Ein Nachtrag von Martin:
Erklärenderweise muss ich ein bischen ausholen, weil Du schriebst "...so viel Aufwand nur für das Wetter..."
Das
Thema Wetter hat den Menschen schon immer umgetrieben. Die World
Meteorological Organization (WMO) ist die älteste und bei weitem größte
Nichtregierungs-Organisation, die unsere Erde jemals gesehen hat. Seit
ihrer Gründung (IMO 1873 bzw. 1950) wurden zwischen allen
Mitgliedsstaaten regelmäßig Daten ausgetauscht. Ost-West-Konflikte oder
der 'Eiserne Vorhang' haben für die WMO nieamals existiert. Technisch
gesehen und um zum Thema zurückzukehren: Röhren waren damals robuste
Pfennigartikel, um EMP hat sich niemand geschert. Die erwähnten
Batteriesätze funktionieren bis -80 °C in der Stratosphäre in 30 km
Höhe, das tun Röhren auch. Bis in die 70er haben die USA selbst Sonden
benutzt, die komplett mit Bleistift-Röhren bestückt waren. Auch davon
hatte ich ein paar in den Fingern. Wie gesagt bin ich damit groß
geworden und habe 40 Jahre Wetterdienst auf dem Buckel durch meinen
Vater, der beim Meteorologischen Dienst der DDR gearbeitet hat. Bis
2008 war ich als Radartechniker für die Wetterradare selbst bei dem
Verein (jetzt DWD genannt). Damals (d.h. zu DDR-Zeiten) wurden noch
Kautschukballons vor dem Start durch Kerosin gezogen und gewärmt, um
sie dehnbarer zu machen, ich hab den Geruch noch in der Nase. Dann mit
ein paar m³ Wasserstoff gefüllt, um ca. 3kg Auftrieb zu erzeugen. Daran
hing dann die Radiosonde, verfolgt von einem Monster-Radar russischer
Produktion mit ca. 400 Röhren, genannt "Meteorit". Viel Krach wegen der
Lüfter, um die Wärme von 400 Röhren aus dem Raum zu bekommen und einem
Umformer - Motor-Generator- , um die 400-Hz-Speisespannung für die
Anlage zu erzeugen. Ein taumelnder Sub-Reflektor vor der Parabolantenne
- selbst heute noch üblich für Tracking-Radare - und viele Synchros, um
die nötigen Rechenoperationen auszuführen. Ich habe es geliebt und
finde es immer noch eine spannende Geschichte. Und bis heute bewundere
ich die Leute, die am Boden vor den Oszilloskopen und diversen Plottern
gesessen haben, um die Daten vom Aufstieg aufzunehmen, um sie
anschließend in einem Fernschreiber auf ein Lochband zu hacken und an
die Zentrale zu schicken, damit eine Viertelstunde später diese Daten
überprüft und mit der ganzen Welt geteilt werden konnten.
Wettersonden und Radar, von Michael aus Berlin
Ich war 1970 bei der Armee, und zu der Kompanie gehörte auch ein
Meteorologen-Zug, ich war da zwar nicht direkt drin, aber die Technik
interessierte mich. Station war eine fahrbare Radarstation, die Beschreibung
von Martin in dem Beitrag passt grob durchaus. Das Radar hatte zumindest über
100 kW Impulsleistung, Tastdaten weiß ich nicht mehr. Die Station wurde
regelmäßig eingemessen, eine Sonde oben an einer Latte aus dem Dachfenster, die
Station im KFZ-Park ca. 500 m entfernt. Vorschrift war natürlich, Radar
abschalten und dann erst Antenne runterfahren. Natürlich hält sich da jeder
dran: es wurde schräg über unser Gebäude, wo oben die Sonde hing, runtergefahren,
so dass alle Leuchtstofflampen der Etagen mal kurz angingen. ;-))))
Zu den Sonden: die russische Version kenne ich nicht, wir hatten DDR-Produkte,
2x DF67, Sender im Prinzip identisch, da wohnt eine Bleistifttriode drin,
sollte identisch zur RCA 5675 sein. Die wurde mit einem 800 kHz Hilfsträger
moduliert, die eine DF76. Die zweite war ein 400Hz Oszillator, der von einem
Heißleiter zur Temperaturmessung verstimmt wurde. Auswertbare Daten unter den
Umgebungsbedingungen beim Aufstieg wurde wie folgt erzeugt:
Der Luftdruck wurde mit einer üblichen Barometerdose gemessen. Die trieb einen
Metallschleifer an, der über "Plasteskala" lief, die in festen
Abständen Kupferstreifen als Gegenkontakt hatte, also wie eine Leiter. Wenn es
Kontakt gab, wurde der Heißleiter überbrückt bis der sich ändernde Luftdruck
den "Zeiger" weiterbewegte. Am Boden wurde mechanisch die Dose so
eingestellt, dass der Schleifer am Anfang stand. Damit hatte man die Referenz
der 400 Hz bei der aktuellen Temperatur. Die Referenz wurde beim Aufstieg ja
immer wieder mal gesendet, damit hatte man die aktuelle Korrektur für die
Frequenzänderung des 400 Hz Oszillators durch Außentemperatur- und
Luftdruckänderung. Der aktuelle Messwert der Temperatur wurde ja jeweils
dazwischen gesendet. Der Luftdruck wurde ab Start einfach durch die Anzahl der
Umschaltungen mitgezählt.
Entfernung lieferte das Radar, Richtung und Höhenwinkel die Antennenstellung.
Maximal waren bis 200 km Sondenentfernung sicher bestimmbar.
Diese Auswertung war eigentlich recht einfach zu machen und die Werte wurden
auch direkt angezeigt. Interessant war noch: der UHF-oszillator war so
eingestellt, dass er nicht frei schwang sondern durch den eintreffenden
Radarimpuls getriggert wurde und die Sonde sozusagen antwortete.
Als fast genial fand ich die Technik mit der automatischen Antennennachführung.
Wie das genau gemacht war, weiß ich aber nicht mehr. Zumindest hielt das die
Antenne auf Kurs wenn sie bei ca. 1000 m Höhe erstmal sauber gefangen hatte und
das wirklich stabil.
Wir haben damals die ersten Transistor bestücken Sonden bekommen (Sender wie
gehabt, Oszillatoren SS216 o sowas). Wurden in meiner Zeit nie eingesetzt,
waren noch genug alte vorrätig für die wenigen Übungen und außerdem fehlten die
passenden Batterien noch. Benutzt wurden meiner Erinnerung nach Luft-Sauerstoff
Spezialbatterien.