Gewitterindikator auf 10 kHz
von Manfred Hartmann
19.6.13:
Zu dem Projekt Gewitterwarnung habe ich einen uralten
Elektorartikel gefunden: Gewitterindikator, Elektor Juni 1972, S.
618ff. Es ist ein Ferritstab-Geradeausempfänger für 10
kHz mit Impulsaufbereitung und Anzeige über ein Messwerk.
Von der Schaltung habe ich vor Jahren den Teil mit dem
Monoflop und dem Anzeigetreiber für die Anzeige in einem Geigerzähler
übernommen. Funktioniert auch dort recht gut. Am Alter des Artikels
kann man übrigens sehen wie lange ich schon dabei bin mir einen
Gewitterindikator zu bauen. Fertig geworden ist bisher nichts. Die für
10 kHz bewickelten Ferritstäbe liegen aber noch irgendwo herum. Ich
habe
gestern Abend schnell mal eine Steckbrettkonstruktion für einen
Gewitterindikator aufgebaut. Als Antenne habe ich ein winziges
Ferritantennchen für 77 kHz aus einer Funkarmbanduhr genommen. Wenn ich
das parallel-C auf 1,2 nF verringere kann ich mit einem zweistufigen
Verstärker, einem Impedanzwandler davor und einer Demodulatorstufe
dahinter Deutschlandradio auf 177 kHz empfangen. Also müssten
eigentlich
bei entsprechendem Parallelkondensator so bei ca. 100 kHz ausreichend
starke Impulse von Blitzen zu empfangen sein. Jetzt warte ich nur noch
auf die angekündigten Gewitter am Donnerstag und Freitag.
Der
100 kHz Gewitter-RX liegt eingeschaltet auf dem Schreibtisch und knackt
und kracht vor sich hin. Auch auf LW im Kofferradio sind
charakteristische Geräusche zu hören, zudem ist der Himmel bedeckt und
laut Wetterradar zieht da was auf uns zu. Ob es ein Gewitter wird weiß
ich aber nicht. Doch möglicherweise kann ich meine Schaltung mit der
DCF-Antenne heute Abend noch testen.
20.6.13: Heute Nacht
habe ich die Ferritantenne aus der Funkuhr ausprobieren können und
wollte nur kurz die Ergebnisse mitteilen. Wir hatten hier zwar kein
Gewitter direkt in der Nähe, trotzdem waren um 120 kHz sehr viele
Entladungen zu hören. In Stärke und
Häufigkeit der Impulse war kein Unterschied festzustellen obwohl das
Gewittergebiet weiter nordostwärts gezogen ist. Allerdings kam von
Südwest her eine kleinere Front auf meinen Wohnort zu. Ich habe
jedenfalls feststellen können, dass diese kleine Ferritantenne aus der
Funkarmbanduhr völlig ausreicht um Gewitterentladungen aufnehmen zu
können. Die von mir verwendete Schaltung ist vermutlich sogar viel zu
empfindlich. Denn wenn ein Gewitter direkt über einen hinwegzieht, dann
werden die Impulse wohl um ein vielfaches kräftiger sein, so dass der
Demodulator sicherlich total übersteuert sein wird.
Amplitudenunterschiede sind dann bestimmt kaum noch auszuwerten. Man
könnte die Verstärkung herabsetzen indem nichtüberbrückte
Emitterwiderstände bei den beiden Verstärkerstufen eingesetzt werden.
Vielleicht kann man auch die zweite Verstärkerstufe ganz weglassen,
aber um das auszuprobieren muss ich jetzt erstmal auf das nächste
Unwetter warten.
Links
auf dem Steckbrettaufbau kann man die Ferritantenne sehen. Die
Spule oben rechts diente nur zum Testen der Schaltung. Dort hatte ich
ein schwaches Signal vom Funktionsgenerator angelegt, damit die
Ferritantenne auch ohne Gewitter etwas zu empfangen hatte.
Hier noch die Schaltung von dem Versuchsaufbau:
Ich
seh grade, der Kondensator am Ausgang ist nicht beschriftet. Er hat
100nF. - Die Verwendung von BC238 hat keine weitere Bewandtnis, ich
hatte ganz einfach keine BC547 mehr (ist mir auch noch nie passiert :-)
).
So sehen die Impulse auf dem Oszilloskop aus:
Und so mit anderer Zeitbasiseinstellung:
Eine
mp3-Datei habe ich mit CoolEdit pro aufgenommen. Mit dem Programm kann
man sehr weit hineinzoomen, so dass zu sehen ist, dass die einzelnen
Impulse weitgehend so aussehen wie auch auf den Oszillogrammen. Sie
werden also durch die Soundkarte kaum verfälscht und eignen sich somit
auch für spätere Auswertung.
Gewitterindikator, Erfahrungen und Anpassungen
Am vergangenen Mittwoch konnte ich die Schaltung
bei dem Gewitter testen. Wie ich vermutete ist sie viel zu empfindlich. Der
Demodulator war stets bis in die Begrenzung durchgesteuert. Ich habe deshalb in
die Emitterleitung des ersten Verstärkertransistors ein 500 Ohm Poti eingefügt.
Ein 100 Ohm in der Collector-Zuleitung sowie ein 10 kOhm vom Emitter des
Impedanzwandlers nach Masse sind noch dazu gekommen. Da ich eine
Auswerteschaltung dahinter setzen möchte, die auch die Amplitude der Impulse
berücksichtigt (ähnlich wie in dem Elektor-Artikel von 1972 beschrieben), habe
ich auch die Betriebsspannung auf 5 Volt haraufgesetzt. Die Schaltung läuft zwar
auch schon mit 1,5 Volt aber ein wenig mehr Spannungshub am Ausgang lässt sich
besser weiterverarbeiten.
Hier das Schaltbild der geänderten
Schaltung:
Für weitere Messungen muss ich nun erstmal wieder
auf ein Gewitter warten. Bis dahin werde ich noch eine andere Schaltung
aufbauen, die auch auf einem anderen Frequenzbereich (500 kHz) arbeitet. Zu
diesem Zweck habe ich mir noch eine weitere kleine Ferritantenne gebaut. Ich
habe dazu eine Drossel verwendet, wie sie in Schaltnetzteilen häufig zu finden
ist.
Zunächst habe ich die äussere Kunststoffumhüllung
und die originale Wicklung entfernt.
Zum Vorschein kam ein Ferritstäbchen, das fast
ebenso klein ist wie das aus der Funkarmbanduhr.
Es hat 5 mm Durchmesser und ist 21,5 mm lang. Ich
habe es mit 80 Windungen CuL 0,15mm bewickelt.
Rechts ist zum Vergleich die Ferritantenne aus der
Funkarmbanduhr. Mit einem Parallel-C von 560 pF komme ich bei der selbstgebauten
Ferritantenne auf ca. 470 kHz. Mit kleineren Parallelkondensatoren kam ich in
den MW-Bereich und konnte tagsüber dort mit obiger Schaltung sogar
Rundfunksender empfangen, z.B. recht schwach DLF auf 549 kHz (Nordkirchen), mit
guter Lautstärke DLF auf 756 kHz (Braunschweig) und sehr laut NDR Info auf 828
kHz (Hannover). Also ist anzunehmen, das auf ca. 500 kHz auch
Gewitterentladungen zu hören sind, wenn denn welche da sind :-) Bis jetzt höre
ich dort nur ganztägig breitbandige netzsynchrone Störungen, die vermutlich von
einem Schaltnetzteil in der Nähe herrühren. Durch Drehen der Ferritantenne kann
ich sie aber vollständig ausblenden.
Diese Antenne soll an einem zweistufigen,
galvanisch gekoppelten Transistorverstärker mit 2x 2N2222 arbeiten, der eine
max. Verstärkung von ca. 4000 hat und mit einem Poti aber auf geringere Werte
eingestellt werden kann. Eine LTSpice-Simulation zeigt sich vielversprechend.
Wenn mir weitere Ergebnisse vorliegen werde ich berichten.
Elektronik-Labor AVR HF Projekte