Terminalprogramm für EMUF,
elrad-COBOLD- und MFA-Computer
von Hermann Nieder
Haben Sie auch noch einen der oben genannten
Mikrocomputersysteme aus den 80-ziger Jahren zur Verfügung? Wäre es nicht
reizvoll, diese mit einem Terminalprogramm wie dasjenige von Burkhard
Kainka zu aktivieren, das man auf seinen Seiten einschließlich der
Delphi-Source-Dateien findet?
Im EMUF-Sonderheft 2 des Franzis-Verlags von 1987 ist
erläutert, was unter EMUF zu verstehen ist, nämlich „Einplatinen-Computer für universelle
Fest-Programmierung“.
Darin findet man u. a. auch die Schaltung eines
6502-EMUFs mit einem Mikroprozessor 6502, einem EPROM, einem RAM
sowie zwei VIAs 6522. Dazu konnte man
damals eine doppelseitige Platine bestellen, auf der die komplette Schaltung
Platz hatte. Außerdem ist im oben erwähnten Sonderheft das HEX-Listing des
Monitorprogramms für den 6502-EMUF zu finden mit der Liste der Monitorbefehle
und der Angabe wichtiger Systemeinsprünge. Da ich die Platine nicht zur Verfügung hatte, baute ich die
Schaltung des 6502-EMUFs auf einer Lochrasterplatine nach und programmierte mit meinem bewährten
C64-EPROM-Programmierer das EPROM für den Einplatinencomputer.
Nach erfolgreicher Fehlersuche funktionierte meine
EMUF-Schaltung auf der Lochrasterplatine, wie es oben auf dem Screenshot zu
sehen ist.
Wenn man am EMUF die Resettaste betätigt, und ihm darauf wie
im Bild oben vom PC in einem Terminalprogramm das Byte 255
sendet,
meldet sich dieser mit „EMUF
III-MONITOR“. Der Mikroprozessor 6502 misst per Programm die
Länge eines
Startbits und kann daran die Baudrate erkennen, wie dies im oben
erwähnten
Sonderheft erläutert ist. Ich änderte das
Terminalprogramm in Delphi 5 ab, wie dies auf dem folgenden
Screenshot zu sehen ist.
Auf den ELEXS-Seiten
befindet sich in einem Beitrag
von Burkhard Kainka über einen Mikrocontroller R8C/15 auch die Schaltung eines
Pegelwandlers
mit Transistor-Invertern.
Eine ähnliche Schaltung verwende ich für meine
EMUF-Schaltung.
Diese ergänzte ich um eine
weitere Inverterstufe für die Steuerleitung DTR , allerdings mit
einem
Kollektorwiderstand von 4k7.
Mit dieser zusätzlichen Transistorstufe ist es nun
möglich, durch Ein- und Ausschalten
von DTR den angeschlossenen Mikrocomputer 6502 im
Terminalprogramm zurückzusetzen,
wenn der Ausgang der betreffenden Inverterstufe mit dem
Reset-Eingang desselben verbunden ist.
Im oben erwähnte
geänderten Terminalprogramm ist das
Memofeld „MemoBinIn“ zugunsten desjenigen für die
Textausgabe ausgeblendet. Dieses ist für die Verwendung
mit dem EMUF breiter und höher als das
ursprüngliche. Auch das Memofeld für die Texteingabe ist
größer als dasjenige
im ursprünglichen Terminalprogramm.
Wenn nach dem Start
des Programms der Button „RESET“ gedrückt wird, wird
über DTR der
Mikroprozessor zurückgesetzt und an ihn darauf das Byte 255
übertragen.Meldet dieser sich nicht sofort mit „EMUF
III-MONITOR“, kann
man den erwähnten Button erneut drücken.
Der 6502-EMUF wird in Maschinensprache programmiert. Dazu
ist z. B. der Shareware-Assembler Tasm gut geeignet. Im EMUF
III-Monitor kann man sich die Register des 6502
anzeigen lassen, kann die aktuelle Adresse setzen, dort einzelne Bytes
im
HEX-Format eingeben, die aktuelle Adresse um 1 erhöhen bzw.
erniedrigen, kann
sich 16 Speicherstellen im HEX- und im ASCII-Format anzeigen lassen,
sich einen
Befehl an einer Adresse disassemblieren
lassen sowie ein Programm ab einer aktuellen Adresse starten..
Außerdem besteht
die Möglichkeit, HEX-Code einzulesen und auch HEX-Code
zu senden.
Diese Möglichkeit bietet die vorliegende Version des
Terminalprogramms allerdings nicht.
Christian Persson beschreibt
1983 in dem Fachbuch „6502/65C02 Maschinensprache“ den
„elrad-COBOLD-Computer“, ein Mikrocomputersystem mit einem
Mikroprozessor 6502,
das in der Grundausführung aus drei Europakarten besteht, mit
EPROM- und
RAM-Bausteinen, drei RIOT-Bausteinen 6532, seriellem Eingang/Ausgang
für
Terminal-Betrieb sowie einem Kassettenrecorderanschluss. Dazu
gehört auch eine
Tastatur/Displaykarte.
Der „elrad-COBOLD-Computer“ wurde damals in einigen
Artikeln
der Fachzeitschrift ELRAD beschrieben. Soweit mir bekannt ist,
wurden auch Bausätze dieses Computersystems
angeboten. Da die Platinen für den „COBOLD“
nicht zur Verfügung standen, baute ich die
komplette Schaltung nach den
Schaltbildern im oben erwähnten Fachbuch zum Teil unter Verwendung
von vorhandenen
fertigen Platinen aus ähnlichen
Mikrocomputersystemen sowie mit
Lochrasterplatinen nach, wie dies auf dem Bild zu sehen ist.
Nach einigen Anpassungen der Datei im HEX-Format für das
COBOLD-EPROM und nach der Beseitigung von Lötfehlern usw.
funktionierte mein „COBOLD“ schließlich wie
gewünscht. Es ist sogar die Kommunikation mit einem PC
über dessen serielle Schnittstelle
möglich, wie dies auf dem nächsten Screenshot zu sehen ist.
Die oben erwähnte Schaltung mit den Transistor-Pegelwandlern
konnte ich auch für dieses
Mikrocomputersystem verwenden.
In den 80ern wurde
für die Aus- und Weiterbildung u. a. auch das „MFA-Mediensystem“ entwickelt, zu dem umfangreiches
Dokumentationsmaterial herausgegeben wurde. Das folgende Bild zeigt einen solchen
MFA-Computer.
Als Mikroprozessor wird darin ein 8085 verwendet. Das
Betriebssystem des abgebildeten Geräts
beinhaltet u. a. ein Monitor-Programm mit mehreren
Möglichkeiten einschließlich einem Assembler und
Disassembler
für den 8085. Außerdem ist ein Steuer-Basic vorhanden.
Das Gerät wurde in der Anfangszeit mit einem Video-Interface
betrieben, an das eine Tastatur angeschlossen war. Dazu gehörte ein Sichtgerät
mit Video- und Audio-Eingang.
Wenn man ein Kassettenrecorder-Interface zur Verfügung
hatte, konnte man die mit dem MFA-Computer entwickelten Programme in Assembler
bzw. in Basic auf Kassetten speichern und wieder laden. Es gab neben mehreren
anderen Platinen auch eine Platine mit
einem Floppy-Interface sowie ein externes Diskettenlaufwerk.
Die oben erwähnten MFA –Computer wurden in der Industrie im
Werkunterricht sowie im Unterricht in
Berufsschulen verwendet. Inzwischen werden Geräte
des MFA-Mediensystems auch bei e-bay günstig angeboten. Dort habe ich das oben abgebildete Gerät vor mehreren
Monaten gekauft.
Wenn man das Monitorprogramm von Burkhard Kainka etwas
verändert, kann man den MFA-Computer damit bedienen, wie das
folgende Bild am Beispiel eines Basic-Programms zeigt.
Die Memofelder für die binäre Ein- und Ausgabe werden nicht
angezeigt, und dafür sind die diejenigen
für die Eingabe und die Ausgabe passend für den Betrieb des MFA-Computers
größer als im ursprünglichen Terminalprogramm.
Das „MFA-Terminal“
bietet zwar nicht alle Möglichkeiten wie die DOS-Version, die früher
einmal für den MFA-Computer angeboten
wurde, ist aber recht komfortabel zu bedienen, wie dies oben auf dem Screenshot
zu sehen ist.
Wenn der MFA-Computer bereits wie das oben abgebildete Gerät
mit einer Platine mit serieller Schnittstelle und Pegelwandlern
ausgestattet
ist, kann man im Steuer-Basic und auch
im Monitorprogramm Dateien über diese Schnittstelle unter Windows
an einen PC senden lassen und auch von diesem wieder in das
Gerät zurückladen.
Die Adresse wird dafür eingestellt wie diejenige für die
Platine mit dem Kassetteninterface.
Der Kommunikationsbaustein 8251 auf dieser Platine wird nach
dem Einschalten des MFA-Computers per Programm initialisiert und ist
dann für Übertragungen
bereit.
Die Platine mit der Modem-Schaltung , die für die
Übertragung auf Kassetten und das Zurückladen notwendig ist,
wird für die
Verwendung der Platine als serielle Schnittstelle nicht benötigt.
Man kann an ihrer Stelle z. B. auf einer Lochrasterplatine
die oben erwähnten Pegelwandler-Schaltungen mit Transistoren oder
eine
Schaltung mit einem Baustein MAX232 aufbauen. Dann ist noch eine
9-polige
SUB-D-Buchse an der Frontplatte der Platine anzubringen, die Leitungen
für die Eingangs- und Ausgangssignale sind an der
Buchse und an dem Baustein 8251 anzulöten, und dann kann man die
ursprünglich
als Kassetteninterface dienende Platine
zum Speichern und Laden von Programmen für den MFA-Computer
verwenden, wie dies
im Folgenden erläutert wird.
Dazu wird außer dem für die Bedienung de MFA-Computers
gestartete Terminalprogramm ein zweites mit erweiterten Funktionen gestartet.
Die oben erwähnte Platine mit seriellen Schnittstelle wird dafür,
wie dies auf dem Screenshot zu sehen ist, auf der PC-Seite über eine entsprechende
Leitung an COM2 (bzw. COM3 oder höher, wenn ein USB-Adapterkabel auf seriell
verwendet wird) angeschlossen.
Ein Panel deckt in diesem Programm bei der Einstellung
„Terminal“ überflüssige Steuerelemente
ab.
Diese werden erst nach Drücken des Buttons „MFA-Rec.“
sichtbar. Dafür ist in dieser Einstellung nur das rechte untere
Memofeld vergrößert, während die anderen drei
verdeckt
sind, da diese in dieser Einstellung des Programms nicht benötigt
werden.
Dieses ist gerade
gestartet worden und ist nach Drücken des Buttons „MFA-Rec.“ bereit für die
Aufnahme der Datei im Intel-HEX-Format,
die der MFA-Computer über seine serielle Schnittstelle sendet, wenn im Programm
„MFA-Terminal“ z. B. in Basic gerade „SAVE“ eingetippt worden ist, und die
Meldung
„BAND EINSCHALTEN,
DANN SPACE“ angezeigt wird.
Der MFA-Computer „meint“ , dass er mit einem
Kassetteninterface kommuniziert, und gibt daher im Terminalprogramm die oben
erwähnten Meldungen aus.
Wird die Space-Taste gedrückt, erscheint die Datei vom
MFA-Computer im Memofeld des „MFA-Recorder-Programms“ im Intel-Hex-Format und
kann mit der Erweiterung obj“ in einem Verzeichnis auf der Festplatte gespeichert
werden. Das Verzeichnis „C:\MFA“ ist im Programm voreingestellt.
Wurde im Programm in der Einstellung „MFA-Rec.“ eine Datei für den MFA-Computer geladen und soll
an diesen übertragen werden, so ist im MFA-Terminalprogramm in Basic „LOAD“ einzugeben, worauf die
Meldung
„ SPACE, DANN BAND EINSCHALTEN“
erscheint. Nach Drücken der Space-Taste
wartet der MFA-Computer auf eine Datei im Intel-Hex-Format. Diese wird mit dem
Button „Send Prog. an MFA“ gestartet. Die erfolgreiche Übertragung wird im „MFA-Terminal“,
folgendermaßen angezeigt:
„ READY“
Oder es erscheint eine Fehlermeldung .
Im Monitorprogramm
geschieht das Laden von Programmen durch Eingabe von „L“ für „LOAD“. Man
gibt die gewünschte Startadresse an, betätigt die Space-Tast, wechselt dann
in das „MFA-Recorder- Programm“ und startet darin die Übertragung der zuvor
geladenen Datei im Intel-Hex-Format.
Im
Terminalprogramm:
KMD > L
OAD TAPE
START-ADR =E000
SPACE, DANN BAND EINSCHALTEN
Wechsel in das „MFA-Recorder-Programm“, dort die Übertragung
starten
Im Terminalprogramm :
Bei erfolgreichem Empfang :
„ READY“
KMD >
Beim Speichern von Dateien
gibt man nach dem Eintippen von „S“ für „SAVE“ die Startadresse und dann
die Endadresse ein und startet , nachdem das „MFA-Recorder-Progamm“ bereit ist,
die Übertragung.
KMD > S
AVE
START-ADR =E000
STOP -ADR =E00F E02F
BAND EINSCHALTEN,
DANN SPACE
Nach erfolgreicher Übertragung erscheint folgende Meldung:
„KMD>“
Möglicherweise regt
mein Beitrag dazu an, eventuell vorhandene Exemplare der oben
erwähnten Mikrocomputersysteme unter Windows zu
reaktivieren und erneut mit ihnen zu experimentieren. Alle Dateien zum
Beitrag kann man hier herunterladen und für einen
vorhandenen EMUF, elrad-COBOLD-Computer bzw.
einen MFA-Computer verwenden und für eigene
Zwecke anpassen.
EMUF_ZIP.zip
COBOLD_ZIP.zip
MFA_ZIP.zip