Elektronik-Labor Notizen Projekte Labortagebuch
30.6.16:
FET-Oszillator am KomponententesterIm Netz habe ich ein seltsames Oszillogramm von
KK4PYB gefunden
(Strange I/V curve produced by a 100N50 fet..looks like a twister).
Meine Idee, wie sowas entsteht: Ein Power-FET IRFZ44 mit einer
Induktivität von 68 µH zwischen Gate und Drain bildet einen
HF-Oszillator. Das ganze am Komponententester des Hameg HM204 zeigt
dann ein ganz ähnliches Bild.
29.6.16:
Röhrenoszillator und MasseflächenIch arbeite gerade daran, ein
Theremin
mit Röhren zu bauen. Als Basis dient ein RT100, aber diesmal nicht mit
Stecktechnik, sondern gelötet. In der Mitte liegt eine große
Massefläche als entscheidende Zutat für einen stabilen Aufbau. Kleine
Lötstreifenplatinen dienen als Stützpunkte und zum Anschluss der
Röhren. Der erste Oszillator mit einer EF95 arbeitet bereits sehr
stabil. Beim Anschluss der Pitch-Antenne bin ich allerdings auf ein
Problem gestoßen. Die Verbindungsleitungen zu den 2mm-Buchsen wie z.B.
F3 haben selbst schon eine Kapazität von 20 pF gegen GND, weil die
RT100-Platine ebenfalls eine geschlossene Massefläche besitzt. Das ist
zu viel für den Antennenanschluss. Da muss ein eigener Anschluss mit
weniger Kapazität gebaut werden.
28.6.16:
Widerstandsdekade RD1Diese
Grundig Widerstandsdekade RD1 hat mir mein Bruder Ulli mitgebracht. Er
weiß auch nicht genau, woher sie stammt. Hinten steht nur drauf, dass
sie mal ins Labor 7 gehörte, wo auch immer... Und jetzt jedenfalls ins
Elektronik-Labor.
Und im
Radiomuseum weiß man, dass solche Geräte 1955 gebaut wurden. Wie steht es wohl über 60 Jahre später mit der Genauigkeit?
6660 Ohm zeigt das Multimeter mit 6710 Ohm. Abweichung 0,75%, nicht schlecht.
Drinnen sieht alles aus wie neu. 30 Kohleschichtwiderstände mit 1 W und 1%.
Daher auch maximal 33 mA für die 1-kOhm-Widerstände.
Das käme dann auf 33 V * 33 mA = 1 W.
22.6.16:
KW-Transceiver FT-277
Eine Reise in die Vergangenheit. Marcus hat mir einen etwa
40 Jahre alten SSB-Transceiver Sommerkamp FT-277 geliehen. Er bereitet sich
gerade auf die Lizenzprüfung vor. Ich habe mein Rufzeichen DK7JD schon seit 40
Jahren, war aber schon lange nicht mehr aktiv. Dieses Gerät hatte damals mein
Freund Johnny, DJ0FZ, während ich zu der Zeit aus Prinzip nur mit
Eigenbaugeräten in der Luft war. Und jetzt kann ich mal probieren, ob der
FT-277 noch funktioniert.
Die ersten Tests haben einige kleinere Schwächen offenbart. Das
Planetengetriebe am Abstimmknopf rutscht manchmal durch, und bisher traue ich
mich nicht, es auszubauen. Solche Feintriebe haben oft eine
Nachstellmöglichkeit, aber bei diesem kann ich nichts entdecken. Einige
Umschaltkontakte sind nicht mehr ganz zuverlässig, aber damit kann man leben.
Ein Test des Senders mit Lastwiderstand und Oszilloskop zeigte, dass weniger
als 5 W hinten rauskam. Außerdem hatte die Endstufe keinen Ruhestrom. Ob
vielleicht die Endstufenröhren verbraucht sind?
Gestern habe ich mit Leander, DO1LHX einen Test gefahren. Wir haben alle
Bänder durchprobiert. Alles mit der Bodenwelle auf kurze Distanz von
wenigen Kilometern im Stadtgebiet. Ich habe nur eine sehr schlechte
Behelfsantenne. Aber solche alten Röhrengeräte haben ja ein Pi-Filter, mit dem
man jede noch so miese Antenne anpassen kann. Auf 80 m und auf 10 m kam auch
was an. Für CW würde es reichen. Aber SSB klang irgendwie falsch und ist kaum
verständlich. War ja zu erwarten, ganz ohne Ruhestrom. Außerdem kam bei dem
Test heraus, dass RX und TX um 1,5 kHz auseinanderliegen. Der Clarifier kann es
richten und muss wohl mal neu eingestellt werden.
Inzwischen konnte ich
den Ruhestrom etwas nachstellen, erreiche aber nur ca. 25 mA. Die
Ausgangsleistung ist etwas besser geworden, aber der Anodenstrom steigt bei
Vollaussteuerung nur bis 50 mA. Der erneute Versuch war erfolgreicher, SSB klingt jetzt klar und sauber. Es
gibt noch viel zu tun. Ich bin gespannt, wie fit das Gerät am Ende mal sein
wird.
20.6.16:
Gütefaktor mit dem Oszilloskop messenWenn
man einen Schwingkreis schwach an einen Rechteckausgang koppelt,
entstehen freie Schwingungen, die exponentiell abklingen. Ich war
immer davon ausgegangen, dass die Anzahl er Schwingungen bis zur
Amplitude 1/e = 37% gleich dem Gütefaktor ist. Zuletzt habe ich dies in
einem Artikel in Elektor geschrieben und in der Bastelecke im
Zusammenhang mit einem
Funkensender.
Jetzt hat Roger mich darauf aufmerksam gemacht, dass man noch den
Faktor Pi braucht, damit die Messung stimmt. Alle meine
gemessenen Güten waren also etwa tatsächlich dreimal höher. Um das
Messverfahren zu überprüfen habe ich eine Simulation mit LTspice
gemacht und davon das Video aufgenommen.
Roger verwendet
noch eine andere Ablesevorschrift: Z = 5 * (Anzahl der Schwingungen bis
zur Amplitude 50%). Das demonstriert er in einem Video zur
Dimensionierung von Antennenspulen:
https://youtu.be/gJlkWt3VYxM. Die Messmethode wird ab Zeitindex 01:03:20 erklärt und ab 01:08:25 demonstriert
Anmerkung
von Roger: Besser wäre, das Rechtecksignal mit 10 MOhm (oder mehr)
anstelle 10 pF an den Schwingkreis anzukoppeln, um die Dämpfung durch
den Innenwiderstand des Generators auch bei höheren Frequenzen vom
Schwingkreis “fernzuhalten”. Bei 30 MHz haben 10 pF ja auch nur noch
ca. 560 Ohm Impedanz und das würde zusammen mit den 50 Ohm vom
Generator in Reihe den Schwingkreis so sehr bedämpfen, dass man zu
niedrige Gütewerte herausbekommt.
Nachtrag von Norbert Renz
Es fehlt m.M. im Text noch die Erklärung, wo der Faktor Pi herkommt. Definition für Q ist:
Q = 2 Pi Energie_im_Kreis / Energieverlust_in_Folgeperiode = 2 Pi Energie_Zeitkonstante / Periodendauer
Da
die Energie im Kreis aber mit der Spannung/dem Strom im Quadrat geht,
ist, genau genommen, nicht bei 37%, sondern bei 61% abzulesen und dann
mit 2 Pi zu multiplizieren. Kommt aber auf das Gleiche heraus.
Aus der Abbildung: Ca. 5,25 Perioden * 6,26 = 33 = Q
Kontrollrechnung: 1mH , 1nF => f = 159 kHz ist korrekt
und Q = 30k / sqrt(1mH / 1nF) = 30 wie etwa abgelesen.
Die Kreisgüte ist z.B. identisch mit der Spulengüte, wenn der Kondensator vernachlässigt werden kann. Q = Zl/Rl = Xk/Rl = Rp/Xk
Ansonsten
gilt: Qk = Ql Qc / (Ql + Qc) Also wie beim Widerstände parallel
schalten Daraus folgt dann die obige Definition der Kreisgüte. Es
könnte also auch das Verhältnis zweier auf einander folgender
Spitzenwerte gemessen werden um Q zu ermitteln.
17.6.16:
PLL-Radio DE1103 unter 100 kHz
Eigentlich arbeitet der DE1103 (vgl.
www.elo-web.de/radio-roehrentechnik/retro-radios/weltempfaenger-de1103)
nur bis herunter auf 100 kHz. Aber die Entwickler haben ein Easter Egg
eingebaut: Man tippt erst 1711 <Band+>, also die Direkteingabe
1711 kHz. Dann drückt man <Band-> lange, startet also den
Suchlauf nach unten. Nun kann man mit dem Abstimmkopf bis herunter auf
0 kHz frei abstimmen. Gleichzeitig schaltet der Empfänger die
Ferritantenne ab und die externe Antenne ein. So kann man z.B. DCF77 in
Stellung SSB empfangen. Unterhalb 30 kHz wird das Eigenrauschen
stärker, und unterhalb 10 kHz stopft der Empfänger durch seinen eigenen
VFO zu.
Den Tipp habe ich übrigens hier gefunden
http://ukradio.info/Degen/VLF.txt, nach dem mich Hans-Joachim Berndt darauf aufmerksam gemacht hat. Er hat auf seiner Seite
http://www.hjberndt.de
auch noch einige spannende Bericht zum Thema Kurzwelle. Unter
anderem hat er über den Flugzeug-Datenfink HFDL berichtet
http://www.hjberndt.de/dvb/hfdl.html.
In dem Zusammenhang bin ich auf die vielseitige Software Sorcerer 1.0.1
aufmerksam geworden und habe sie gleich einmal getestet. Das Programm
dekodiert viele unterschiedliche Signale, darunter auch Wetterfax.
2.6.16:
Das neue Lernpaket MikrocontrollerSchon
länger arbeite ich an der Neufassung des Lernpakets Mikrocontroller. Es
soll nun über den USB betreiben werden und verwendet den ATtiny85. Man
sieht die Ähnlichkeit mit dem alten Lernpaket Mikrocontroller. Der
8-polige Tiny85 sitzt auf einem 24-poligen Sockel, wobei seine
Anschlüsse doppelt anliegen. Die unteren acht Pinne stellen ein
einfaches Versuchsfeld dar. Zusätzlich gibt es diesmal auch noch ein
kleines Lochrasterfeld für alle Fälle.
Gerade kam das fertige
Muster der neuen Platine. Ein erster Test, ein großer Schreck, nichts
geht. Aber der Fehler war schnell gefunden, die virtuelle COM2 war mit
einem Arduino belegt. Die Mikrocontroller-Platine verwendet nämlich den
USB/Seriell-Wandler CH340, der nach einmaliger Installation immer
wieder auf der gleichen COM erscheint. Das ist nett, weil nicht wie
beim FTDI astronomische COM-Nummern entstehen. Wenn einmal ein CH340
auf COM2 eingestellt wurde, findet man auch alle seine Brüder dort.
Alle
weiteren Tests verliefen erfolgreich, die Platine ist fehlerfrei. Das
Handbuch ist auch schon fertig, nur ein paar Fotos der endgültigen
Platine fehlten noch. Damit steht der Produktion nichts mehr im Weg.
Das neue Lernpaket soll im Herbst erscheinen.