8.1 Einstellung der LED-Helligkeit

von Andreas Thaler

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Es handelt sich bei dieser Schaltung von Burkhard Kainka um einen Stromspiegel, der eine Konstantstromquelle darstellt. Der Kollektorstrom von T2 entspricht dem Kollektorstrom von T1 und ist weitgehend lastunabhängig.

Eingesetzt werden Transistoren vom Typ BC547C. Der Gleichstromverstärkungsfaktor HFE = B ist nach Datenblatt B = 420 bis 800. Weiters wird davon ausgegangen, dass beide Transistoren idealerweise identische Eigenschaften aufweisen.

Basis und Kollektor von T1 sind miteinander verbunden. Das bedeutet, dass der Kollektorstrom von T1  B-mal höher ist als sein Basisstrom. Die Verbindung teilt den Strom durch T1 im Verhältnis
IB : IC = 1 : B. Der Strom durch R1 fließt gleichzeitig in Basis und Emitter von T1, damit regelt sich die Aufteilung im Verhältnis 1 : B von selbst.

Die Basis von T1 liegt mit der Basis von T2 auf einem gemeinsamen Potenzial. T1 gibt die Basisspannung für beide Transistoren vor, weil die Basis von T2 mit der Basis von T1 verbunden ist. Damit ist auch der Basistrom für beide Transistoren gleich und es fließen ebenso gleich hohe Kollektorströme. Da auch der Kollektor von T1 auf diesem gemeinsamen Potential liegt, ergibt sich für T1 UCE = UBE.

 

 

Berechnungen Schalter OFFEN


Der Strom durch R1 teilt sich in den Basisstrom und den Kollektorstrom von T1 sowie in den Basistrom von T2. Über R1 ergibt sich damit ein Stromteiler. Nach dem ersten Kirchhoff’schen Gesetz (Knotenregel) muss der Strom durch R1 gleich seinen (drei) Teilströmen sein.

I = U / R
IR1 = UR1 / R1

UR1 = UE - UBE
UE = 9 V
UBE = 0,7 V

UR1 = 9 V - 0,7 V
UR1 = 8,3 V

IR1 = 8,3 V / 27 kOhm
IR1 = 307,41 uA

T1:

UBE = UCE ~ 0,7 V
(da Basis und Kollektor von T1 miteinander verbunden sind)

IB = 307,41 uA / 500
IB = 0,615 uA

IC = 307,41 uA - (0,615 uA * 2)
IC = 306,18 uA

IE = IC + IB
IE = 306,18 uA + 0,615 uA
IE ~ 307 uA


IB, IC und IE gelten auch für T2

 

Bei ILED1 ~ 306 uA (= IC) wird angenommen, dass die LED schwach leuchtet.

 

Ermittlung des Arbeitspunktes


Die Auflösung des Kennlinienfelds für den BC547 ist zu gering, um IB = 0,615 uA und IC = 306,18 uA von den Koordinatenachsen unterscheidbar aufzutragen.

Es wird daher von UCE zwischen 8 V und 9 V ausgegangen.

 

 

 

Die Arbeitsgerade (Widerstandsgerade) (blau) ergibt sich aus dem maximalen LED-Strom (Kollektorstrom) von T2 sowie IC = 0 mA bei UCE = 9 V:

RV = (UE – UF) / ILED

2,2 kOhm = 9 V - 1,8 V / ILED max.
ILED max. = 7,2 V / 2,2 kOhm
ILED max. = 3,27 mA

 


 

Simulation in EveryCircuit

 

Schalter OFFEN

 


Der linke Transistor (T1) stellt die Basisspannung auch für T2 ein. Damit fließen gleiche Kollektorströme.

 

Schalter GESCHLOSSEN

 

 

·        Über R1 fließen nun zusätzlich 307 uA in die gemeinsame Strecke IC T1 - IB T1 - IB T2. UBE für beide Transistoren erhöht sich dadurch. Der Basisstrom für beide Transistoren verdoppelt sich, ebenso beide Kollektorströme.

·        Die Funktion der Schaltung ist sonst gleich mit der Beschreibung für Schalter OFFEN.  Zu beachten ist, dass in den Kollektor von T1 zusätzlich Strom über R2 fließt (306 uA).
IC = IR1 + (IR2 - IB)

·        Da mehr Strom durch die Kollektor-Emitter-Strecke von T2 fließt, ist sein UCE nun kleiner.

·        Der Gesamtstrom ergibt sich aus Iges = (IB + IC) * 2

·        Bei ILED1 = 612 uA sollte die LED am Steckbrett schwach leuchten.

 

Messungen

 

Schalter OFFEN

 

Spannungen (V)

 

Berechnungen

Simulation

Messungen

UR1

8,30

8,31

8,40

UR2

0,00

0,00

0,00

ULED1

0,80 (geschätzt)

1,41

1,75

UR3

0,20 (geschätzt)

0,68

0,70

UCE T1

0,70

0,69

0,60

UBE T1

0,70

0,69

0,60

UCE T2

8,00 (geschätzt)

6.92

6,55

UBE T2

0,70

0,69

0,60

 

 

Ströme (uA)

 

Berechnungen

Simulation

Messungen

IR1

307

308

311 (berechnet1)

IB T1

0,62

0,61

0,96

IB T2

0,62

0,61

0,96

IC T1

306

307

323 (berechnet2)

IC T2

306

307

318 (berechnet3)

IE T1

307

307

310

IE T2

307

307

319 (berechnet4)

Iges

614

614

648

 

 

Berechnungen:

1 I = U / R => IR1 = 8,4 V / 27 kOhm ~ 311 uA

2 Iges = (IB + IC) * 2 => Iges / 2 = (IB + IC) => IC = (Iges / 2) – IB ~ 323 uA

3 I = U / R => IR3 = 0,7 V / 2,2 kOhm ~ 318 uA

4 IE = IC + IB => 318 uA + 0,96 uA ~ 319 uA


 

Aufbau am Steckbrett

 

 

Schalter offen

 

 

 

 

Schalter geschlossen. Die LED leuchtet durch die Verdoppelung von IB und IC nun etwas heller.


Fazit

 

Mit dieser Schaltung ist rasch eine Konstantstromquelle umgesetzt, die weitgehend unabhängig von der Last arbeitet. Damit lässt sich zum Beispiel eine LED mit einem genau definierten Strom betreiben.

Da der Strom durch die LED alleine über die beiden Transistoren als Stromquelle gesteuert wird, kommt die LED hier ohne Vorwiderstand aus.

ILED wird im Beispiel unten über ein Potentiometer geregelt. Fließt mehr Basisstrom, erhöht sich IC bei beiden Transistoren und damit auch ILED – die LED leuchtet heller. Die Eingangsspannung von 9 Volt fällt an der LED (UF entspricht ILED auf der Diodenkennlinie) und als UCE am rechten Transistor ab.

Der rechte Transistor übernimmt damit – in Zusammenarbeit mit dem linken - die Stromregelung für die LED, indem er mehr oder weniger Strom durchlässt.

Ein Vorwiderstand zur Strombegrenzung durch die LED ist damit nicht mehr notwendig.

 


Einstellung von ILED mit dem Potentiometer auf Nennstrom = 20 mA.

 

 


Reduzierung von ILED:

IBE und IB vermindern sich, UCE erhöht sich, da der Transistor rechts weniger Strom durchlässt.



(BK: Die im Lernpaket Grundschaltungen der Elektronik verwendeten LEDs haben eine hohe Effizienz, sodass man bei nicht zu hellem Umgebungslicht schon Ströme ab 1 µA gut sehen kann. 20 mA ist viel zu hell und blendet unangenehm. Gegenüber den ersten LEDs ist die Lichtausbeute bei gleichem Strom etwa um den Faktor 100 gesteigert. Die Schaltungen im Lernpaket sind für diese effizienten LEDs konzipiert. Andere Typen brauchen mehr Strom.)


Jürgen Heisig wies darauf hin, dass der Ausdruck „Konstantstromquelle“ nicht ganz passt, weil man darunter üblicherweise versteht, dass der Strom auch bei veränderter Betriebsspannung konstant bleibt. Der Stromspiegel ist aber eher eine Stromquelle, deren Strom unabhängig vom Lastwiderstand konstant bleibt.