Das Variometer-Audion






Stell dir vor, du bist auf einer einsamen Insel gestrandet und brauchst ein Kurzwellenradio. Ein paar elektronische Bauteile sind da, aber spezielle HF-Bauteile wie Drehko und Kurzwellenspule fehlen. Ein Lautsprecher, ein alter Blechdeckel und eine gebrauchte 1,5-V-Batterie sind vorhanden. Irgendwie muss das gehen, auf der Insel hat man ja genügend Zeit. 

Was heut nicht gelingt,
Klappt morgen unbedingt.

 (Dietrich Drahtlos)



Die Schaltung entspricht im Kern dem Emitterfolger-Audion, allerdings mit einem vereinfachten NF-Endverstärker für 1,5-V-Betrieb. Statt des Drehkos hat das Audion einen Festkondensator, der je nach KW-Band aus mehreren Einzelkondensatoren zusammengelötet wird. Der Kern des Radios ist eine selbst gewickelte Variometer-Spule, die einen Feinabgleich durch Verbiegen zulässt. Hier wurden 17 Windungen stramm auf eine Mignon-Batterie gewickelt. Beim Abziehen von Wickeldorn ging die Spule etwas auseinander. Übrig blieben 15 Windungen mit einem Durchmesser von 17 mm.



So eine Spule lässt sich leicht berechnen (siehe die Kleine HF-Spulenkunde). Dann weiß man schon mal wo man ungefähr landet. Durch Auseinaderziehen der Spule kommt man leicht bis zu 20% höher.



Wenn die gewünschte Frequenz und die passende Antennenkopplung grob gefunden sind, stellt man das Porti nahe an den Rückkopplungseinsatz, wobei ein Anstieg des Rauschens die gesteigerte Empfindlichkeit verrät. Dann wird die Spule vorsichtig verbogen, bis der gewünschte Sender klar zu hören ist. Im ersten Versuch war das der niederländische Auslandsdienst RNW auf 5955 kHz. Die Deutsche Welle hat sich ja leider abgeschaltet und ist für gestrandete Seefahrer nicht mehr verfügbar. Am Abend kommen aber noch andere Stationen hinzu. Jedenfalls ist die Frequenz mit etwas Geschick ebenso genau einzustellen wie mit einem Drehko.



Um die Abstimmung noch etwas zu vereinfachen bekam das Radio am Ende noch einen Hebel-Mechanismus zur einstellbaren Verlängerung der Spule.