Mitte, und man kann auch Amateurfunk im 40m-Band hören.



Manchmal war es schwierig, mehr als einen Draht gemeinsam anzuklemmen. Deshalb habe ich zwei der leeren Klemmen auf der Unterseite verbunden.



Für den gewünschten Abstimmbereich brauchte ich etwas mehr Kapazität. Original sind beide Drehkoseiten in Reihe geschaltet. Jetzt habe ich die untere Seite kurzgeschlossen. Damit hat der Drehko die doppelte Kapazität. Außerdem liegt jetzt die Achse an GND, was die Handempfindlichkeit reduziert. Auch in der Nähe der Antennenschleife hat man nun weniger Handempfindlichkeit, weil nur ein kleiner Teil der Schwingkreisspannung an der Antenne liegt. Durch vorsichtige Annäherung kann ich einige 100 Hz verstimmen, was zur Feinabstimmung von CW- und SSB-Stationen ideal ist.

Auf den Drehknopf habe ich eine Skala aufgeklebt und durch Vergleich mit meinem SDR beschriftet. Damit fällt es leichter, bestimmte Bänder oder Stationen wiederzufinden. Gerade konnte ich mit der kleinen Loop nahe 7 MHz mehrere CW-Stationen empfangen. Nach Sonnenuntergang dominieren dann wieder die Rundfunksender aus aller Welt. Und alles mit nur 1,5 V!


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