Burkhard
Kainka:
„Mit einer Berührung konnte bisher schon
eine LED eingeschaltet werden. Aber es geht auch anders herum. Nun soll die LED
im Ruhezustand an sein, aber ausgehen, wenn man die Kontakte berührt. Die
Aufgabe erinnert etwas an die Alarmanlage. Dort war die Lösung, die Basisspannung kurzzuschließen. Und diesmal
ist es genauso, mit einem kleinen Unterschied: Der Kurzschluss wird nicht durch
einen Draht oder eine Steckbrücke erreicht, sondern durch den linken
Transistor. Wenn er leitet, schaltet der den rechten Transistor ab. Im Ruhezustand leuchtet die rote LED. Und
bei einer Berührung wird sie abgeschaltet. Aber nicht vollständig, denn eine
sehr kleine Resthelligkeit bleibt erhalten. Das liegt an dem 330-Kiloohm-Basiswiderstand,
der zum Kollektor führt. Durch ihn fließt weiterhin ein kleiner Strom, auch
dann wenn kein Basisstrom mehr vorhanden ist.“
Aufgrund
der drei vorhandenen Halbleiter (LED1, T1, T2) handelt es sich um eine
nichtlineare Schaltung. Eine Handberechnung wäre zu komplex und damit auch zu
zeitaufwändig. Daher simuliere ich die Schaltung im Schaltungssimulator und
interpretiere die angezeigten Spannungs- und Stromwerte. Der
Finger, der den Basisstrom für T1 schaltet, wird in der Simulation als Schalter
mit einem Widerstand von 30 MOhm (angenommener Hautwiderstand aus diesem Versuch) realisiert.
Schalter offen
Bei
geöffnetem Schalter S1 (simulierter Finger) sperrt T1 aufgrund des nicht
vorhandenen Basisstroms. T2 erhält seinen Basisstrom über R3 (Gegenkopplung)
und schaltet durch. Es fließt ein Kollektorstrom in der Höhe von 2,33 mA der
LED1 als Last leuchten lässt.
Schalter geschlossen
Bei geschlossenem Schalter erhält T1 über
R1 und R2 einen Basisstrom in der Höhe von 279 nA. Dieser geringe Basisstrom
reicht bereits aus, um den Transistor durchzuschalten (B = 500). Über R3 fließt kein Basisstrom zu T2, da
das Potential am Kollektoreingang von T1 mit 120 mV deutlich niedriger ist als
die für das Durchschalten von T2 nötige Basisspannung von ca. 500 bis 600 mV. Damit
fließt der Laststrom in der Höhe von nunmehr 23,2 uA über R3 und die Kollektor-Emitterstrecke
von T1 nach Masse ab. Die LED wird damit dunkler, verlischt aber nicht ganz.
Burkhard Kainka:
„Eine
andere Version dieser Schaltung legt den Basiswiderstand nicht an den Kollektor
sondern an Plus. Diesmal wird der 27-Kiloohm-Widerstand verwendet. Auch
durch ihn fließt im Aus-Zustand ein Strom, aber er fließt eben nicht durch die
LED. Deshalb geht die LED diesmal vollständig aus. Aber weil der Strom durch
den neuen Basiswiderstand wesentlich größer ist, braucht man auch einen
größeren Sensorstrom am Eingang des ersten Transistors. Die Berührung muss also
etwas niederohmiger ausfallen. Es kann sogar nötig sein, den Finger für den
Versuch leicht anzufeuchten, damit die rote LED wirklich ausgeht.“
Bei geöffnetem Schalter S1 sperrt T1, da kein Basisstrom durch R1 und R2 fließt. T2 wird über R3 mit Basisstrom versorgt, T2 schaltet durch, es fließt durch LED1 ein Laststrom von 3,32 mA, die LED leuchtet hell.
Bei geschlossenem Schalter S1 wird T1 bereits
mit nur 278 nA Basisstrom durchgeschaltet, es fließt ein Kollektorstrom von 139
uA. Das Potential am Kollektoreingang von T1
sowie an der Basis von T2 beträgt 756 mV. Dieses Potential reicht aus, um T2 durchzuschalten.
Damit teilt sich der Strom durch R3. Der Laststrom durch LED1 bleibt mit 3,31
mA fast gleich wie bei geöffnetem Schalter. Der Basiswiderstand von T1 ist mit
30,027 MOhm zu hoch, um die Kollektor-Emitterstrecke von T1 ausreichend zu
öffnen damit T2 der Basisstrom so weit abgezogen wird, dass er sperrt und damit
LED1 abschaltet. Da der Basiswiderstand von T1 einen Finger
als Kontakt in einer realen Schaltung simuliert, lässt sich folgern, dass der
Hautwiderstand mit rund 30 MOhm zu hoch ist (zB wegen trockener, schlecht
leitender Hautoberfläche), um LED1 verlöschen zu lassen. Daher wird in der folgenden Schaltung der Basiswiderstand auf 10,027 MOhm
reduziert, was einen leicht angefeuchteten Finger als Kontakt simulieren
soll:
Bei offenem Schalter S1 verhält sich die Schaltung gleich zu der vorherigen Variante mit höherem Basiswiderstand. Da der Eingang an R1 offen ist, wirkt sich ein höherer Basiswiderstand nicht weiter aus, da kein Basisstrom durch T1 fließt.
Bei geschlossenem Schalter S1 fließt im
Gegensatz zur Schaltung mit höherem Basiswiderstand mehr Basisstrom durch T1.
Damit nimmt der Widerstand der Kollektor-Emitter-Strecke ab und es fließt ein
höherer Kollektorstrom. Das Potential am Kollektor von T1 – und damit
zugleich auch das Potential an der Basis von T2 - verringert sich von zuvor 758
mV auf nur mehr 196 mV. Diese (Basis)Spannung reicht nicht aus, um T2
durchzuschalten, es fließt kein Laststrom durch LED1, die LED leuchtet nicht.
Der Strom durch R3 fließt als Kollektorstrom durch T1 nach Masse ab.
Auch wenn sich der reale Hautwiderstand nur
näherungsweise ermitteln ließ (Messung an der Fingerkuppe mit dem Ohmmeter,
keine eindeutige Anzeige), zeigen die besprochenen Schaltungsvarianten doch Möglichkeiten
zur Steuerung eines Laststroms auf. Interessant ist auch, dass sich in jedem
Fall die Stromrechnung des Betreibers der Schaltung erhöht, da auch bei nicht
leuchtender LED (s. letzte Schaltung oben) an R3 eine Verlustleistung von 2,87 mW anfällt:
I = U / R
I = 8,8 V / 27*103 Ohm
= * 326*10-6 A = 0,326 mA
P = 8,8 V * 326*10-6 A = 2,87 mW
Das ergibt Betriebskosten in der Höhe von: 0,5 Cent pro Jahr:
Durchschnittlicher Tarif in Österreich: 0,20 EUR/kWh = 0,0002 EUR/Wh = 0,0000002 EUR/mWh
Kosten in einem Jahr: 0,0000002 EUR/mWh
* 2,87 mW * 8760 h = 0,005 EUR = 0,5 Cent
Hier muss jeder Betreiber für sich selbst entscheiden, ob diese Betriebskosten durch sein Haushaltsbudget gedeckt sind ;-)
Anmerkung B. K: Mit Batterieversorgung wird
es teurer. Man könnte die Batterielebensdauer berechnen und dabei von der
Kapazität einer 9V-Alkalibatterie von 500 mAh ausgehen.
Betriebsdauer = 500 mAh / 0,325 mA = 1538 h = 64 Tage = 2 Monate
Das wird teuer! Mit der Variante A hält die Batterie dagegen rund zwei Jahre. Andererseits, wer will schon zwei Jahre lang auf den Kontakt drücken. Man könnte die Schaltung aber zur Blumentopfüberwachung verwenden. Wenn die Blumenerde staubtrocken ist, geht die LED an. Da wären zwei Jahre brauchbar.