Labortagebuch August 2022
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26.8.22: Einstellbarer Spannungsregler
Vor über 20 Jahren habe ich in meinem Handbuch der Analogen
Elektronik diese einfache Schaltung eines einfachen einstellbaren
Spannungsreglers gezeigt. Viel später habe ich sie in der Elektor-Serie
"Zurück zu den Wurzeln" wieder verwendet. Und gerade kürzlich hat
Elektor den damaligen Artikel wieder neu veröffentlicht. Und dabei kam
zum Vorschein, dass die Schaltung all die Jahre über einen
Schönheitsfehler hatte, der immer übersehen wurde.
Nils Körber DHØHAN schrieb dazu: In der gezeigten Form läuft die
Ausgangsspannung NICHT synchron mit dem Drehwinkel des (linearen)
Potentiometers, sondern variiert zwischen ca. 0,35 V und 2,7 V für
jeweils 10% des Drehbereichs. Wenn man dagegen den Schleifer gegen den
unteren Anschluss (=Verbindung zum 4k7 Widerstand) kurzschließt, ändern
sich die Verhältnisse. Dann bekommt man ca. 1 V
Ausgangsspannungsänderung pro Drehung von 10% des Drehbereichs, linear
über den gesamten Ausgangsspannungsbereich. Damit kann man nicht
nur die gewünschte Spannung leichter einstellen, sondern auch die
Herstellung einer Skala ist dann viel einfacher.
Dazu eine Beispielrechnung.
Hier also die berichtigte Schaltung:
Und zum Vergleich eine Version mit einem integrierten Spannungsregler.
Hier wurde das schon berücksichtigt, der Schleifer ist mit an eine
Seite angeschlossen, das Poti arbeitet deshalb linear:
24.8.22:
Messkabelhalter von Peter Krüger
Aktion: Kostengünstiger Messkabelhalter in Eigenkonstruktion &
um den Überblick über meiner vorhandenen LaborMesskabel zu behalten:
Geeignete Kabelhalter können natürlich käuflich & auch sehr teuer
erworben werden, nehmen in der Regel allerdings auch viel Platz in
Anspruch! Die Platzverhältnisse in meinem Labor sind über viele Jahre
hinweg sehr beengt worden, auch deshalb bekam ich die Idee leere
Konservendosen als Messkabelhalter umzufunktionieren. Herstellungs:
eine geeignete, leere Konservendose mit orangefarbenen GewebeKlebeband
umwickeln vom Zentrum des Dosenbodens aus die erforderliche Breite mit
einem Lackstift markieren, mit einer Reißnadel/4mm-Dia den Dosenboden
durchstechen, mit einem 4mm breiten Kabelbinder die Dose an dem
vorgesehen Regalpfosten fixieren, fertig.
23.8.22:
Defekte Kondensatoren/NTCs
Die Nachricht kam von Roland Plüss: Eine ganze Tüte mit
keramischen Kondensatoren von 47 nF war defekt! Zum Beweis schickte er
Fotos von seinem Messaufbau. Da flossen 10 mA durch den Kondensator.
Und das Ohmmeter zeigte bei den einzelnen Exemplaren Widerstände
zwischen 200 Ohm und 10 kOhm. Wie kann so etwas möglich sein? Meine erste Vermutung war, dass es eine Verwechslung mit
NTC-Widerständen sein könnte. Der Aufbau ist nämlich sehr ähnlich: Eine
keramische Scheibe mit Metallisierungen auf beiden Seiten, angelöteten
Drähten und Schutzhülle mit Bedruckung.
Jetzt kamen die Kondensatoren bei mir an. Auf den ersten Blick sahen
sie aus wie ganz normale keramische Kondensatoren. Aber das Ohmmeter
sagte etwas anderes. Weil die Vermutung NTC schon im Raum stand, habe
ich genauer hingeschaut. Eine Berührung mit dem Finger änderte den
Widerstand. Und bei leichter Berührung mit dem Lötkolben konnte ich den
Widerstand um den Faktor 10 verringern. Nach dem Abkühlen stellte sich
der alte Wert wieder ein. Also sind es tatsächlich NTC-Widerstände!
Auch ist mir aufgefallen, dass es ähnliche Widerstände gab, so als
wären es verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Nennwiderständen.
Jetzt müsste man sie nur noch neu beschriften und hätte eine schöne
Sammlung unterschiedlicher NTC-Widerstände.
Aber wie kann so etwas passieren? Vermutlich gibt es irgendwo eine
Fabrik, die sowohl keramische Kondensatoren als auch NTC-Widerstände
herstellt. Eine Mitarbeiterin aus der NTC-Abteilung war gerade
mit einer ganzen Ladung noch unbeschrifteter NTC-Widerstände unterwegs
zur Beschriftungsmaschine. Da wurde sie ganz dringend zum Chef gerufen.
Sofort! Eine nette Kollegin aus der Kondensatorabteilung musste helfen.
Sie ging aber aus alter Gewohnheit zu ihrer
47-nF-Beschriftungsmaschine. Danach muss noch irgendwas falsch gelaufen
sein, sonst wären die Bauteile nicht durch die Endkontrolle gekommen.
Und jetzt sind sie gerade über die halbe Welt verteilt und beschäftigen
zahllose Ingenieure mit der Fehlersuche. Warum tut dieser Kondensator
nicht das, was ein Kondensator normalerweise tut!?!
12.8.22:
LED-Strom und Helligkeit
Die ersten LEDs brauchten ca. 20 mA, um hell genug zu leuchten.
Inzwischen ist die Effektivität deutlich besser geworden. In der
Bastelkiste habe ich nach der ältesten LED gesucht, die ich finden
konnte. Mit einem Vorwiderstand von 220 Ohm ergab sich ein Strom von 14
mA bei 5 V. Eine aktuelle LED brachte mit 22 kOhm etwa die gleiche
Helligkeit bei ca. 140 µA, wobei der Vergleich bei jedem Blickwinkel
etwas anders aussieht. Dann habe ich noch eine besonders effektive
grüne LED in Reihe geschaltet. Am Widerstand mit 22 kOhm blieb nur noch
ein Spannungsabfall von 1,1 V. Der LED-Strom war also nur noch 50 µA.
Aus anderen Versuchen weiß ich, dass auch ein Strom von 1 µA schon
sichtbar wird.
Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Die internen Pullup-Widerstände
in Mikrocontrollern liegen meist in der Größenordnung von 50 kOhm. Der
Pullup-Strom reicht also aus, um eine moderne LED leuchten zu lassen.
Das gleiche gilt für die quasi-bidirektionalen Ports bei
8051-compaktiblen Nuvoton Controllern.
Weil die Schaltschwelle der Eingänge sehr tief bei ca. 1,3 V liegt,
kann eine direkt angeschlossene LED sowohl den Eingangs- als auch den
Ausgangszustand anzeigen. Die Platine mit dem MS51FB9AE stammt übrigens
aus dem Franzis Music Machine von Martin Müller. Sie wird auch im Fußball-Kalender eingesetzt und eignet sich hervorragend für eigene Entwicklungen.
10.8..22:
Die PPTC-Sicherung
Wie
so eine Polyswitch-Sicherung funktioniert, wird in Wikipedia sehr gut
erklärt
(
https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstr%C3%BCckstellende_Sicherung). Das
schwarze Material zwischen den beiden Kupferflächen ist ein Polymer mit
darin enthaltenen Kohlenstoffpartikeln. Daher kommt die Bezeichnung
Polymer-PTC (PPTC). Bei der Schmelztemperatur vergrößert sich das
Volumen des Kunststoffs, sodass die Kohlenstoffpartikel ihren Kontakt
verlieren.
Die Sicherung habe ich an einem Netzteil bei der Einstellung 5 V , 1 A
getestet. Der Strom von 1 A fließt einige Sekunden lang. Danach stellt
sich sehr schnell ein Strom von 60 mA ein. Die Sicherung wird spürbar
heiß. Bei einer Spannung von 10 V ergibt sich ein Kurzschlussstrom von
30 mA. Die Leistung ist also in beiden Fällen 300 mW. Bei einer
Berührung mit dem Finger steigt der Strom jedoch, weil mehr Leistung
gebraucht wird, um die Schmelztemperatur aufrechtzuhalten. Entsprechend
dürfte auch der Einbau in eine Platine den Strom erhöhen.
Ein Test mit einem Ohmmeter und einer externen Erwärmung durch einen
geregelten Lötkolben zeigte ca. ein Ohm im kalten Zustand und ca. 4 Ohm
beim beginnenden Schmelzen bei ca. 150 Grad. Bei weiterer Erwärmung
konnte gerade noch ca. 300 Ohm gemessen werden, bevor sich einer der
Drähte ablötete.
Eine geringe Menge Wasser in einer Plastiktüte konnte bei 10 V und 200
mA, also mit einer Heizleistung von 2 W zum Kochen gebracht werden.
Ohne Wasser brachte die Sicherung das Plastik zum Schmelzen, sodass
sich ein Loch in der Tüte bildete. Das Plastik der Tüte hat offenbar
einen ähnlichen Schmelzpunkt wie das Material in der Sicherung.