10.5.19:
Ferrit-LeistungsübertragerDer
Ringkern FT140-77 (erhältlich bei Reichelt) ist für
HF-Breitbandübertrager geeignet. Das Material 77 ist für 0,5 MHz bis 50
MHz vorgesehen. Der verwendete Ringkern mit einem Durchmesser von 35,6
mm hat einen Al-Wert von 2250 nH/n". Mit drei Windungen sollte sich
eine Induktivität von 20 µH ergeben. Das wollte ich nachmessen.
Die
Spule mit drei Windungen wurde zusammen mit einem parallelen
Kondensator von 550 pF als Schwingkreis mit einem HF-Generator und dem
Oszilloskop durchgemessen. Die Resonanzfrequenz war 800 kHz. Daraus
ergibt sich eine Induktivität von 70 µH, also wesentlich mehr als die
berechneten 20 µH. Vermutlich ist 70 µH die Anfangsinduktivität für
kleine Aussteuerung, Bei großer Aussteuerung sinkt die Induktivität
dann bis auf 20 µH. Die Bandbreite wurde mit 200 kHz bestimmt. Die Güte
bei 800 kHz beträgt also nur 4. Aber das ist für einen
Breitbandübertrager zweitrangig. Für Schwingkreise würde man eher
Eisenpulverkerne verwenden.
Mit der gleichen Methode wurde dann
auch der experimentelle Doppelloch-Kern aus Klappferriten
durchgemessen. Bei 3 Windungen und 550 pF wurde die Resonanzfrequenz
mit 2 MHz bestimmt. Mit drei Windungen hat der Kern also 11 µH. Die
Bandbreite war 200 kHz, die Güte also diesmal 10. Der Vergleich mit dem
Ringkern legt nahe, dass man den Doppellochkern mit mehr Windungen
verwenden sollte. Damit würde der Kern weniger stark in die Sättigung
getrieben und hätte vielleicht weniger Verluste.
Der
Trafo hat jetzt sieben Windungen aus vieradrigem Flachbandkabel. Je
zwei Adern wurden parallel geschaltet. Diesen HF-Übertrager habe ich
zum Test einfach in die Antennenleitung geschaltet und dann auf 80 m,
40 m und 20 m mit FT8 getestet. Das Ergebnis: 100 Watt wurden
problemlos übertragen, und der Doppellochkern wurde nicht einmal
merklich warm.
Mit etwas
anderer Beschaltung konnte der Kern auch für eine Mantelwellensperre verwendet
werden. Wenn zwei Adern einen Wellenwiderstand von ca. 100 Ohm haben, bringt
die Parallelschaltung 50 Ohm. Und die Induktivität dürfe über 50 µH liegen.
Fazit:
Wenn mal gerade der richtige Ringkern fehlt, geht es auch mit
Klappferriten. Das erinnert mich an einen BALUN, den ich vor vielen
Jahren mal in Ermangelung des richtigen Kerns einfach auf den
Ferritkern eines Zeilentrafos gewickelt habe. Das Material war
definitiv nicht für Kurzwelle vorgesehen, aber es hat trotzdem gut
funktioniert.
Erfahrungen von Ralf Beesner
Ich
hatte vor vielen Jahren für meinen ersten Versuch mit einem kleinen
Schaltregler eine zufällig vorhandene Fertigspule verwendet, die die
passende Induktivität hatte, aber als "Supressor Coil" gekennzeichnet
war. Der Versuch ging völlig daneben, weil das Ferritmaterial solcher
Spulen gezielt auf hohe HF-Verluste ausgelegt wird; Supressor Coils
sollen nicht nur die HF sperren (und möglicherweise ungewollt mit
irgendwelchen Kapazitäten in der Gesamtschaltung "schöne"
Resonanzüberhöhungen produzieren), sondern in Wärme umwandeln und so
aus der Welt schaffen. Mit Klappferriten ist es offenbar ähnlich;
deshalb taugen die wohl nur zum HF-Vernichten, nicht zum HF-Übertragen
Einschätzungen von B. K
Jedes
Ferritmaterial hat anscheinend eine typische Frequenz, oberhalb derer
die Verluste stark zunehmen. Meine Vermutung ist, dass die Klappferrite
so ausgelegt, sind, dass sie bei 100 MHz und höher stark dämpfen. Das
könnte der Grund sein, dass ich zumindest bis 30 MHz noch damit
arbeiten kann, solange ich den Kern nicht in die Sättigung bringe. Bei
meinen Vorversuchen war vermutlich der Blindstrom wegen Fehlanpassung
viel zu groß. Mit mehr Windungen und der korrekten Impedanz wurde die
Sättigung anscheinend mit 100 W nicht mehr erreicht. Interessant ist
auch, dass der Doppellochkern aus Klappferriten sogar eine höhere Güte
hatte als der für Breitbandübertrager vorgesehene Ringkern. In einem
solchen Übertrager gibt es vermutlich immer Verluste, aber sie machen
nur wenige Prozent aus.
9.5.19:
HF-Klappferrit als Doppellochkern
Zur
Bekämpfung von Empfangsstörungen im Kurzwellenbereich habe ich einen
Satz von 20 Ferritfiltern bestellt, die man um ein Kabel klicken kann.
Von diesen Klappferriten habe ich viel erwartet, aber richtige Wunder
kamen nicht dabei heraus. Daher kam die Motivation, auch etwas ganz
anderes damit zu machen. Das Ziel war ein HF-Leistungsübertrager mit
Doppellochkern.
Zwei Halbschalen werden mit Isolierband verbunden und dann
bewickelt. Dann erst werden die äußeren Halbschalen aufgesetzt und mit
Isolierband fixiert.
Eine
Messung mit dem Spectrum-Analyserr zeigte, dass der Trafo im Bereich 1 MHz bis
50 MHz zuverlässig funktioniert. Als Empfangs-Übertrager müsste er also gut arbeiten.
Eine
zweiter Versuch sollte die Tauglichkeit bei hoher Leistung untersuchen. Eine
500-W-Glühlampe wurde dazu mit 100 W auf verschiedenen Bändern betrieben. Auf
3,5 MHz ging es noch einigermaßen, aber der Ferritkern wurde schon warm. Auf
den höheren Bändern wurde dagegen fast die ganze Energie in Wärme umgewandelt,
der Kern wurde sehr heiß. Das könnte allerdings mit einer echten Dummy-Load mit
50 Ohm viel besser aussehen. Ein Test ohne den Trafo zeigte nämlich, dass
die Lampe sich auf höheren Frequenzen kaum anpassen lies. Wahrscheinlich hat
sie wegen der Wolframwendel zu viel Induktivität. Damit käme auch ein
perfekter Trafo schlecht klar. Der preiswerte Doppelloch-Kern muss also noch
nicht ganz aufgegeben werden.