UKW-Pendelaudion mit Röhren
     

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Aus dem Buch "Röhrenschaltungen von 6 bis 60 V". Im Bereich höherer Frequenzen ab 20 MHz und vor allem im UKW-Bereich hat sich das Pendelaudion bewährt. Es handelt sich um eine Sonderform der Audionschaltung, bei der mit überkritischer Rückkopplung HF-Schwingungen periodisch einsetzen und wieder abreißen. Die Schwingungsamplitude pendelt also. Die Pendelfrequenz soll im Bereich um 50 kHz liegen, also weit oberhalb der höchsten übertragenen Modulationsfrequenz und im UKW-Bereich auch oberhalb des Stereo-Pilottons von 19 kHz.

Die Schaltung nach Bild 9.14 ähnelt auf den ersten Blick einem normalen Audion, allerdings verwendet sie eine etwas anderer Dimensionierung. Die Spule besteht aus blankem Silberdraht und hat nur 4 Windungen bei einem Durchmesser von 7 mm. Mit dem Drehkondensator von 20 pF überstreicht man den UKW-Bereich zwischen 85 MHz und 108 MHz. Eine Verschiebung gelingt meist durch Verlängern und Verkürzen der Spule. Die zweite Triode der ECC85 wird als NF-Verstärker eingesetzt. Eine Besonderheit gegenüber einem normalen Audion ist das zusätzliche Tiefpassfilter zur Dämpfung der Pendelfrequenz.

 

Bild 9.14 Das UKW-Pendelaudion

Der entscheidende Unterschied zu einem normalen Audion ist die Einstellung der Rückkopplung. Sie wird hier so justiert, dass kräftige Eigenschwingungen entstehen, die periodisch das Gitter so weit negativ aufladen, dass die Schwingungen von selbst abreißen. Man kört dann im Kopfhörer eine starkes Rauschen, das zurückgeht, wenn ein Sender empfangen wird. Mit dem Poti kann der Arbeitspunkt für beste Empfindlichkeit eingestellt werden. Beim Erhöhen der Anodenspannung kommt man zuerst an den Punkt einsetzender Schwingungen. Bei etwas höherer Spannung setzen die Pendelschwingungen ein. Erhöht man die Spannung weiter, werden die Pendelschwingungen stärker, aber die Empfindlichkeit des Empfängers nimmt ab. Den Bereich bester Empfindlichkeit erkennt man am stärksten Rauschen bzw. an der größten Lautstärke eines empfangenen Senders. Bei optimaler Einstellung ist das Pendelaudion so empfindlich, dass mehrere UKW-Sender ganz ohne Antenne allein über den offenen Schwingkreis empfangen werden können.

Das Pendelaudion arbeitet als Oszillator mit großer Schwingungsamplitude. Durch Gittergleichrichtung sinkt die Spannung am Gitter solange, bis die Schwingungen abreißen, weil die Steilheit der Röhre nicht mehr ausreicht, um sie aufrecht zu erhalten. Danach steigt die Gitterspannung durch den Gitterwiderstand erneut an, bis die Röhre wieder ausreichende Verstärkung hat, um neue Schwingungen zu entfachen. Die entscheidende Phase liegt im Aufbau der neuen Schwingungen. Allgemein gilt für jeden Oszillator, dass Schwingungen verstärkt zurückgekoppelt werden. Da aber am Anfang noch keine Schwingungen vorhanden sind, gibt es zunächst auch nichts zu verstärken. Der Vorgang bedingt daher zunächst mit der immer vorhandenen Rauschspannung des Schwingkreises und der Röhre in der Größenordnung von einem µV. Es werden dann viele Schwingungen benötigt, die jeweils um einen gewissen Faktor verstärkt werden. Da der Anfang des Vorgangs im Rauschen liegt, ist die Gesamtzeit zum Aufbau der neuen Schwingungen zufällig und erzeugt ebenfalls ein Rauschsignal. Bild 9.15 zeigt das an der Anode der HF-Röhre gemessene Pendelsignal ohne ein Eingangssignal. Man erkennt die zufällig verteilten Pendelperioden als Rauschen der Impulsflanken. Da der mittlere Anodenstrom damit ebenfalls moduliert wird, erhält man ein NF-Rauschen.

 

Bild 9.15 Pendelshwingungen ohne Empfangssignal

 

Bild 9.16 Pendelschwingungen mit Empfangssignal

Wird der Empfangskreis auf einen Sender abgestimmt, beschleunigt sich der Aufbau der HF-Schwingungen. Bild 9.16 zeigt diesen Zustand. Man erkennt deutlich, dass die Pendelfrequenz ansteigt. Außerdem fehlt der Rauschanteil, d.h. die Pendelschwingungen sind gleichmäßiger. Wenn das Eingangssignal moduliert wird, ist die an periodischen Schwankungen der Pendelfrequenz zu erkennen.

Ein Pendelaudion ist extrem empfindlich. Es genügen Eingangssignale von wenigen Mikrovolt, um einen Sender deutlich zu empfangen. Der Grund liegt in der enormen Verstärkung beim Aufbau der Oszillatorschwingungen, die periodisch neu entfacht werden. Da ohne Eingangssignal das natürlich vorhandene Rauschen in der Größenordnung eines Mikrovolt den Anfang macht, genügt eine Eingangsspannung in ähnlicher Größenordnung, um den Vorgang merklich zu beschleunigen.

Die hohe Frequenz erfordert einen HF-gerechten Aufbau mit kurzer Leitungsführung und einer guter Masseleitung. Sehr effektiv ist der Einbau in ein Blechgehäuse. Auch eine Abschirmung der Röhre ist sinnvoll. Die Antenne darf nur extrem lose an den Schwingkreis angekoppelt werden, da die Empfangsfrequenz sonst zu leicht durch Annäherung an den Empfänger verstimmt wird. Die „Handkapazität“ der Benutzers lässt sich am besten durch einen vollständig abgeschirmten Aufbau unschädlich machen. Ein Probeaufbau kann jedoch auf diese Maßnahmen verzichten. Der offene Schwingkreis ohne angeschlossene Antenne bietet einen guten Kompromiss in Bezug auf Empfangsleistung und Frequenzstabilität. Bild 9.17 zeigt einen Aufbau der Schaltung direkt am Röhrensockel. Der Abschirmkragen des verwendeten Sockels diente dabei als wirksame Massefläche.


Low voltage receiver  by Bernard THOMAS (France)



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