Pseudo-Stereoraumklang
Beitrag zum Schaltungswettbewerb 2017
von Alexander "Electronicfox" Fuchs
Hier
stelle ich mein Projekt vor, welches ich selbst entwickelt und gebaut
habe, einen Pseudo-Stereoraumklang-Prozessor für Kopfhörer und
Endstufen. Die Piezoelektrizität, kurz Piezoeffekt, beschreibt die
Änderung der elektrischen Polarisation und somit das Auftreten einer
elektrischen Spannung an Festkörpern, wenn sie elastisch verformt
werden oder aber umgekehrt verformen sich Materialien bei Anlegen einer
elektrischen Spannung. Die ersten Anwendungen waren Ultraschallwandler
auf Piezobasis und bald darauf Quarze für die Frequenzstabilisierung.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts gelang der Durchbruch zur breiten
industriellen Anwendung als Signalgeber oder -nehmer. In der Musik
werden Piezoelemente als Tonabnehmer für akustische Instrumente
genutzt, normalerweise bei Gitarren oder Geigen. Die dynamische
Vibration des Klangkörpers wird in eine geringe Wechselspannung
umgewandelt, die dann elektrisch verstärkt wird. Bei Schwingquarzen
kann der Einfluss verschiedener Größen auf die Resonanzfrequenz, bei
akustischen Oberflächenwellenbauteilen der Einfluss auf die
Verzögerungszeit ausgenutzt werden. Piezomikrofone, Piezo-Lautsprecher
und Summer sind weitere Verwendungen.
All diese Eigenschaften
vereint diese Schaltung, doch zuvor muss erklärt werden, für was diese
Schaltung benötigt wird. In diesem Fall ging ich einmal davon aus, nur
Bauteile aus dem Adventkalender zu verwenden. Darin enthalten sind
verschiedene Widerstände, Kondensatoren, LEDs, IC LM324N und natürlich
das Piezoelement. Als nächstes sollte es eine Schaltung werden, welche
erstens nicht in der Anleitung steht, zweitens einfach sein und
drittens brauchbar.
Im Regal fand ich noch meinen
Adventkalenderbausatz mit dem UKW-Radio-Modul, welches mit einem
TDA7088 versehen ist. Ein Radio nur für Mono und für Kopfhörerbetrieb
doch etwas Anspruchslos zur heutigen Zeit. Einen Stereodecoder für zu
bauen ist zwar eine Lösung und funktioniert auch wunderbar, hätte
allerdings wenig mit dem Wettbewerb zu tun. Deshalb baute ich mir eine
Schaltung zusammen, welches ein rein Pseudo-Stereo-ähnliches
Hörvergnügen bereiten würde und besser als Mono ist.
Nun kommen
einige Links von mir wo jedes Detail erklärt wird, wer es nicht lesen
will oder anschauen, der darf ruhig runterscrollen ;)
Video: Der Pseudo-Stereoklang:
So wird aus Mono einfach StereoSonorama-Studio:
Video:
Sonorama, Spatial & Stereo mit einem TDA3810
Sonorama, Spatial & Stereo mit einem TDA3810UKW-Radio mit TDA7088:
UKW-Radiomodul von AK-Modulbus mit Stereodecoder Radiocontest 2014/15 mein UKW-SchatzkisterlNun
wie im ersten Video erklärt, muss man wenigstens 2 Frequenzen für
Pseudo-Stereo in der Phase verschieben. In diesem Fall geschieht dies
bei IC1D und IC1C. R1, R2, R5 und R6 dienen zu Gegenkopplung der
tragenden Signale und R3 und C1 sowie R4 und C2 schieben eine
ausgewählte Frequenz. Wie es der Zufall so will, fielen Die
Stimmenfrequenzen für Frau und Mann in das Konzept. Die weibliche
Stimme wird zuerst in der Phase geschoben und als nächstes die der
männlichen Stimme. Diese Stimmen eilen der Musik natürlich jetzt nach.
Soweit hätten wir die einfachste Form eines Pseudo-Stereo-Signals.
Jetzt
kommt das Piezo ins Spiel. Jedes Piezo hat seine eigene
Resonanzfrequenz so eine gewisse Plattenkapazität. Ziel ist es nun
beide auf einen Nenner zu bringen. Diese Piezo im Adventkalender
sollten eine Kapazität von 22 bis 40 nF haben. Diese schien mir meines
Erachtens etwas zu hoch und ich baute einen 10nF-Kondensator in Serie
ein. Im Zusammenspiel von CF1, C3, R7 und R9 entsteht eine Art
Tiefpassfilter mit Gegensprechen der beiden Kanäle mit und ohne
Phasenverschiebung und die Resonanzfrequenz entspricht nahe jener des
Piezos, also wie gewollt. Diese müssen nun gepuffert werden, da das
Piezo zu hochohmig ist und wird sogleich mit IC1A und IC1B erledigt.
IC1A bekommt allerdings noch eine weitere Gegenkopplung mit
entgegenwirken des anderen Kanals, welche den Pseudo-Stereoeffekt noch
etwas verstärkt und im Kopfhörer angenehm schön klingt. Der LM324N ist
stark genug einen Kopfhörerlautsprecher zu betreiben, nur mit dem
Ausgangselko musste etwas getrickst werden, da nur ein Elko mit 22 µ im
Bausatz vorhanden war. R14 entlädt den Elko sanft, damit dies nicht
über den OPAMP passiert.
Das Piezo hat hier noch einen Vorteil,
für alle die gern mitklatschen oder mitsingen aber auch mitklopfen. Das
Piezo arbeitet hier als zugemischte Trommel oder Mikrofon und kann im
Kopfhörer mit gehört werden und klingt richtig gut. Deshalb ein Zusatz
für die Lautsprecherendstufe zuhause, welche hier auch angeschlossen
werden kann. Das Piezo kann dann die Signale von den Lautsprechern
empfangen und als Echo in gewisser Frequenzbandbreite in den Klang
einfließen lassen, je nach Lautstärke und Stellung der Boxen.
Dadurch entsteht ein zusätzlicher Raumklang fürs ganze Zimmer.
Ich
war erstaunt, was man alles zusammen mit diesen Bauteilen zusammen
bauen kann und wunderbar funktioniert. Deshalb macht es immer wieder
Spaß etwas zu basteln und an Wettbewerben teilzunehmen.
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