Klasse-D-Verstärker TPA3110D2

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Von Texas Instruments stammt der neue Klasse-D-Verstärker TPA3110D2. Obwohl nur im kleinen SMD-Gehäuse und ohne spezielle Kühlung bringt der Verstärker bei einer Betriebsspannung von 16 V bis zu 2 x 15 W an zwei 8-OhmLautsprecher. Bei 13 V sind es noch 2 x 10 W. Das Geheimnis des guten Wirkungsgrads liegt in den digitalen Ausgangssignalen. Die Endstufentransistoren in Brückenschaltung werden voll durchgesteuert. TI wirbt damit, dass trotzdem nur vier Ferritperlen nötig sind um den Verstärker ausreichend zu entstören. Das wollte ich einmal ausprobieren und habe das IC im SSOP-Gehäuse auf eine Adapterplatine von Modul-Bus gelötet. Eine blanke Platine diente als große Massefläche. Das Datenblatt liefert eine passende Grundschaltung:



Diese Schaltung habe ich im Wesentlichen nachgebaut. Die Kondensatoren sind im Probeaufbau etwas kleiner und haben durchgehend 100 nF. Die Widerstände habe ich überwiegend einhalten. Das Ergebnis ist ermutigend. Ein völlig sauberer Sound und ordentlich viel Leistung.



An den beiden Ausgängen eines Kanals sieht man im Ruhezustand zwei gleichphasige Rechtecksignale mit ca. 300 kHz. Die Lautsprecherleitung schwingt zwar gegen Masse, die Potentialdifferenz zwischen beiden Leitungen ist aber Null.



Bei Aussteuerung mit einem NF-Signal werden die Impulslängen gegenphasig moduliert. Das Differenzsignal besteht also aus kurzen bis längeren Impulsen in wechselnder Polatrität.

Mein vereinfachter Aufbau besitzt zwar schon die Ferritperlen, hat aber keine Ausgangskondensatoren gegen Masse. Wie erwartet erscheint in einem AM-Radio ein Signal auf 300 kHz und auf 900 kHz. Wenn der Verstärker ausgesteuert wird hört man auch etwas. Die Modulation ist allerdings nicht klar verständlich sondern hört sich an wie ein DSB-Signal (AM mit unterdrücktem Träger). Im UKW-Bereich konnten keine Störungen festgestellt werden.

Die EMV-Richtlinien schreiben bestimmte Störabstände erst ab 30 MHz vor (Die AM-Bereiche werden dem Fortschritt geopfert, was man auch überall hört).  diese Vorgaben werden mit Ferritperlen und 1000 pF eingehalten.  Im Datenblatt werden auch verbesserte Filter mit einer Grenzfrequenz von 27 kHz vorgeschlagen (33 µH und 1 µF).


Platine für den D-Verstärker



Eine Platine für den Verstärker ist bei Modul-Bus in Arbeit.  Die Maße sind an die Heimradio-Platine angepasst, sodass man  beide im Huckepack verbinden kann.  Auf der Ausgangsseite hat man Bestückungsmöglichkeiten für unterschiedliche Filter. Die Eingänge können wahlwiese als Gegentaktsignale oder gegen Masse angeschlossen werden.


EMV-Überlegungen, von  Bernd, DL3NDW

Bzgl. der EMV-Richtlinien, schaut es meines Erachtens nicht ganz so schlecht für uns Funk- und Radioamateure aus.

Vorweg: ich bin kein EMV-Experte bzw. einer der einschlägigen DIN/ISO/EN-Normen Kundigen. Ich habe ich aber in letzter Zeit im Zusammenhang mit den vom DARC gemachten und auf Youtube veröffentlichten Messungen von Abstrahlungen von "neuzeitlichen Leuchtmitteln" befasst und mir auch eine "Messkiste" mit einem guten EPCOS-Filter und einem Messkoppler gebaut.

Welche Norm für einen Klasse-D-Verstärker anzuwenden ist, bin ich mir freilich nicht sicher. Aber sowohl die EN 55014 (Haushaltsgeräte) als auch die EN 55022 (Informationstechnik) berücksichtigen den Frequenzbereich ab 150 kHz, teilweise sogar ab 9 kHz. Dies sowohl für leitungsgeführte als auch für abgestrahlte Leistungen. Die einschlägigen Firmen, z.B. Schwarzbeck, verkaufen Ihre Messkoppler und Messantennen ebenfalls für Einsatzbereiche ab 9 kHz.

Die Klasse-D-Technik ist freilich schon ein spezieller Fall. Man fährt hohe Leistungen und Entstörkomponenten dürfen nichts kosten. Das wird nur störungsarm funktionieren, solange die Symmetrie auf der Leitung gewahrt bleibt und die Weichenschaltung im Lautsprecher die HF davon abhält, in die LS-Spule zu gelangen und dort abgestrahlt zu werden. Jegliche Unsymmetrie in den Lautsprecherleitungen wird Ärger machen - so wie halt auch bei PLC.

Klasse-D-Verstärker im Test

www.ak-modul-bus.de/stat/klasse_d_verstaerker_tpa3110d2.html

Inzwischen ist die Platine fertig und konnte getestet werden. Die Ausgangsfilter habe ich dazu mit stehenden Festinduktivitäten mit 33 µH und keramischen Vielschichtkondensatoren mit 100 nF bestückt. Von den Differenzeingängen wurde jeweils der negaitve Eingang mit an GND gelegt. Dann kam eine Klinkenbuchse dran. Der erste Test lief mit einem Nexus-Tablet über den Kopfhörerausgang als Signalquelle. Damit wird der Verstärker mit seiner fest eingestellten Spannungsverstärkung von 20 dB und einem Eingangssignal um 1 V gerade optimal ausgesteuert. Zwei große Lautsprecherboxen mit 8 Ohm brachen einen ganz hervorragenden, absolut sauberen Klang. Keine Verzerrungen, glatter Frequenzgang, alles hört sich sehr gut an.

Es wurden unterschiedliche Betriebsspannungen zwischen 7 V und 16 V getestet. Die Übersteuerungsgrenze hängt von der Betriebsspannung ab. Das Verhalten bei Übersteuerung ist recht gutmütig, sodass nur wenig davon zu hören ist, solange nur einzelne Spitzen des Signals betroffen sind. Was besonders auffällt ist der geringe Strombedarf bei kleiner Lautstärke. Der Ruhestrom wurde mit etwa 10 mA gemessen, und schon bei 20 mA kommt eine beträchtliche Lautstärke heraus. Die Stromaufnahme sinkt übrigens mit höherer Betriebsspannung, ganz wie es bei einem D-Verstärker sein soll. Dementsprechend hat man einen sehr guten Wirkungsgrad und kaum ein Erwärmung am Verstärker-IC.

Der zweite Versuch  wurde mit dem Heimradio von Modul-Bus durchgeführt. Der Verstärker lag dabei direkt an den Stereo-Ausgängen des SI4735. Der Verstärker wird dabei nicht bis zur Leistungsgrenze ausgesteuert, weil die Ausgangsspannung des Empfängers deutlich unter einem Volt liegt.  Diese Kombination eignet sich jedoch sehr gut für Batteriebetrieb mit einem 9-V-Block oder an einem 12-V-Akku. Beim UKW-Empfang konnte auch das Störverhalten des Verstärkers getestet werden. Es wurde deutlich, dass eine günstige Masseführung wichtig ist um Rückwirkungen zu vermeiden. Bei einem Testbetrieb ohne Filter wurden deutliche Verzerrungen hörbar, weil der Empfänger Oberwellen des PWM-Signals empfängt. Die Filter an den Lautsprecherausgängen haben also einen gewissen Einfluss. Mit 1 µH und 1 nF an den Ausgängen ist bereits ungestörter UKW-Empfang möglich.




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