Statische Ladungen und Felder 
                        

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Für diese Messung wurde ein Drehkondensator mit ca. 500 pF, der sonst für HF-Anwendungen dient, an den Eingang A0 gelegt und dreimal betätigt: weniger, mehr und wieder weniger Kapazität. Das Oszillogramm zeigt deutliche Spannungsänderungen. Die Anfangsspannung von ca. 0,8 V wurde dabei etwa verdoppelt, halbiert und wieder verdoppelt. Die langsamen Änderungen dazwischen passierten ohne Änderungen am Drehko.



Wie ist das möglich? Die elektrische Ladung eines Kondensators ist Q = C * U. Damit gilt auch U = C/Q. Wenn man also die Ladung unverändert lässt und die Kapazität verändert, ändert man auch die Spannung. So funktioniert auch ein Kondensatormikrofon.

Der Analogeingang des Controllers enthält einen kleinen Kondensator von vielleicht 3 pF, der auf die Messspannung aufgeladen wird, um danach seine Ladung zu messen. Bei jeder Einzelmessung wird nur eine sehr kleine Ladung transportiert. Bei laufenden Messungen stellt sich allmählich eine kleine Spannung ein, hier etwa 0,8. Der Eingang strebt diese Spannung langfristig aus beiden Richtungen an. Die dadurch verursachten Ladungsänderungen sind aber so klein, dass die Spannungsänderung am Drehko klar erkannt werden kann. Der ohmsche Eingangswiderstand ist fast unendlich groß. Dagegen ist der Innenwiderstand eines üblichen Messgeräts mit 10 MOhm geradezu niederohmig. Man kann daher mit dem Controller Messungen durchführen, die anders nur schwer machbar sind.
 


Diese Messung zeigt Änderungen der statischen Aufladung meines Körpers, wenn ich die Füße bewege. Eine Hand wurde dazu in 10 cm Abstand zum Controller gehalten, was eine Koppelkapazität mit einem Bruchteil eines Picofarad ergibt. Die Ausschläge sind so groß, weil man sich üblicherweise bis auf einige 100 V auflädt. Mit jedem Anheben oder Absenken eines Fußes ändert sich die Kapazität gegen Erde und damit die elektrische Spannung des Körpers gegen Erde/Masse/GND. In weitaus geringerem Maße ändert sich dann auch die Spannung am Eingang AD0.


 
Der große Innenwiderstand des Eingangs führt auch dazu, dass elektrische Wechselfelder gemessen werden können. In diesem Fall reichte ein 5 cm langer Draht, um die Wechselfelder einer Netzleitung im Abstand von etwa einem Meter zu empfangen. Mit der schnellsten möglichen Einstellung 0,1 s/div sieht man fünf Schwingungen pro Skalenteil, also ein Signal mit 50 Hz. Die Amplitude beträgt ca. 0,1 V.


 
Hier sieht man die elektrische Spannung, die von einer gelben LED in ihrer Funktion als Fotozelle erzeugt wurde. Die Beleuchtung war eine Leuchtstoffröhre mit mittlerer Helligkeit, die als normale Schreibtischbeleuchtung dient. Man sieht eine Gleichspannung von 1,4 V, also wesentlich mehr, als man mit einer Si-Solarzelle bekommt. Die höhere Spannung ist durch den größeren Bandabstand des Halbleitermaterials bedingt. Der mögliche Strom in der Größenordnung Nanoampere ist allerdings so gering, dass ein normales Messgerät die Spannung sofort zusammenbrechen lässt. Der Gleichspannung überlagert ist ein Signal mit 100 Hz, also der doppelten Netzfrequenz, weil die Leuchtstoffröhre ihr Helligkeitsmaximum einmal bei der positiven und einmal bei der negativen Halbwelle hat. Diese Beobachtung kann man natürlich nicht unter die elektrostatischen Phänomene einordnen, sonders hier geht es um eine echte Spannungsquelle, die allerdings extrem hochohmig ist.



Mit diesem extrem hochohmigen Messeingang lässt sich mit geringstem Aufwand eine elektrische Feldmühle bauen. Bisher konnten nur veränderliche elektrische Felder gemessen werden. Wenn es um konstante Feldstärken geht, muss man das Feld modulieren. Das geschieht hier durch einen rotierenden Flügel aus Karton mit aufgeklebter Alufolie. Der Flügel ist leitend mit GND verbunden und schirmt ein elektrisches Feld periodisch ab. Der kleine DC-Motor wurde über 100 Ohm an 3,3 V gelegt. Die Gegenelektrode am Eingang AD0 besteht aus einem kurzen Steckkabel.

 

Die Messung zeigt das modulierte Feld nahe einer kleinen Plastiktüte, die an einer Baumwolljacke gerieben wurde. Die elektrische Feldstärke in V/m ist proportional zur Amplitude der gemessenen Schwingung. Die gemessene Frequenz beträgt 44 Hz, die Motordrehzahl ist also 22 U/s oder 1320 U/min. Wenn man genau hinsieht, erkennt man im Oszillogramm eine kleine Asymmetrie des Motorflügels.

Software-Update 27.5.25: TestLab30.zip Bei einigen Messungen wurden Messfehler beobachtet, die auf eine zu kurze Sample-Zeit des AD-Wandlers zurückgeführt werden konnten. In der Firmware für den Arduino Nano wurde daher der Vorteiler für den AD-Wandler verändert. Bisher wurde ein Takt von 1 MHz verwendet, jetzt nur noch 500 kHz. Das führt zu präziseren Messungen. Eine weitere Änderung betrifft das Anwenderprogramm TestLab.exe. Es gab einen Tippfehler bei den Befehlen A = A Shl 1 und A = A Shr 1, der jetzt korrigiert wurde

Siehe auch:
Überwachung der Netzfrequenz




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