Das Fahrrad-Standlicht


 aus ELO 2008
Elektronik-Labor  Labortagebuch  ELO  Mikrocontroller

 

Manchmal will man es genau wissen, wie ein Gerät oder eine Schaltung funktioniert. Am letzten Wochenende war ich mit meinem Bruder mit dem Fahrrad am Dortmund-Ems-Kanal unterwegs. Bei Datteln wird ein neues Kraftwerk gebaut. Das wollten wir uns anschauen. Plötzlich findet mein Bruder im Grasstreifen zwischen Radweg und Kanalufer eine kleine Platine: Ein Fahrrad-Standlicht mit Speicherkondensator. Wir kombinierten: Eine Gruppe Radfahrer ist unterwegs, der erste bremst plötzlich um sich das Kraftwerk anzusehen, der zweite fährt auf und zerstört das Rücklicht. Der erste Fahrer stürzt in den Kanal, die anderen haben Mühe ihn wieder herauszuziehen und übersehen dabei die Platine. So muss es gewesen sein, oder hätten Sie ohne Not einen Ein-Farad-Speicherkondensator einfach liegenlassen? Auch wenn er von der Platine abgebrochen war und eine Delle hatte, damit kann man ja immer noch etwas anfangen.

 

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Den Kondensator und die Platine habe ich mitgenommen. Mich interessierte brennend, warum man sieben Transistoren braucht, nur um eine LED zu betreiben. Ob die Entwickler sich wohl besondere Mühe gegeben haben, den Kondensator nicht zu überladen? Ich dachte an eine ausgefeilte Ladeschaltung, die bei 5 V begrenzt.

 

 

 

Tatsächlich hat die Entschlüsselung der Schaltung einige Schwierigkeiten gemacht. Der Hersteller hat durch missverständliche Beschriftung der Platine versucht, Verwirrung bei der Konkurrenz zu stiften. So sind z.B. die beiden Transistoren T6 und T7 gar keine solchen sondern Doppeldioden. Und die LED ist verpolt beschriftet. Aber gegen viel Geduld, ein Ohmmeter und eine SMD-Brille Stärke 3 hilft das alles nichts. Mit dem Ohmmeter konnten bereits die SMD-Bausteine entschlüsselt werden: 1K = NPN, 3B = PNP, A7 = Doppeldiode. Auf der Seite von Franz Hamberger fand ich dann alle SMD-Schlüssel.


 

 

Hier die abgezeichnete Schaltung. Wie man sieht steht am Anfang ein Vierweggleichrichter. T1 bildet eine einfache Ladestromquelle, die zwar den Ladestrom etwas begrenzt, aber nicht die Ladespannung. Hier verlässt man sich wohl darauf, dass die Eingangspannung nicht wesentlich über 6 V geht.

T2 und T5 bilden eine Konstantstromquelle für den Fahrbetrieb. An der Basis von T5 wird sich eine Spannung von 0,6 V einstellen. Es fließt also ein Strom von 50 mA. Im Stand tritt eine ähnliche Stromquelle mit T3 und T4 in Aktion. Der Strom ist dabei wesentlich kleiner, damit der Kondensator lange hält. Wenn der Fahrer wieder lostrampelt sperrt T4, sodass kein Strom aus dem Speicherkondensator entnommen wird.