Dieser
langsame, weiche Blinker wurde im Conrad-Lernpaket "Elektronik verstehen
und anwenden" vorgestellt. Jemand frage nach den
Berechnungsformeln dazu. Es handelt sich um einen Phasenschieber-Oszillator. Er
besteht im Prinzip aus einem Verstärker mit einer Phasendrehung von 180 Grad.
Im Rückkoppelzweig befindet sich ein RC-Netzwerk, das die Phase ebenfalls um
180 Grad drehen soll. Damit ist die Bedingung für einen Oszillator erfüllt.
Die genaue Berechnung ist sehr schwierig. Ich verwende daher nur Abschätzungen.
Außerdem bin ich in der Wahl der Bauteile eingeschränkt und muss nehmen, was da
ist. Der mittlere Arbeitspunkt wird durch die Kennlinie des FET bestimmt und
sollte bei ca. 3 V am Gate liegen. Die Frequenz ergibt sich aus den Widerständen
und Kondensatoren im RC-Netzwerk. Zur ersten Abschätzung verwende ich die
Zeitkonstante T = RC = 22 k * 100 µF = 2,2 s. Da könnte man schätzen, dass
die gesamte Periode mit Anstieg und Abstieg 4,4 s hat. Das würde meine
Vorstellung von einem langsamen Blinker treffen. Es gibt allerdings eine
gegenseitige Beeinflussung der RC-Glieder, die die Phasenverschiebung
reduziert. Die Frequenz muss also etwas höher werden. Dafür hat das letzte
RC-Glied mit 470 k und 10 µF eine Zeitkonstante von 4,7 s. Je höher die
Frequenz, desto stärker dreht sich die Phase, aber desto geringer wird auch die
Signalspannung. Die spannende Frage ist nun: Gibt es eine Frequenz mit
ausreichender Phasenverschiebung und immer noch ausreichender
Gesamtverstärkung? An der Stelle versuche ich gar nicht erst zu rechnen,
sondern probiere es einfach aus. Und es hat funktioniert.
Die Schaltung reagiert übrigens kritisch auf eine Batteriespannung unterhalb 7 V. Bei zu kleiner Spannung kann es vorkommen, dass die Spannungsverstärkung nicht mehr ausreicht, um selbständige Schwingungen aufrechtzuerhalten. Wenn die Schaltung ansonsten korrekt aufgebaut wurde, leuchtet die LED mit konstanter Helligkeit. Entladen Sie dann einen der 100-µF-Elkos durch kurzen Kurzschluss. Es entsteht eine gedämpfte Schwingung, die langsam ausschwingt. Man erkennt, dass die Verstärkung gerade noch nicht ausreicht, um die Schwingungen zu erhalten. Mit mehr Spannung sollte dann alles wie gewünscht funktionieren.
Bei der Abschätzung könnte ich auch von der Grenzfrequenz eines RC-Glieds ausgehen: f = 1 / (2 Pi L C). Die Frequenz wäre dann etwa dreifach tiefer. Aber bei der Grenzfrequenz beträgt die Phasendrehung nur 45 Grad, ich brauche aber im Duschschnitt 60 Grad. also muss die Frequenz doch wieder höher liegen.