Taschenempfänger Rubin
von Wieland Müller
ELO 2009
Am 4. September öffnete die Internationale Funkausstellung IFA 2009 in
Berlin ihre Pforten. Wie erwartet, wurden wieder faszinierende
Neuentwicklungen der Unterhaltungselektronik vorgestellt. Ein Grund,
mit einem kleinen Projekt an die Anfänge der Halbleitertechnik zu
erinnern, denn das Prinzip des Transistors bildet auch heute noch die
Grundlage aller Geräteentwicklungen.
1925 erhielt Julius Edgar Lilienfeld ein Patent für die Idee eines
Transistors. Der erste funktionierende Bipolartransistor wurde am
23.12.1947 in den Bell Laboratories USA vorgestellt. Seine Erfinder
waren John Bardeen, Walter Brattein und William Shockley. Die
Rundfunkindustrie erkannte schnell die revolutionäre Bedeutung dieses
Bauteils für die Radioproduktion. Bereits 1954 wurde der erste
Transistortaschenempfänger der Welt Regency TR 1 in den Vereinigten
Staaten hergestellt. Dieser einfache MW-Super war mit nur vier
Transistoren bestückt (selbstschwingende Mischstufe, 1.ZF, 2.ZF und
Eintakt-Endstufe). Immerhin handelte es sich schon um einen Fünfkreiser
mit Luftdrehko. Seine Batteriespannung war mit 22,5 V noch relativ
hoch. Schon kurz nach seinem Erscheinen begann die internationale
Entwicklung und Produktion von Taschenempfängern. Um die
NF-Ausgangsleistung zu erhöhen, arbeiteten die Geräte jetzt mit einer
Gegentaktendstufe und sechs bis acht Transistoren. Da diese Bauelemente
noch sehr teuer waren wies oft ein Logo auf der Vorderseite der Radios
auf die Anzahl der verwendeten Transistoren hin. Einige Hersteller
(z.B. Made in Hong Kong) bestückten ihre Geräte mit zusätzlichen
Transistoren, die als AM-Demodulatordioden arbeiteten (ein Anschluss
abgekniffen) oder überhaupt keine Funktion hatten, um eine höhere
Leistungsfähigkeit ihrer Produkte vorzutäuschen.
Das vorgestellte Projekt Taschenempfänger Rubin soll an diese guten
alten Zeiten erinnern. Folgende Forderungen sind zu erfüllen:
Bestückung mit sechs Transistoren (keine IC!), Gegentaktendstufe mit
einer Ausgangsleistung von ca. 100 mW (damals waren 25 bis 100 mW
üblich) und möglichst ähnliches Aussehen und Baugröße. Das Titelbild
zeigt das Mustergerät im Vergleich mit einem TT-Empfänger Baujahr 1963.
Im zweiten Bild ist das Innenleben des TT-Gerätes Ross Jubilee mit
Komplementärgegentaktendstufe (Baujahr 1962) der Firma Ross Elektronics
Corp Chicago USA zu sehen.