30.5.23:
Spannungsabhängige Kondensatoren
Keramische Kondensatoren haben oft große Verluste und andere unschöne
Eigenschaften, besonders wenn sie sehr klein sind und große Kapazitäten
haben. Ich wollte mit einfachen Mitteln untersuchen, wie stark sich die
Kapazität eines typischen 100nF-Kondensators ändert, wenn er mit einer
Gleichspannung vorgespannt wird. Hier wird der Strom durch das
Messobjekt über den Spannungsabfall an einem Widerstand von 1 k mit dem
Oszilloskop gemessen. Um zusätzlich eine Gleichspannung anzulegen, wird
ein zweiter Kondensator und ein hochohmiger Widerstand benötigt. Für
die Messungen wurde ein Sinusgenerator mit 1 kHz und 12 Vss sowie ein
Labornetzteil bis 60 V verwendet.
Ohne Gleichspannung werden fast 8 Vss gemessen.
Bei 20 V sinkt die Amplitude deutlich ab, d.h. die Kapazität wird fast halbiert.
Bei 60 V ist der Effekt noch stärker, jetzt hat der Kondensator nur noch ca. 25 nF.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man auch nichtlineare Verzerrungen des
Signals, die auf die Kapazitätsänderung zurückgehen. Bei einer
Vorspannung von 8 V war der Effekt besonders deutlich. Die Kurve ist
oben spitzer als unten. Sie reicht unten bis -3 V, aber oben bis +3,5
V. HiFi-Freunden läuft es kalt über den Rücken. Sie verwenden nur
hochwertige Folienkondensatoren. Und tatsächlich zeigten
Folienkondensatoren keinen dieser Schmutzeffekte.
24.5.23:
Amazon Dash Button intern
Der Amazon Dash Button kam 2016 heraus und diente dazu, bestimmte
Artikel mit einem Klick über das Internet bei Amazon zu bestellen. Ich
hatte zwar selbst nie so etwas, habe jetzt aber zwei solche Teile in
die Hand bekommen. Öffnen ist nicht vorgesehen, war aber mit etwas
Gewalt möglich. Die kleine AAA-Alkalizelle hat mich überrascht. Und als
ich nach ca. sieben Jahren den Knopf betätigte, gab es eine Reaktion
mit einer farbeigen LED.
So viele Jahre sind vergangen, und die kleine Batterie ist immer noch
intakt! Ein paar Messungen haben gezeigt, dass der Ruhestrom etwa 1 µA
beträgt, das erklärt die Ausdauer. Auf der Platine ist ein
Step-up-Wandler von 1,5 V auf 3,3 V. Nicht schlecht, den könnte man
auch für andere Sachen verwenden. Wenn man auf den Knopf drückt, steigt
die Stromaufnahme zunächst auf ca. 300 mA, und die LED leuchtet blau.
Nach einigen Sekunden wird die LED rot, und der Strom sinkt auf 120 mA.
U1 und L1 bilden den Spannungswandler auf 3,3 V. Ist da nicht
rechts vom Plus-Anschluss ein MEMS-Mikrofon? Abgründe tun sich auf!
Wurde man da etwa belauscht? Oder wollte Amazon etwa irgendwann ein
Update aufspielen, damit man auch mündlich bestellen kann? Nein, im
Netz habe ich mehr gefunden, das Mikrofon wird nur zu Initialisierung
verwendet, um per Ultraschall Daten von einem Smartphone zu bekommen,
wie der Dash-Botton sich im WiFi anmelden soll:
https://www.cnet.com/home/smart-home/appliance-science-how-the-amazon-dash-button-works/
Das bedeutet aber zugleich, dass dieses Mikrofon Ultraschall hören
kann. Ich müsste also mal versuchen, ob es auch Fledermäuse hört.
Auf der Unterseite findet man einen Mikrocontroller ATSAMG55J19 und
dazu alles, was für die WiFi-Verbindung benötigt wird, außerdem noch
zwei Quarze und eine sehr kleine Dreifarben-LED. Ein riesiger Aufwand,
nur für ein paar billige Taschentücher oder anderen Kram. Die
Dash-Buttons hat man damals praktisch umsonst bekommen. Und schon nach
kurzer Zeit war bekannt, wie man sie für ganz andere Zwecke verwenden
kann. Amazon hat das System schon 2019 eingestellt, die Dash-Bottons
können aber immer noch anderweitig eingesetzt werden.