Seniorenradio „Saurier“      

von Günther Zöppel                   
Elektronik-Labor  Lernpakete  Projekte  HF    

In unserem Haushalt lebt meine 91-jährige Schwiegermutter, welche zwar vollständig erblindet ist, aber durch ihre gute geistige Fitness noch regen Anteil am Umweltgeschehen nimmt. Regelmäßiges Radiohören  ist daher eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie schwärmt immer von früheren Radios, die zur Bedienung mit zwei Knöpfen auskamen und für Blinde kein Hindernis darstellen, weil alles mittels Tastsinn einstellbar war. Ob ich als gestandener Radiobastler denn nicht so was hinkriegen könnte, fragte sie mich neulich und hatte mich damit bei der Bastlerehre erwischt. Rausgekommen dabei ist der Empfänger „Saurier“ – ich nehme gleich mal die Taufe vorweg :

SaurierSenioren-angepasstes UKW-Radio in einem Rentnerhaushalt.

 

Mechanischer Aufbau

Ich habe dem ganzen Gerät annähernd ein Aussehen verpasst, wie es von den sogenannten Volksempfängern aus früheren Zeiten bekannt ist. Links unten der Einschalter mit Lautstärkepoti, rechts unten der Sendereinstellknopf – und das war´s schon mit den Bedienelementen. Das ganze wegen dem Nostalgiefeelings in ein mahagonifarben gebeiztes Sperrholzgehäuse mit den Außenmaßen 20 cm Höhe, 18 cm Breite und 12 cm Tiefe eingebaut, bleibt es von der Größe her gut behandelbar. 

Als Basis der Elektronik diente der dabei anlässlich des letzten Bastelwettbewerbes  gewonnene Heimradio-Bausatz von AK Modul Bus, der für diesen Verwendungszweck ideale Voraussetzungen mitbringt. Leider hatte ich den verwendeten IC Si4735 für das Projekt „Burkhard“ ausgebaut – aber die Kollegen von der Firma halfen mir mit prompter Lieferung eines Ersatzes kurzfristig. 

Die Potis des Bausatzes – eines für die Lautstärke, das andere für die µC-gesteuerte Abstimmung – habe ich nicht bestückt, sondern dafür Drähte in die Leiterplatte eingelötet, die zu den entsprechenden extern  im Gehäuse eingebauten Potis führen. Das Lautstärkepoti erhielt gleich einen gekoppelten Einschalter, wegen der o.g. Bedienungsvereinfachung. Im Original war dafür ein 10k-Poti vorgesehen, ich hatte nur eines mit 50k hier, das funktioniert genauso gut, denn der Gleichstrompfad, der dadurch im Eingangsbereich des LM386 geschlossen wird, ist so stromarm (Basiskreis des internen Eingangstransistors), dass der nötige Strom auch über 50k noch problemlos fließen kann. Das Senderabstimmpoti ist ein gerade vorhandenes Präzisionsexemplar mit 10 Umdrehungen , da gestaltet sich die Sendersuche mit der Kurbelei fast wie früher – fehlt nur noch ein Schwungrad dran… 

Ein gerade vorhandener 3W- Lautsprecher, der früher mal in einem DDR-Mobilplattenspieler seinen Dienst tat, passte hervorragend zum Konzept. Stereo war nicht nötig, so wurde der eingebaute LM386-Verstärker benutzt, der den Lautsprecher ausreichend „befeuert“ – volle Lautstärke ist der Schwiegermutter bereits zu viel. Durchs Holzgehäuse bedingt, kommt ein ziemlich ausgewogener Klang zustande. Zur Einschaltkontrolle wurde dem Gerät noch eine blaue 3mm-LED spendiert, die mit einem Vorwiderstand von 12k gerade mal ca. 1 mA Strom zieht, sodass die Anzeige nicht blendet – ist aber nur für Außenstehende (zur abendlichen Ausschaltkontrolle…) wichtig, da die Schwiegermutter das ja ohnehin nicht sieht. 

Als Stromversorgung wurde ein 12V-Steckernetzteil verwendet, welches über eine in der Rückwand eingebaute Buchse angeschlossen wird. Die Antenne wurde als Loop im Gehäuseinneren ausgeführt und mit Klebestreifen fixiert, das reicht dem empfindlichen IC bei weitem zum störungsfreien Empfang von mindestens acht Sendern hier im Erzgebirge aus.

Etwas Lautsprecherstoff war auch noch vorhanden, und so gestaltete sich der gesamte Aufbau als unproblematisch. Für eventuelle Nachnutzer dürften die beigefügten Bilder aussagekräftig genug sein.

Das Schaltbild und die elektronische Beschreibung findet sich unter http://www.elexs.de/SI4735h.html

Dort ist auch ausführlich erläutert, wie man dem Bausatz die Senderspeicherung beibringt. Es stellte sich heraus, dass meiner Schwiegermutter fünf Sender genügen, mit dem „modernen Musikzeug“, welches ich anfangs mitgespeichert hatte, war sie nicht so recht einverstanden.


Im Nachhinein wurde die Verpolungsschutzdiode des Bausteines noch durch einen 10nF-C überbrückt, um HF-Störungen zu beseitigen, die ansonsten über dort gleichgerichtete Spannungen auf die Stromversorgung einwirken können. Weiterhin wurde innen an der Rückwand noch ein Spannungsfilter mit Kondensatoren und Spule eingebaut, denn es stellte sich heraus, dass ein leichtes NF-Brummen, durch die ungenügende Siebung des Steckernetzteils verursacht, mit dem Filter unhörbar wird.

Fazit 

Mit geringem Aufwand wurde ein Empfänger geschaffen, der für einen Spezialzweck benutzt, so kaum im Handel zu erwerben ist. Die Klang- und Empfangsqualität wird seitens meiner Schwiegermutter als sehr gut eingeschätzt, sie hat sich tausend mal bedankt und anlässlich oben erwähnter Taufe natürlich einen ausgegeben – was will man mehr ? Und die Bastlerehre ist wiederum nicht auf der Strecke geblieben ;-)

 Günther Zöppel

Pockau, November 2015


Elektronik-Labor  Lernpakete  Projekte  HF