Im Elektronik-Labor braucht man ein Oszilloskop. Ohne geht es auf die Dauer nicht. Aber es muss kein teures Gerät sein. Mein erstes Oszi habe ich mir vor mehr als 30 Jahren selbst gebastelt. Auf dem Elektronik-Flohmarkt konnte ich eine 3-cm-Osziröhre bekommen, die nur eine Anodenspannung von 250 V brauchte.
Das Gerät ist etwas verstaubt, funktioniert aber immer noch. Die technischen Daten sind eher bescheiden. Die Bandbreite beträgt vielleicht 1 MHz, es gibt nur AC-Kopplung über einen Eingangskondensator. Die interne oder externe Synchronisierung kommt nicht an die heute übliche Triggerung heran, liefert aber stehende Bilder. Die Ablenkung wurde nicht in µs und ms eingestellt, sondern in Hz und kHz. Der Regler unten rechts ist die Feineinstellung der Ablenkfrequenz. Links ist ein Poti für die Eingangsempfindlichkeit, in der Mitte kann man die Helligkeit einstellen. Das Gerät hat einige Jahre lang seinen Dienst verrichtet und war besser als nichts, denn wie Ing. Dietrich Drahtlos schon gesagt haben soll: Was im Labor niemals fehlen darf, ist der Kathodenstrahloszillograf.
Das Innenleben zeigt, dass eine Röhre (ECC82) für die beiden Ablenkverstärker benutzt wurde. Damals waren nämlich Transistoren für hohe Spannung noch nicht so verbreitet, aber Röhren gab es in jedem kaputten Fernseher. Die Sägezahnschaltung mit Synchronisierung war aber mit Transistoren aufgebaut. Das Gehäuse habe ich aus Sperrholz gebaut und grün lackiert.
Die Bildröhre wird üblicherweise mit einer magnetischen Abschirmung aus Mu-Metall versehen. Stattdessen habe ich eine aus Dosenblech gebaut. Das war natürlich nicht optimal und könnte der Grund sein, warum das Bild nicht mehr gerade erscheint.
Nach diesem Oszilloskop habe ich noch zwei weitere, wesentlich verbesserte Modelle gebaut. Aber keines von beiden hat überlebt. Es gab immer irgendwelche Probleme mit den Netzteilen, die sich in stinkenden Rauchwolken bemerkbar machten. Irgendwann habe ich dann den Selbstbau aufgegeben und mir ein nagelneues Hameg HM203-5 gekauft. Und das arbeitet heute noch und hat mich nie im Stich gelassen.
Kürzlich wurde ich gefragt, wie man wohl ein einfaches und preiswertes Oszilloskop besorgen könnte. Es ging um ein gemeinsames Projekt, bei dem hauptsächlich die Qualität der Spannungsversorgung und die grundsätzliche Funktion einer seriellen Schnittstelle beobachtet werden sollte. Die Anforderungen waren also nicht sehr hoch. Ich habe deshalb empfohlen, ein gebrauchtes Oszi bei Ebay zu ersteigern. Sehr preiswert bekommt man das kleine russische C1-94, das lange bei Conrad verkauft wurde.
Ein solches Gerät wurde dann auch günstig ersteigert. Es hat einen Kanal und eine Bandbreite von Null bis 10 MHz. Eine Einführung in die Bedienung steht in Elexs.de.
Erfahrungen von Stefan Bion
Ich
hatte so um 1985 herum (war damals gerade bei Philips in Krefeld in der
Ausbildung als "Nachrichtengerätemechaniker) ein ähnliches Projekt
gebaut - die Röhre war allerdings etwas größer im Durchmesser,
schätzungsweise 6 cm; damals billig von einem Philips-Mitarbeiter
gekauft. Die Schaltung hatte ich glaub' ich aus einem Radio-RIM-Katalog
("RIM Oszillette" oder so ähnlich.)
Habe mir dann kurze Zeit
später aber einen "richtigen" Oszi gekauft - lustigerweise genau den
russischen "C1-94", den du da abgebildet hast. Ich meine, den hätte ich
damals bei Voelkner Elektronik für 299 DM gekauft. Einen richtigen
Tastkopf hatte das Gerät gar nicht - nur ein
Koaxkabel mit DIN-Stecker an der einen und zwei
Krokodilklemmen an der anderen Seite.
Irgendwann vor 10 Jahren
oder so weigerte er sich dann plötzlich, ein Bild anzuzeigen (der
Glühfaden der Röhre glimmte allerdings noch). Es war zwar eine
ausführliche technische Doku in deutsch incl. Schaltplan dabei (sowas
gibt's ja heute gar nicht mehr), aber da ich eh schon lange ein
besseres Gerät haben wollte (die 10 MHz, das kleine Display und das
abenteuerliche Messkabel waren ja doch etwas "rudimentär"), wurde es
dann ein neues DSO, und der alte Russe landete im wohlverdienten
Elektronik-Nirvana (Wertstoffhof). Ausschlachten lohnte sich m.E. nicht
mehr - da waren fast nur russische Spezialbauteile drin, die ich wohl
kaum jemals verwenden würde. Oben ein älteres Bild meines damaligen
Elektronik-Bastelplatzes.