Stereo-Power mit Röhren


Den besten Klang bringt immer noch der Kopfhörer, noch besser wird es aber mit Röhren. Gewisse Reserven braucht der HiFi-Fan allerdings schon. Deshalb habe ich mir einen Stereo-Kopfhörerverstärker mit zwei 250-Watt-Senderöhren SRS326 gebaut.

Es handelt sich bei der SRS326 um eine direkt geheizte Triode für Kurzwellen-Therapiegeräte. Im Internet habe ich gelesen, dass die Röhre mit 7V/8,5A beheizt wird. Die Anodenspannung ist normalerweise 3000 V, der Anodenstrom 200 mA. Natürlich wäre das für diesen Zweck übertrieben. Deshalb arbeitet mein Verstärker mit nur 12 V an der Anode. Das große Problem ist aber die Heizung. Wegen der direkt beheizten Kathode braucht man Gleichstrom. Aber woher nimmt man 17 Ampere? Die Lösung war ein altes PC-Netzteil. Beide Röhren werden jetzt mit 5 V beheizt. Das dicke Anschlusskabel wird ordentlich warm, aber es klappt. Das Netzteil liefert auch gleich die Anodenspannung.

Ein Sockel für diese Röhre ist natürlich auch nicht aufzutreiben. Die Stifte haben einen Durchmesser von 3 mm. Auf eine M3-Schraube habe ich Federn aus dickem Kupferdraht gewickelt, die nun brauchbare Kontakte ergeben. Die Kontaktfedern lassen sich in einer Richtung relativ leicht auf die Anschlüsse drehen und sitzen dann ausreichend fest.

Die Anodenspannung ist hier wesentlich geringer, als es die Ingenieure des Herstellerwerks (WF, Werk für Fernsehelektronik, Berlin-Oberschöneweide) mal geplant hatten. Deshalb ist auch der Anodenstrom nicht gerade reichlich. Damit genügend Strom fließt, mussten die Gitter positiv vorgespannt werden. Bei einer Gitterspannung von +5V ergibt sich ein Anodenstrom von 2,5 mA. Da nun Gitterstrom fließt, müssen relativ niederohmige Gitterwiderstände verwendet werden.

Der Verstärker bringt ausreichende Lautstärke und einen unglaublich guten Klang. Der relativ kleine Anodenstrom darf direkt durch die Kopfhörer fließen. Kein Trafo stört den Hörgenuss, kein Elko sorgt für zusätzliche Verzerrungen. Allein die Kennlinie der Röhre beeinflusst das Ergebnis. Ein Vergleich mit und ohne den Verstärker zeigt es, der echte Klang wird erst durch die Röhren erzeugt. Zwei Stunden lang konnte ich meine schönste Musik hören. Das sanfte Licht der Röhren und die merkliche Wärmestrahlung rundeten den Eindruck ab.

Feilen, Löten und Schrauben
nutzt mehr als manche glauben.
(Dietrich Drahtlos)

Aber dann, als es gerade am schönsten war, fiel plötzlich ein Kanal aus. Die Röhren waren noch so heiß, dass ich nicht gleich nachsehen konnte. Erst am nächsten Tag konnte ich feststellen, dass eines der Heizanschlusskabel sich selbst abgelötet hatte. Jetzt denke ich über eine zusätzliche Kühlung speziell für die Anschlüsse nach.