Manchmal geht etwas schief, und dann ärgert man
sich über die eigenen Fehler. In diesem Fall wurde eine Arduino Nano
und noch mehr durch Überspannung zerstört. Ich wollte ein Reedrelais
genauer untersuchen, insbesondere wie schnell es schalten kann und ob
ein Prellen der Kontakte beobachtet werden kann. Das Relais wurde mit
30 V vom Labornetzteil betreiben. Ein Transistor wurde mit einem
Basiswiderstand von 10 k vom Arduino angesteuert. Ein Kontakt lag mit
einem Arbeitswiderstand am Analogeingang A0, weil ich gerade ein
passendes Oszilloskop programmiert hatte.
Zuerst hat alles funktioniert, aus dem Relais konnte ich je nach
Frequenz ein Klicken oder Summen hören. Das Netzteil war auf eine
Strombegrenzung von 100 mA eingestellt. Dann habe ich die Verbindung zu
den Kontakten geändert und muss dabei wohl einen Fehler gemacht haben.
Das Netzteil ging in die Strombegrenzung. Und aus dem PC kam ein
Dingeling wie bei der Abmeldung eines USB-Geräts.
Abmeldung ist untertrieben, da war einiges kaputtgegangen. Zunächst habe ich bemerkt, dass der USB-Hub defekt war. Wenn ich ihn neu anstecke, kommt eine Meldung „Überspannung am USB“, gemeint ist wohl Überstrom, d.h. der USB-Hub macht einen Kurzschluss. Traurig, traurig. Am nächsten Tag habe ich bemerkt, dass auch meine Webcam kaputt ist. Sie lässt sich nicht mehr am USB anmelden. Sie hing während des Unglücks mit am USB-Hub und hat wohl auch die Überspannung abbekommen. Die Strombegrenzung des Netzteils ist zu langsam, weil wohl am Ausgang noch ein Kondensator liegt. Den USB-Hub habe ich inzwischen aufgeschraubt und durchgemessen. Der USB-Controller verursacht tatsächlich einen Kurzschluss. Die 5V-Leitung vom PC ist mit einer Schottkydiode SS14 abgesichert. Deshalb wurde der PC selbst glücklicherweise nicht beschädigt.
Mir war überhaupt nicht klar, welchen Fehler ich eigentlich gemacht
habe. Aber eine Untersuchung des defekten Arduino Nano brachte
Klarheit. Seltsamerweise lässt er sich noch am USB anmelden und
funktioniert sogar noch. Nur der analoge Eingang A0 misst immer nur
noch 0 V. Mit dem Ohmmeter kann man hier einen Schluss gegen GND
messen. Also hatte ich wohl ein Kabel oder einen Kontakt verwechselt
und die 30 V auf A0 gegeben. Über die interne Begrenzerdiode wurde
damit VCC auf fast 30 V angehoben. Und diese Spannung wurde rückwärts
in den Hub und die Kamera gelassen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Bauteile
von IBM zuerst überhaupt nicht als Relais erkannt habe. Zwei Spulen, das muss ein Trafo
sein. Deshalb habe ich zuerst einen Tongenerator angeschlossen. Der Trafo funktioniert
und hat eine Resonanz bei 60 kHz. Innen hatte ich einen Ferritkern vermutet. Mit
einem Kondensator konnte ich die Resonanz tiefer legen, aber anders als gehofft
kam keine große Güte dabei heraus.
Ob man mit der Spule wenigstens magnetische Felder erkennen kann? Bei der Annäherung mit einem Magneten gab es seltsame Impulse, und ich konnte klickende Geräusche hören. Erst da wurde mir klar, dass sich im Inneren Reed-Kontakte befinden. Man sieht auch deutlich die Anschlüsse der sechs Reed-Kontakte, eigentlich kaum zu übersehen. Und das ganze Relais ist so ausgeführt, dass es auf passende Kontakte gesteckt werden kann. Stecken statt Löten, das passt gut zu einer Rechenmaschine mit Relais. Da gab es bestimmt öfter mal Ausfälle. Mit nur einer Spule kann man das Relais bei 24 V betreiben. Beide Spulen parallel funktionieren mit 12 V, in Reihe braucht man weniger Strom. Dann habe ich die anderen Relais untersucht. Einige haben nur eine Spule, aber fast alle sind sehr hochohmig mit ca. 2 k. Ein Relais war ganz hochohmig, aber da konnte ich etwas nachlöten. Der Onkel hat offensichtlich nur die ausgemusterten Bauteile mitgehen lassen.
Zuerst habe ich mich gefragt, wie denn wohl die Reed-Kontakte eingebaut wurden. Dann ist mir aufgefallen, dass eine Seite des Relais ein Innenteil hat, das nachträglich eingeschoben werden konnte. Und man kann es auch relativ leicht wieder herausnehmen.Ludger hat mir eine
Schachtel mit Bauteilen mitgebracht, die er im Haus seines verstorbenen Onkels
gefunden hat. Er hat wohl mal für IBM gearbeitet, aber zu einer Zeit, in der
die Büromaschinen noch ganz anders aussahen. Eine Röhre von IBM? Kaum zu glauben.
Die 5696 ist ein Thyratron, also eine gasgefüllte Schaltröhre, die laut
Datenblatt auch für Rechenanlagen eingesetzt wurde. Keine Ahnung, wann das war, und wie diese
Maschinen aussahen.
Die Röhre wollte ich gleich mal in Aktion sehen. 6,3 V Heizung, Heizstrom 150 mA, passt genau und glüht wie erwartet. Ca. 300 V an die Anode, Kathode und Gitter 2 an Minus, Gitter 1 offen gelassen: Die Röhre zündet. Man sieht ein blau-violettes Gasleuchten, vermutlich Argon. Die Stromquelle ist sehr hochohmig, Der alte Widerstand liegt nur aus Gründen der historischen Kontinuität mit an der Anode. Und ich konnte den Spannungsabfall messen. Der Anodenstrom war 11 mA, die Anodenspannung 10 V.
Mit in der Schachtel waren besondere Reed-Relais, die ich zuerst gar nicht als solche erkannt hatte. Es ist vorstellbar, dass das Thyratron solche Relais schalten konnte. Ich will sie noch genauer untersuchen.
Ein weiteres Bauteil ist zwar weniger ungewöhnlich, hat aber einen historisch spannenden Begleitzettel von IBM Deutschland. Es ist ein Widerstand mit 1,5 k und 10 W. Mit darauf ist eine Jahreszahl, aber leider nicht das Jahrzehnt. Könnte das 1964 oder 1974 gewesen sein?