Dezember 2022: Wege zum Mikrocontroller
Auszüge aus dem Buch Mikrocontroller und Entwicklungssysteme, Kapitel 1 Vorgeschichte
Wir beide, Rainer und ich kennen uns schon aus der Schule. Wir haben
gleich gemerkt, dass wir beide irgendwie in Richtung Elektronik ticken.
Rainers Vater war ausgebildeter Radio- und Fernseh-Mechaniker und hat
dann beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gearbeitet. Er
hatte Rainer schon die Grundlagen elektronischer Schaltungen
vermittelt, und ich habe dann von Rainer vieles erfahren.
Mein Vater war Chemiker bei der Ruhrkohle und hat mich in allen
technischen Dingen gerne unterstützt. Irgendwann hat er ein neues Hobby
für sich entdeckt, das Radiobasteln. Er kam aber nicht sehr weit damit
und hat das Interesse wieder verloren. Nach und nach habe ich seinen
Lötkolben, Messgeräte und alle Bauteile übernommen. Als dann irgendwann
mein erster Schwarzsender aus dem UKW-Radio ertönte, hat er sich
darüber gefreut.
Irgendwann haben Rainer und ich mit normalen Röhrenradios Amateurfunk
gehört, zunächst AM und CW. Da kam die Idee, den Prüfsender von Rainers
Vater an eine Antenne anzuschließen, sodass ich in etwa drei Kilometern
Abstand etwas hören sollte. Das hat allerdings nicht funktioniert. Wir
sind dann beide zu einem Amateurfunk-Kurs gegangen. Ich habe
schließlich die Lizenzprüfung absolviert und mein Rufzeichen DK7JD
bekommen, und dann eigene Sender gebaut und betrieben. Das ist bis
heute mein schönstes Hobby.
Rainer hat Nachrichtentechnik studiert und sein Hobby in Richtung
Elektronenorgeln entwickelt, die er dann einer Band zum Einsatz
gebracht hat. Im Studium hat er natürlich viele Dinge gelernt, die ich
auch für meinen Amateurfunk gebrauchen konnte. Ich habe ihn dann immer
gelöchert, wie man Filter möglichst einfach berechnen kann. Ich selbst
habe in der Zeit Physik studiert, aber solche wichtigen Sachen kamen da
nicht vor.
Als die ersten Computer erreichbar wurden, war Rainer sofort dabei. Er
hat sich den Elektor Junior Computer gebaut und stark weiter
entwickelt. Zu der Zeit war ich noch nicht damit infiziert. Aber ich
habe gesehen, dass er EPROMs brennen konnte. Und die wollte ich zu
einem ganz anderen Zweck verwenden, nämlich für einen automatischen
CQ-Ruf für meinen Sender. Ein Taktgeber und ein Binärzähler steuerten
das EPROM an, und eine Datenleitung hat das Morsesignal geliefert, ganz
ohne Computer oder Mikrocontroller. Die Daten für das EPROM habe ich
per Hand geschrieben, und Rainer hat sie programmiert. Das war ein
schöner Erfolg!
Wie das Leben so spielt, da kommen Jahre, in denen man wenig Zeit für
seine Hobbies hat. Familie und Beruf fordern vollen Einsatz. Rainer
hatte beruflich mit Großrechnern zu tun, da kann man den Lötkolben kalt
lassen. Aber die Arbeit am eigenen PC wurde immer interessanter.
Ich wurde Lehrer und konnte die Elektronik auch in die Schule tragen.
Aber irgendwann hatte ich genug von diesem Beruf und habe mich als
freier Entwickler und Autor betätigt. Hauptsächlich habe ich für
Kosmos, Franzis und Elektor, aber auch für AK-Modul-Bus und andere
Firmen gearbeitet. Da konnte ich endlich Beruf und Hobby unter einen
Hut bringen, Elektronik im Hauptberuf. Nebenbei habe ich meine Homepage
mit der Bastelecke gepflegt.
Von 2008 bis 2010 gab es bei Franzis die Online-ELO, und ich war ihr
Redakteur. Da war ich auf viele externe Autoren angewiesen. Und auch
Rainer habe ich gefragt, ob er nicht einige seiner Projekte
veröffentlichen will. Da kam vieles zusammen. 2010 ging meine Arbeit für die Online-ELO zu Ende.
Da habe ich sozusagen als Fortsetzung das Elektronik-Labor.de
aufgebaut. Und auch da habe ich zahllose Beiträge externer Autoren
veröffentlicht, darunter viele von Rainer. Parallel hat Rainer an einer
eigenen Website gearbeitet und viele Artikel verfasst.
In den letzten Jahren ist es sehr oft vorgekommen, dass einer von uns
einen neuen Mikrocontroller in die Finger bekommen hat und den anderen
anstecken konnte. Ich verdanke Rainer viele Anstöße und Starthilfen,
die dann letzten Endes zu neunen Projekten für Franzis und andere
Verlage oder Firmen geführt haben. Viele solche Einarbeitungen habe ich
auf meiner Homepage dokumentiert, und der Name Rainer ist dort oft zu
lesen.
Wir beide wollen unsere Begeisterung für die Elektronik und die
Mikrocontroller weiterreichen. Es würde uns freuen, wenn der eine oder
andere sich anstecken lässt und selbst aktiv wird. Aber wir wollen auch
die vielen Misserfolge und die Projekte nicht verschweigen, die
letztlich im Sande verlaufen sind. Jeder muss ja für sich entscheiden,
wann er lieber aufgibt und wann er beharrlich weiter arbeitet. Am Ende
jedenfalls führen zwei Dinge zum Erfolg: Ausdauer und eine gute
Zusammenarbeit.