Röhren-Zweikreiser
von Franz Lärmer, DF9RV
Ich
habe einige Exemplare des Franzis-Röhrenradios aufgebaut und in
verschiedene Ausführungen abgewandelt. Besonders gut funktionieren zwei
von mir konzipierte Zweikreiser-Varianten mit zwei Röhren, die ich
durch Kombination von jeweils zweien der Original-Franzis-Bausätze
erstellt habe. In der ersten Schaltungsvariante habe ich nur
elektronische Bauteile verwendet, die in den beiden Bausätzen vorhanden
sind, so dass für die Realisierung des Zweikreisers nichts zugekauft
werden muss. Für die Vorstufe wird die zugehörige Platine auf einer
Linie zwischen den Anschlüssen P1, P2 und P3 einerseits und dem
Anschluss Bat +9V sowie T1 andererseits durchgeschnitten. Die fertig
bestückte Platine der Röhrenvorstufe kann nach der kompletten
Verdrahtung mit Epoxydkleber am Gehäuse fixiert werden. Die
Audionplatine wird wie vorgesehen über Drehkondensator und Röhre bzw.
Röhrenaufnahme befestigt.
Diese erste Ausführung entspricht bis auf die zusätzliche HF-Vorstufe
und einen 10k-Anodenwiderstand (statt 1k) für ein weicheres Einsetzen
der Rückkopplung der ursprünglichen Schaltung des Bausatzes von Franzis
mit einem Frequenzbereich von 3500-12000 kHz. Hierbei wurden die
Originalspulen beider Bausätze unverändert verwendet zusammen mit den
265pF-Abstimmkapazitäten des Drehkondensators für den vollen
Frequenzbereich.
Auch die Antenneneinkopplung in die Vorstufe folgt dem Konzept der
Originalschaltung des Bausatzes, mit verschiedenen Koppelpunkten in die
Vorkreisspule. Die Kopplung der Vorstufe in den Audionkreis geschieht
über die Ankoppelspule mit 4 Windungen und einen 10nF-Koppelkondensator.
Es gibt die im Bausatz verwendete Stromversorgung mit 6V (4
Mignonzellen) für die Röhrenheizungen und 9V (Blockbatterie) in Serie
mit 6V, also 15V für die Anodenspannung. Die Heizungen der beiden
Röhren 6Jl sind parallel geschaltet, so dass sich die Heizströme von
jeweils 150mA addieren und die 6V-Batterie mit 300mA belasten. Das ist
für handelsübliche Mignonzellen noch gut verträglich.
Die zweite Ausführung weist demgegenüber einige Abwandlungen auf:
Durch Anpassung der mitgelieferten Spulen (Änderung der Windungszahlen,
wie angegeben: alte Wicklung abwickeln und neu mit Kupferlackdraht
bewickeln) und Verwenden der 20pF Abstimmkapazitäten des
Drehkondensators in Verbindung mit 50pF-Parallelkapazitäten (jeweils
zweimal 100pF in Serie) wurde der Abstimmbereich auf 3500 - 4000 kHz
(also auf das 80-Amateurband und 75m Rundfunkband) gespreizt. Die
Bandspreizung erleichtert die Abstimmung auf SSB-Sendungen im
80m-Amateurband erheblich.
Die Antennenanschlüsse des „inneren“ Audionkreises werden wie bei der
vorherigen Variante nicht benutzt, sind also bis auf Anschluss „A2“ der
Audionplatine zur Kopplung der Vorstufe an das Audion über einen
10nF-Kondensator und die Koppelspule mit 4 Windungen obsolet. Bei der
HF-Vorstufe verwende ich als Antennenanschluss ebenfalls nur ,,A2" der
Vorstufenplatine, d.h. den Anschluss an die Ankoppelspule mit 4
Windungen. Die anderen Einspeisepunkte der Originalschaltung werden
hier nicht benutzt. Der Anschluss „A2“ wird direkt mit einer
Antennenbuchse verbunden, von dort über 100pF zur benachbarten
Antennenbuchse, von dort über 10pF zur dritten Antennenbuchse. Damit
kann ich die ,,Härte" der Antennenkopplung abgestuft wählen und so an
verschiedene Antennen oder Empfangssituationen anpassen. Die „härteste“
Ankopplung über die Spulenanzapfung „A3“ entfällt also.
Hinzu kommt eine HF-Drossel zwischen Anode und Schirmgitter der
HF-Vorverstärkerröhre, die zusammen mit einem 100nF-Blockkondensator
vom Schirmgitter nach Masse das Schirmgitter von der Hochfrequenz an
der Anode entkoppelt. Dadurch wird die Vorstufenröhre für die
Hochfrequenz nicht mehr wie zuvor in Triodenschaltung, sondern effektiv
in Pentodenschaltung betrieben. Letzteres verbessert den
HF-Verstärkungsfaktor der Vorstufenröhre um etwa einen Faktor 1,5 bis
2. Die Induktivität der Drossel ist unkritisch, man kann irgendwas
zwischen 100-500µH verwenden. Wenn man keine solche HF-Drossel zur
Verfügung hat oder verwenden will, kann man Anode und Schirmgitter der
HF-Vorverstärkerröhre auch wieder direkt wie in der Originalschaltung
miteinander verbinden und auf die etwas höhere Verstärkung verzichten.
Den 100nF-Kondensator vom Schirmgitter nach Masse muss man dann
ebenfalls weglassen.
Es wurden die beiden 6V-Batteriehalter aus beiden Bausätzen verwendet
und durch Serienschaltung eine Betriebsspannung von 12V verfügbar
gemacht (die 9V-Blockbatterie entfällt). Damit können die Heizungen der
beiden Röhren in Serienschaltung betrieben werden, was die 12V-Batterie
nur mit 150mA Heizstrom belastet und die Batterielebensdauer somit
verdoppelt. Um den erforderlichen Platz für die beiden Batteriehalter
im Gehäuse zu schaffen, wird auf einen internen Lautsprecher verzichtet
und stattdessen lediglich eine Kopfhörerbuchse (3,5mm Klinkenbuchse)
für einen Kopfhörer oder externen Lautsprecher verwendet. Da es für
Heizung und Anodenspannung nur noch eine einzige Spannungsquelle gibt,
kann das „Rückkopplungspoti 22k“ statt über einen der beiden
Transistoren BC547 jetzt direkt mit Masse verbunden werden.
Für beide Varianten empfiehlt sich der Einsatz eines Feintriebs für den
Drehkondensator, um die Abstimmung noch feinfühliger zu gestalten, z.B.
eines MENTOR-Feintriebs 6:1 Typ 101.2 von CONRAD oder VOELKNER.
Beide Schaltungen performen mit einem Regenrohr als Antenne
ausserordentlich gut und ich kann damit den SSB-Amateurfunkverkehr im
80m-Band (LSB) gut empfangen. Der Hauptvorteil des Zweikreisers ist die
Entkopplung des frequenzbestimmenden Audionkreises von der Antenne
durch die Vorstufe. Ich kann also, während ich eine SSB-Sendung
empfange einfach die Antenne umstecken, wenn das Signal zu stark oder
zu schwach ankommt, ohne den Empfang zu verstimmen. Die
Empfangsfrequenz bleibt dabei präzise erhalten. Die HF-Vorstufe erhöht
die Signalstärke, hat aber keine Verbesserung des
Signal-RauschVerhältnisses zur Folge. Der Rauschabstand wird vom
Audionkreis bestimmt und nicht von der Vorstufe.
Download: Der erweiterte Artikel im Amateurfunkmagazin CQ DL des DARC e.V: ZweikreiserCQDL09-2021.pdf