Elektronik-Labor Notizen Projekte Labortagebuch
23.12.16:
Der Monoflop-IntegratorWährend alle mit dem Conrad-Elektronik-Kalender 2016 spielen und schon neue und interessante Versuche für den
Kalender-Wettbewerb
ausarbeiten, sitze ich hier an den Vorbereitungen für den Kalender
2017. Franzis muss nämlich schon recht früh wissen, welche Bauteile
reinkommen, damit später alles rechtzeitig fertig wird. Bei den
Versuchen mit einem Piezo-Schallwandler und einem OPV LM324 habe ich
eine Schaltung gefunden, die sich ganz anders verhält, als ich erwartet
hatte. Ein Geräusch oder ein Klopfen sollte den Ausgangzustand
umschalten. Dabei dachte ich eigentlich wegen der Rückkopplung für den
Elko an ein abruptes Umschalten wie bei einem Flipflop.
Spannungsverlauf am Ausgang des OPV
Im Ruhezustand ist die
grüne LED an. Es dauert etwa eine
halbe Minute, bis sich der Sensor von selbst auf maximale
Empfindlichkeit
eingestellt hat. Ein Geräusch oder eine Erschütterung bewirkt dann ein
abruptes
Umschalten von Grün auf Rot. Dann dauert es etwa eine halbe Minute bis
die
Schaltung wieder in den Zustand Grün umschaltet. Der Wechsel von Rot
nach Grün ist aber anders als erwartet ein langsames Überblenden. Wenn die rote
LED ganz aus ist, dauert es noch etwa zehn Sekunden, bis die Schaltung wieder
bereit für neue Geräusche ist.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass die Schaltung
tatsächlich abrupt in Richtung Low-Zustand kippt, aber nur um rund 0,5
V. Danach hält etwas den weiteren Abstieg auf. Ein idealer
Operationsverstärker würde sich ganz anders verhalten. Hier werden
jedoch besondere Eigenschaften des bipolaren OPV mit PNP-Eingangsstufe
(LM358, LM324) ausgenutzt. Der Eingangsstrom liegt bei etwa 30 nA,
sodass ein Spannungsabfall von 10 mV am invertierten Eingang liegt, am
nichtinvertierten Eingang dagegen nur 3 mV. Der Unterschied reicht aus
um einen stabilen Ruhezustand zu erzeugen. Der Sensor muss mindestens
-7 mV aufbringen um den Zustand zu ändern. Beim Umkippen in den
Rot-Zustand zieht der Elko die Spannung am +Eingang hoch. Er muss sich
dann soweit aufladen, dass die Eingangsspannung wieder bis auf unter 7
mV absinkt, was etwa eine halbe Minute dauert. Dann kippt der
Ausgangszustand um. Damit würde der Eingang um einige Volt unter Null
gezogen, was allerdings nicht mehr zum normalen Arbeitsbereich des OPV
gehört. Unterhalb von -0,5V kehrt sich die Funktion des Eingangs um.
Aus einer Rückkopplung wird daher für eine gewisse Zeit eine
Gegenkopplung. Damit hat man einen Integrator, da der Elko nun zu
einem invertierenden Eingang führt. Deshalb ändert sich der
Ausgangszustand nur langsam.
Der verbotene Bereich unter -0,5V
hat mich schon einmal beschäftigt, und zwar beim Komparator LM311, der
praktisch die gleiche PNP-Eingangsschaltung hat. Bei der Entwicklung
des Sprarrow gab es
Komparator-Übersteuerungsprobleme,
die ebenfalls bei Spannungen unter -0,5 V auftreten und am Ende mit
Shottkydioden verhindert wurden. Hier ist es anders, das besondere
Verhalten der Schaltung darf so bleiben. Wenn es von vornherein das
Ziel der Entwicklung gewesen wäre, hätte ich nach sehr viel
komplizierten Lösungen gesucht. Auf solche Nebeneffekte achtet man ja
erst, wenn man sie zufällig entdeckt. Aber so findet man durch Zufall
immer wieder Neues, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese
Schaltung schon mehrfach gefunden wurde. Aber Achtung, das funktioniert
nicht mit jedem OPV, es muss schon ein LM324 oder LM358 sein!
Franzis-Radio-Kalender 2016Der FM-Radiokalender 2016 von Franzis entspricht technisch dem von 2014
../Lernpakete/Kalender14/UKWKalender14.html.
Ein Anwender bat um Hilfe bei der Zuordnung der Bauteile. Deshalb habe
ich dieses Foto meines letzten Testaufbaus gemacht. Alles hat damit
wunderbar funktioniert.
15.12.16:
Arduino Uno bequarztDer
Arduino Uno verwendet an seinem ATmega328 leider nur einen
Keramikresonator. Solche Typen erreichen typische Genauigkeiten von
0,5%. Bei 16 MHz können Abweichungen in der Größenordnung von 50
kHz beobachtet werden. Das wurde mit dem SDR-Shield gemessen, wobei es
schwierig war, den Oszillator überhaupt zu finden. Was noch schlimmer
ist: Der Keramikresonator ist sehr temperaturabhängig. Es reicht fast
schon, ihn scharf anzuschauen, um die Frequenz messbar zu ändern
(Wärmestrahlung des nahen Auges ...). Der USB-Controller auf derselben
Platine hat übrigens einen 16-MHz-Quarz, weil man sich am USB keine so
großen Abweichungen leisten kann.
Für eine Anwendung als
Echtzeituhr brauchte ich eine bessere Stabilität des Prozessortakts.
Die Lösung war einfach. Keramikresonator auslöten, Quarz einlöten. Der
Widerstand am Resonator bleibt drin und dient als Halterung für den
Quarz. Der Oszillator schwingt sauber an und ist nun sehr stabil. Es
wurde zwar noch eine Abweichung von -4 kHz gemessen, aber dieser
konstante Fehler lässt sich per Software korrigieren.
9.12.16:
Ein zweites Leben für NiMh-AkkusWenn
meine DECT-Telefone mal schlapp machen, liegt das fast immer an den
Akkus. Kein Problem, Ersatz gibt es bei Reichelt. Aber ich kann ja
nichts wegwerfen, und deshalb gibt es hier mehrere Telefon-Akkus mir
2,4 V und ehemals 550 mAh. Sie sind nicht ganz kaputt, sondern nur
etwas hochohmig. Jetzt erst ist mir aufgefallen, dass der Stecker genau
in den Micro:Bit passt. Also aufgeladen und ein schneller Test: Der
Micro:bit läuft prima mit der etwas reduzierten Spannung. Und weil die
Platine ja nur rund 3 mA im Leerlauf bis 10 mA mit voller Anzeige
braucht, sind auch sehr schwache Akkus noch brauchbar.
Andere
lassen den Micro:bit übrigens mit Li-Akkus laufen. 3,7 V ist schon
etwas mutiger, weil ja offiziell nur 3 V angesagt sind. Aber ich habe
es mit einem Netzteil überprüft: Sogar bei 4 V wird der Controller noch
nicht sauer.
7.12.16:
Glimmlampe mit drei Anschlüssen.
Noch
eine seltsame Anzeige-Glimmlampe: Eine TG121A von Siemens aus Japan?
Diese Anzeige konnte ich in Gang setzen. Rot kommt an Minus (!), Gelb
über einen Widerstand an +120 V oder so. Und der grüne Anschluss
ist ein Steuereingang. Legt man ihn in an Minus, ist die Anzeige aus.
Ab ca. +30 V ist sie an. Wenn sie ausgeschaltet ist, fließt
trotzdem Strom. Anscheinend wandert die Glimmentladung dann auf die
dunkle Seite der Anode, wo das Sichtfenster abgedeckt ist.
Das
Bauteil habe ich von meinem Freund, dessen Vater vor langer Zeit
in der Luft- und Raumfahrt-Forschung tätig war. Ich weiß allerdings
nicht, in welches Raumschiff diese Anzeige mal eingebaut werden sollte.
Jedenfalls muss das lange vor der Erfindung der LED gewesen sein.
5.12.16:
Geschaltete GlimmlampeDiese
seltsame Anzeige-Lampe ist mir zugelaufen. Die Glimmlampe wird durch
einen Transistor geschaltet. Alles ist sehr professionell gelötet und
sieht nach Industrie aus. Den Transistor kenne ich nicht, aber mein
Ohmmeter sagt, dass es ein PNP-Germanium-Transistor ist, dessen
TO5-Gehäuse vollständig vom Rest isoliert ist. Und die Verschaltung
deutet drauf hin, dass er die volle Zündspannung der Glimmlampe
schaffen musste, was für einen Ge-Transistor keine leichte Übung ist.
Wo das wohl mal eingesetzt war? Vielleicht die Haupt-Betriebsanzeige
für ein Atomkraftwerk aus den 1970er Jahren?
Alfred Altner schrieb dazu: Der bei der geschalteten Glimmlampe
verwendete Transistor hat ein "M" aufgedruckt, nehme mal an der
Hersteller ist Motorola. Dann könnte es der MA201 sein:
www.semicon-data.com/transistor/tc/ma/MA201.htmlUnd
tatsächlich, der MA201 geht bis 105 V, max. 200 mA, max. 150 mW : The
MA201 is a PNP germanium transistor preferred for use in high voltage
applications in the audio frequency range.