2.2 Rot und Grün

von Andreas Thaler

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In dieser Schaltung werden zwei LEDs mit je einem Vorwiderstand parallel an eine Spannungsquelle angeschlossen.

 

Das bedeutet, dass an jeder LED-/Vorwiderstandsreihe die volle Eingangsspannung in der Höhe von 9 Volt anliegt. Die Spannung fällt dann jeweils an den LEDs und Vorwiderständen ab und teilt sich so auf. Insgesamt müssen sich nach dem 2. Kirchhoff‘schen Gesetz (die Summe aller Spannungen in einer Masche ergibt 0 Volt) die Eingangsspannung und die jeweiligen Spannungsabfälle pro Reihe aufheben.

 

Dass sich der Spannungsabfall an einer LED nur schwer berechnen lässt, haben wir im Elektronik-Labor hier gesehen. Deshalb halten wir uns nicht lange mit Überlegungen auf und simulieren die Schaltung wieder in EveryCircuit. Dies aber mit so präzisen Werten wie möglich.

 

LED-Vorwärtsspannungen mit dem Bauteiletester ermitteln

 

Mit dem Bauteiletester LCR-T4 können wir die Vorwärtsspannung einer LED einfach ermitteln. Anstatt die üblichen Durchschnittswerte für grüne LEDs (2,0 Volt) und rote LEDs (1,8 Volt) in die Simulation einzusetzen, nehmen wir die vom Bauteiletester ermittelten Werte. Das sind 1,97 Volt für die grüne und 1,90 Volt für die rote LED. Es handelt sich nur um kleine kleine Abweichungen aber sie sind immerhin vorhanden und sollen daher  berücksichtigt werden.




 

Würden wir es ganz genau machen wollen, müssten wir auch die tatsächlichen Werte der Widerstände mit dem Bauteiletester oder Multimeter ermitteln, die bei diesem Typ um +/- 5 Prozent vom Nennwert abweichen können. Aber darauf verzichten wir, um es uns nicht zu kompliziert zu machen. (Anmerkung BK: Eigentlich müsste man wissen, bei welchem Strom der Tester die Diodenspannung bestimmt, denn sie Spannung ist ja geringfügig vom Strom abhängig.)


 

Simulation in EveryCircuit

 

Die Simulation zeigt folgendes Bild:



Die Spannungsabfälle ergeben sich aus den jeweiligen LED-Widerständen und Vorwiderstandswerten. Da in einer Reihenschaltung der Spannungsabfall jeweils dem höchsten Widerstand folgt, ziehen die beiden 2,2 kOhm Widerstände etwas vom Spannungsabfall an den LEDs an sich. So ergeben sich die jeweilgen Spannungsaufteilungen in den beiden Reihenschaltungen.

 

Und nun ab aufs Steckbrett

 
Nun wollen wir prüfen, welche Spannungsabfälle in der realen Schaltung am Steckbrett auftreten und stecken die Bauteile:

 

 

 

Mit dem Multimeter messen wir die Spannungsabfälle an den Bauteilen und stellen sie denen aus der Simulation gegenüber:

 

Bauteile

Spannungsabfälle simuliert (V)

Spannungsabfälle gemessen (V)

LEDgrün

1,78

1,95

LEDrot

1,72

1,88

Vorwiderstandgrün

7,22

7,04

Vorwiderstandrot

7,28

7,10

 

 

 

 

Wir können zufrieden sein, Simulation und Realität liegen eng beinander 🙂

 

Welche Ströme fließen in unserer Schaltung?

Wir haben jeweils einen Teilstrom pro LED-/Vorwiderstandsreihe und einen Gesamtstrom, der nach dem 1. Kirchhoff‘schen Gesetz (die Summe aller Ströme in einem Knoten ergibt 0 Ampere) mit gleicher Stromstärke in beide Reihenschaltungen ein- und wieder ausfließt.

 

Den Gesamtstrom und beide Teilströme können wir mit der Formel für die Ermittlung eines LED-Vorwiderstandes berechnen:

 

Rv = (UE - Uf)/ILED

 

Vorwiderstand = (Eingangsspannung - Vorwärtsspannung)/LED-Strom

 

 

In die Formel eingesetzt und diese umgestellt, ergeben sich bei einer Eingangsspannung von 9 Volt und den mit dem Bauteiletester ermittelten Vorwärtsspannungen folgende Teilströme, die wir den simulierten und gemessenen Werten gegenüberstellen:

 

 

Reihenschaltung

Teilströme berechnet (mA)

Teilströme simuliert (mA)

Teilströme gemessen (mA)

ILED grün + Vorwiderstand

3,2

3,28

3,24

ILED rot + Vorwiderstand

3,2

3,31

3,26

 

 

Der Gesamtstrom ergibt sich aus ILED grün + ILED rot:

 

Modus

Gesamtströme (mA)

Berechnung

6,40

Simulation

6,59

Messung

6,49

 

Vergleichen wir diese Werte, können wir auch hier zufrieden sein. Alles eng beinander. Alles für die Praxis tauglich 🙂

 


Messung des Gesamtstromes in der Schaltung mit dem Multimeter.





Stabilisierte Spannungsversorgung mit dem Labornetzgerät



Weitere Messungen von Jürgen Heisig

Ich habe den Beitrag von Andreas Thaler zum Anlass genommen, einmal die Ergebnisse von 2 Komponententestern gegenüber zu stellen. Der eine Tester ist ein chinesischen Produkt, sehr ähnlich (wenn nicht gleich) dem von Andreas Thaler. Der zweite Tester ist ein DCA Pro (DCA75) von Peak und um einen vielfaches teurer. Dafür lässt er sich mit dem PC bedienen und kann die Kennlinie aufnehmen. Die Kapazität der Diode zeigt er nicht an...



Rot





Getestet wurden eine rote LED, eine grüne LED und noch eine grüne LED mit internem Vorwiderstand - alle 5mm. Wie man an den Ergebnissen sieht, stimmen die Ergebnisse bei den Zahlen recht genau überein - nur die LED mit internem Rv tanzt etwas aus der Reihe. Hier machen sich Unterschiede im Messstrom eben besonders bemerkbar.



Grün





Die mit dem DCA aufgenommenen Kennlinien zeigen deutlich, wie berechtigt Ihre Anmerkung zum Messstrom ist - die Bandbreite von VF ist erheblich. Der DCA Pro misst nur bis 12 mA - real ist aber mindestens 20mA erlaubt und die Bandbreite von Vf damit noch größer.




Grün mit Widerstand





Eine Anmerkung zu den Messwerten allgemein: Wie bei allen Digitalen Messwerten ist der letzten Stelle _immer_ zu misstrauen. Der DCA Pro treibt es mit seinen 3 Nachkommastellen auf die Spitze - das kann man in diesem Zusammenhang nicht ernst nehmen. In der realen Welt hat das alles keine Bedeutung, niemand setzt einen so bestimmten/berechneten Vorwiderstand ein. Man nimmt einfach den nächsten Normwert - und bringt damit deutlich mehr "Ungenauigkeit" ins Spiel, als die Variation von Vf es könnte.

Den eigentlichen Mehrwert im Beitrag von Andreas Thaler sehe ich in dem Vergleich Simulation gegen reale Welt. Die heutigen Simulationsprogramme sind sehr gut - trotzdem eben nur eine Simulation, die man immer wieder mit der realen Welt abgleichen muss. Nach meinen Erfahrungen mit LTSpice funktioniert einiges in der Simu, aber nicht real - und nicht alles, was real funktioniert, lässt sich in der Simu ohne Weiteres nachvollziehen.