Kapazitiver Touch-Sensor
Mit
meinem Beitrag möchte ich gerne die Versuche teilen, die ich im Zuge
des 17. Dezembers angestellt habe. Die Schaltung "LED-Flimmern" wollte
nämlich einfach nicht richtig flimmern. Erst als ich einen der beiden
Kondensatoren mit den Fingern deutlich erwärmte war an der LED eine
Schwebung, sprich ein Flimmern, zu erkennen. Und als ich den Finger
wieder weg nahm, verschwand das Flimmern. Allerdings nicht langsam,
sondern recht plötzlich. Wenn das Flimmern etwa bei einem Hertz
angekommen war, hörte es auf und die LED verharrte bei etwa der halben
Helligkeit.
Das Oszilloskop zeigte, dass meine Bauteile
offensichtlich bei der Fertigung nicht ausreichend unterschiedlich
ausgefallen waren. Beide Oszillatoren zeigten exakt die gleiche
Frequenz, sie oszillierten sogar gleichphasig. Aus der Physik kenne ich
den "Lock-In"-Effekt, siehe zB unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Lock-in-Effekt_%28Physik%29.
Es war mir jedoch nicht bewusst, dass es dieses Phänomen auch mal eben
gerad' in der Elektronik zu sehen gibt. Der Effekt besagt, dass zwei
leicht gekoppelte Oszillatoren, die bei ausreichend ähnlicher Frequenz
schwingen, die Neigung haben, sich mit der Zeit auf exakt die gleiche
Frequenz und auf eine konstante Phasendifferenz oder sogar
Phasengleichheit einzuschwingen. Das "ausreichend ähnlich" wird als
Lock-In-Schwelle bezeichnet und hängt von Art und Stärke der Kopplung
ab.
Mit der folgenden Schaltung ist der Effekt hoffentlich
auch für andere Adventskalender-Besitzer zu sehen. Mit dem Poti P1 kann
der zweite Oszillator gegen den ersten verstimmt werden, und zwar so,
dass auch im Rahmen der Toleranzen der Bauteile eine Frequenzgleichheit
erreichbar und der gesamte Lock-In-Bereich überstreichbar sein sollte.
Die LED zeigt dann eine Schwebung (bzw ein Flimmern), wenn die
Frequenzen der beiden Oszillatoren außerhalb des Lock-In Bereichs sind.
Innerhalb bleibt die LED konstant hell. In meinen Versuchen umfasste
der Lock-In Bereich fast eine viertel Umdrehung am Poti, das entspräche
gefühlten 15kOhm. Das finde ich beachtlich groß.
Beim
Überstreichen vom Lock-In Bereich ändert die LED gelegentlich die
Helligkeit. Das Oszilloskop zeigt, dass sich die Oszillatoren dann auf
eine andere Phasendifferenz einigen. Bei mir sind drei solche "Moden"
zu sehen.
Was verursacht nun diesen großen Lock-In Bereich? Eine
ungewollte Kopplung könnte ich mir z.B. über eine zu schwache Batterie
mit hohem Innenwiderstand vorstellen. Allerdings ist meine Batterie
noch recht frisch, und andere Exemplare habe ich leider gerade nicht
da. Vielleicht kann jemand mal unterschiedliche Batterien testen?
Ich
konnte aber einige Parameter ausprobieren, die den Lock-In Bereich
verändern. Zum einen hängt er vom Last-Widerstand R4 ab. Ein höherer
Widerstand verkleinert den Bereich. Der 6.8 kOhm Widerstand aus dem
Adventskalender macht ihn schon so klein, dass man etwas Gefühl
braucht, um ihn noch zu treffen. Aber man kann mit kleinerem R2 und P1
den Effekt weiterhin gut sehen. Ein kleinerer Last-Widerstand R4,
z.B. 470 Ohm, macht dagegen den Bereich größer.
Zum
anderen kann man um den IC einen Elko setzen. Ein 470µF-Elko zwischen
Pin 14 und Pin 7 des ICs lässt den Effekt fast verschwinden.
Wer
von den letzten Jahren noch einen Piezo hat, kann den Effekt auch
hören. Dazu setzt man ihn anstelle R4 und der LED ein. Ungekoppelt
klingen die Oszillatoren wie ein knarziges unschönes Brummen, ggf kann
man die Schwebung erkennen. Gekoppelt hört man einen klaren Ton, der im
Lock-In Bereich über mehrere Hertz mit dem Poti verändert werden kann.
Auch die Modensprünge sind hörbar, nämlich als kurzes Überschlagen des
Tones.
Hat man eine Art Fehlfunktion in seiner Schaltung, kann
man sie ja auch für eine echte Funktion ausnutzen. Ich hoffe, dass die
folgende Schaltung bei möglichst vielen anderen Lesern funktioniert.
Sie schaltet durch Berührung eines kapazitiven Sensors um zwischen
Lock-In Bereich und ungekoppelten Oszillatoren. Das Signal, welches am
Ausgang 11 aus der Mischung der beiden Oszillatoren entsteht, wird
durch den Elko gemittelt. Die mittlere Spannung der ungekoppelten
Oszillatoren unterscheidet sich von derjenigen einer Lock-In-Mode.
Dieser Unterschied wird durch den Transitor so verstärkt, dass mit dem
vierten Schmitt-Trigger-NAND eine LED geschaltet wird. Je nach Art der
Mode bekommt man einen Ein- oder Ausschalter.
Der
Touch-Sensor ist ein 5-Cent-Stück mit angelötetem Draht, welches in ein
Plastiktütchen "eingebaut" ist. Er steht für eine Kapazität von einigen
10pF, und bei Berührung ändert sich die Kapazität ebenfalls um einige
10pF. Damit diese Änderung durch die gekoppelten Oszillatoren messbar
wird, müssen die Bauteile neu dimensioniert werden. Ich habe mich für
100pF Kondensatoren entschieden sowie die 10MOhm-Widerstände aus dem
Adventskalender. Die Oszillatoren schwingen dann bei ca 1-2 kHz.
Über
das Poti P1 werden wie oben die beiden Oszillatoren abgestimmt. Die
Abstimmung muss so erfolgen, dass die Oszillatoren ohne Berührung des
Cent-Stückes gekoppelt sind und bei Berührung den Lock-In Bereich
verlassen. Dass dies der Fall ist, kann man entweder am Oszilloskop
messen oder an der roten LED sehen: sie flimmert. Das zweite Poti P2
kontrolliert den Arbeitspunkt vom Transistor, und zwar so, dass der
Unterschied zwischen gekoppelten und ungekoppelten Oszillatoren das
NAND-Gatter triggert. Bis die richtige Einstellung der zwei Potis
gefunden ist, muss man mit etwas Fingerspitzengefühl und Geduld
experimentieren. Aber es lohnt sich: bei mir läuft der Touch-Sensor nun
schon mehrere Tage ohne Nachjustierung stabil durch!