Drei „Spielzeuge“ mit dem Raspberry Pi       

von Vanessa Schock                              
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Die in Großbritannien ansässige Raspberry Pi Foundation hat einen visitenkartengroßen Computer auf den Markt gebracht, mit dem Kinder die Grundlagen der Computerprogrammierung und -technik erlernen sollen. Aber der Pi ist nicht nur ein Spielzeug. Dieses winzige Gerät bietet genügend Leistungsstärke, sodass Hobbyelektroniker jeden Alters ihre Freude daran haben.

Den Raspberry Pi habe ich übrigens bei Farnell/Element14 bekommen. Bei der Gelegenheit standen auch noch andere Anschaffungen an. Ein Lötkolben war zwar schon da, aber ein gutes Digitalmultimeter und eine Drahtabisolierzange fehlten aktuell noch. Die habe ich auch gleich bestellt. Jetzt steht der Arbeit nichts mehr im Wege.

Der Pi ist ein voll funktionsfähiger PC mit HDMI-, RCA-, USB- und LAN-Ausgängen und das neueste Modell verfügt über einen Arbeitsspeicher von 512 Megabyte. Wie seine Entwickler behaupten, können Sie auf dem Pi grundlegende Programme wie Textverarbeitung ausführen und sogar High-Definition-Videos anschauen.  Ich besitze seit ein paar Monaten einen Pi (die vorherige Version mit 256 MB) und kann 1080p-Videos über HDMI problemlos und einwandfrei abspielen. Ziemlich gut für ein Gerät, das gerade einmal knapp 30 € kostet. Das Besondere am Pi ist jedoch, dass man ihn frisieren und ganz nach eigenem Geschmack mit Mikrocontrollern, Sensoren und mit so gut wie allem – von Aktoren und Motoren bis hin zu Kameras – versehen kann. Ich habe ein paar Ideen, die Sie vielleicht dazu inspirieren, sich selbst davon zu überzeugen, was dieser kleine, unglaubliche Computer alles kann. Bitte beachten Sie, dass viele dieser Geräte ältere Videospielkonsolen emulieren. Das Herunterladen digitaler Kopien der meisten Spiele ist illegal, selbst wenn Sie eine gedruckte Kopie davon besitzen. Allerdings gibt es Webseiten, die einige dieser Titel kostenlos zum legalen Download bereitstellen.


1. Der Mikro-Spielautomat
 www.howtogeek.com/129908/raspberry-pi-micro-arcade-machine-packs-gaming-into-a-tiny-case



Jeder Gamer wünscht sich einen eigenen Spielautomaten, aber niemand hat Platz dafür . Zwar wurde dieses Miniaturgerät für etwas kleinere Hände konzipiert, dennoch handelt es sich um einen voll funktionsfähigen Automaten mit klassischen Spielen wie „Bubble Bobble“. Es ist mit einem Joystick und vier Knöpfen ausgestattet. Diese können auch als Richtungstasten für solche Spiele wie „Robotron“ verwendet werden, für die ursprünglich zwei Joysticks nötig waren. Oberhalb des Bildschirms befindet sich sogar eine kleine Anzeige mit dem Namen des Spiels, das Sie gerade spielen. Und das Beste ist: Der Raspberry Pi ist tragbar, weil er mit sehr geringer Stromversorgung auskommt.  Wenn also jemand auf dem Weg zur Arbeit sein neuestes Tablet für ein kleines Spielchen aus der Tasche zieht, dann sind Sie ihm mit diesem kleinen Arcade-Gerät technisch eine Nasenlänge voraus.

2. Selbstbalancierender Roboter
http://robertabot.blogspot.de



Nur wenige Jahre ist es her, als der Segway Scooter seinen Einstand gab. Auch wenn er sich anscheinend nicht, wie angepriesen, als „revolutionäres Transportmittel“ entpuppt hat, so erleichtert er es dem Sicherheitspersonal in manch großem Einkaufszentrum und den Mitarbeitern der Disney Themenparks doch, sich über großflächige Bereiche hinweg fortzubewegen und das mit weniger Anstrengung als zu Fuß.  Was auch immer Sie von seiner Nützlichkeit als Transportmittel halten – das ausgeklügelte System der Technologie dahinter kann nicht abgestritten werden: Beschleunigungsmesser, Gyroskope und andere Sensoren sorgen für die genaue Steuerung der Motoren, damit auf nur zwei Rädern das Gleichgewicht gehalten wird. 

Das erinnert mich schon immer an die Science-Fiction der 50er Jahre und der selbstbalancierte Roboter „Roberta“ bildet genau die richtige Grundlage, auf der ich meinen Spielzeugroboter in diesem Stil bauen kann.  Der Raspberry Pi dient als Steuerung und in sein Gerüst sind bereits Löcher vorgebohrt – das Montieren eines Gehäuses sollte also nicht allzu schwierig sein.  Ein kleines Problem habe ich jedoch: Der obere Teil des Roboters darf nicht allzu schwer werden, weil sich dadurch der Schwerpunkt zu stark verlagern könnte.  Meine Lösung dafür ist, eine Vakuumform zu verwenden und das Robotergehäuse in zwei Hälften zu bauen. Ich lasse dann eine dünne Kante beim Ausschneiden der Plastikformen, wodurch ich diese mühelos zusammenkleben kann, ganz im Stil der frühen Science-Fiction-Roboter wie „Robby“ aus Alarm im Weltall.

3.  RetroPie
http://petrockblog.wordpress.com/2012/07/22/retropie-setup-an-initialization-script-for-retroarch-on-the-raspberry-pi

Eigentlich ist dies eher eine Programmierungsübung, aber sie ist so einfach und das Ergebnis so beeindruckend, dass ich einfach darauf eingehen muss.   RetroPie ist schlicht und einfach ein RetroArch Multi-System-Emulator, der auf dem Pi läuft. „Schlicht und einfach“ ist allerdings nicht der richtige Ausdruck, denn er ist auch mit Super Nintendo-ROMs kompatibel. Der Schöpfer von RetroPie war so nett, nicht nur eine Schulung zu entwickeln, sondern auch ein Archiv zu Github anzulegen. Dazu gehört ein Shell-Skript, mit dem automatisch alles installiert wird, was Sie zur Inbetriebnahme des Computers benötigen.

Der Raspberry Pi ist eines der innovativsten Entwicklungskits, wie sie der Markt seit langem nicht mehr gesehen hat. Auf der Webseite für Entwickler finden Sie zahlreiche Anleitungen und Foren, darunter Abbildungen für Anfänger. Auf YouTube gibt es eine ständig wachsende Zahl an Videos, die Sie schrittweise durch die Montage und Programmierung führen. Jeder, der in die Elektronik oder in die Programmierung hineinschnuppern will, sollte sich einen Pi anschaffen.
 
Weitere Informationenwww.raspberrypi.org 


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