Untersuchung einer Blinkschaltung
                        

Elektronik-Labor  Mikrocontroller  PicoBasic  TestLab       



Diese kleine Blinker-Platine wurde für die Jugendarbeit im Amateurfunk-Club entwickelt. Sie soll hier mit dem TestLab genauer untersucht werden. Es handelt sich um einen einfachen Multivibrator mit zwei Transistoren. Er wurde hier mit  5 V von der TesLab-Platine versorgt. Für eine Untersuchung wurde AD1 an die Basis des ersten Transistors und AD0 an den Kollektor deszweiten Transistors gelegt. Eine Zweikanalmessung gibt nun Hinweise auf die Funktion.



Immer wenn die LED gerade angeschaltet ist, ist die Ausgangsspannung (rot) nahe null. Der Transistor schaltet also gut durch und erreicht eine CE-Spannung von ca. 0,1 V. In dieser Phase wird der erste Transistor abgeschaltet, indem die Basisspannung zuerst sogar unter 0 V fällt. Die Messung (schwarz) schneidet den negativen Bereich ab, weil erst ab 0 V gemessen werden kann. Die Spannung steigt dann langsam an, bis der Transistor bei ca. 0,5 V zu leiten beginnt, und die Schaltung umkippt.

Hier soll dir Schaltung Stück für Stück nachentwickelt werden, um sie im Detail zu untersuchen. Es beginnt mit einem Stromspiegel aus zwei Transistoren. Beide bekommen exakt die gleiche Basisspannung. Deshalb sollten auch die Kollektorströme gleich sein, sofern die Transistoren gleiche Daten und gleiche Temperatur haben.



Der Strom wird hier durch den 10k-Widerstand festgelegt und sollte sich im rechten Transistor spiegeln. Für die Messung habe ich im Interesse der Messgenauigkeit eine externe Spannungsquelle mit 5,0 V zusätzlich angeschlossen. Ein Skalenteil steht damit für 0,5 V.



Die Messung zeigt eine Basisspannung von 0,6 V. Am 10k-Wiederstand liegen also 4,4 V, und es fließt ein Strom von  0,44 mA. Der Spannungsabfall am 1k-Widerstand kann mit dem Abstand zum oberen Rand des Schirms abgelesen werden. Er beträgt 0,4 V, der gespiegelte Strom ist also  etwa 0,4 mA. Der Stromspiegel funktioniert also wie gewünscht.




Als nächstes wird ein Widerstand mit 10 k in die Verbindung Basis-Kollektor gelegt. Weil der Basisstrom ca. 200-fach kleiner ist als der Kollektorstrom, beträgt der Spannungsabfall an diesem Widerstand nur etwa 20 mV. Damit steigt die Kollektorspannung um 20 mV an. Genau wie an eienr Diode führt das zu einer Verdopplung des Stroms durch den zweiten Transistor. Das ganze ist also ein modifizierter Stromspiegel mit einem vergrößerten Ausgangsstrom. Alles nur geschätzt und über den Daumen gepeilt, die Messung soll zeigen was dabei herauskommt.


 
Am 1k-Widersatnd liegen nun 0,75 V, rund doppelt so viel vor vorher mit 0,4 V. Die Eigenschaften der Schaltung sind weitgehend unabhängig von der Umgebungstemperatur, weil beide Transistoren die gleiche Temperaturabhängigkeit aufweisen. Wenn man aber für unterschiedliche Temperaturen sorgt, gibt es eine deutliche Reaktion.



Hier wurden in einem Zeitraum von 100 s zuerst der linke Transistor und dann der rechte Transistor mit dem Finger berührt und damit leicht erwärmt. Man sieht deutlich einen Anstieg und einen Abfall der Ausgangsspannung  sowie eine Erholungsphase gegen Ende.


Durch den zusätzlich eingebauten  Basiswiderstand ist die Schaltung zugleich ein Verstärker mit zwei direkt gekoppelten Emitterschaltungen. Hier wurde an den Eingang ein Kabel angeschlossen, und nur dessen Isolierung mit dem Finger berührt. Man sieht kleine Schwankungen am Eingang und deutlich verstärkte Schwingungen am Ausgang. Vielleicht hätte man eher ein deutliches 50-Hz-Signal erwartet. Aber hier koppelt man mit einer sehr kleinen Kapazität in einen Eingang mit relativ niedrigem Innenwiderstand. Damit hat man ein Hochpassfilter, sodass die Sinusschwingung mit 50 Hz stark geschwächt wird, während alle Oberwellen und sonstige Störspannungen mit größerer Frequenz stärker einkoppeln. Was auch noch sichtbar wird, ist eine deutliche Verzerrung der Signale mit größeren Ausschlägen nach unten, die auf die exponentiellen Eingangskennlinien der Transistoren zurückzuführen sind. Die Schaltung kann daher sogar als  HF-Demodulator eingesetzt werden. 



Der Verstärker dreht die Phasenlage der Signale insgesamt um 360 Grad. Da fehlt nur noch eine Rückkopplung, und schon hat man einen Oszillator. Hier wurden ein Elko mit 22 µF und ein weiterer Widerstand mit 10 k verwendet.




Die Messung lässt erkennen, wie der Elko allmählich aufgeladen wird und dabei die Ausgangsspannung am Anfang stärker herunterzieht und gleichzeitig die Basisspannung am Eingang hochzieht. Sobald die Basisspannung knapp 0,6 V erreicht, leitet der Transistor ausreichend, um dem zweiten Transistor die Basisspannung zu reduzieren. Damit steigt die Ausgangsspannung an, was den Vorgang verstärkt, sodass der Zustand der Schaltung umkippt. Am Ende der inaktiven Phase ist der Elko so weit aufgeladen, dass nur noch ein kleiner Ladestrom fließt. Dann leitet der erste Transistor weniger, und die der Ausgangstransistor kippt in den leitenden Zustand. Die Rückkopplung sorgt jeweils für die extremen Schaltzustände, während der modifizierte Stromspiegel immer wieder einen mittleren Arbeitspunkt anstrebt. Ohne diesen mittleren Kollektorstrom könnte der Oszillator nicht stabil schwingen.


Am Ende wurde auch noch eine LED eingebaut, fertig ist der Blinker. Diesmal wurde auch noch der dritte Kanal, AD2 mit angeschlossen, um die Spannung an der zweiten Basis zu beobachten.


Die Spannung am Ausgang steigt nicht mehr so hoch an. Das liegt an der Kennlinie der roten LED, die zu einem Spannungsabfall von mindestens 1,5 V führt. Die Basisspannung des Ausgangstransistors wird in grün dargestellt. Sie verläuft gegenphasig zur Ausgangsspannung. Auch hier sieht man jeweils einen weichen Übergang ganz kurz vor dem nächsten Umschalten. Der  Blinker auf der Platine ganz oben verwendet übrigens dreimal 100 k statt dreimal 10 k. Dafür kann ein kleinerer Kondensator eingesetzt werden. Der LED-Vorwiderstand mit 1 k ist gleich.




Siehe auch: TestLab-Messung an P-FETs


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