8.4 Weniger Strom

von Andreas Thaler

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Beschreibung der Schaltung

 

Burkhard Kainka:

Wenn der Stromspiegel einen geringeren Strom liefern soll, kann man eine Emitter-Gegenkopplung des rechten Transistors einsetzen. Der Spannungsabfall am Emitterwiderstand, hebt die Emitterspannung an und verringert damit die Spannung zwischen Basis und Emitter. Damit verringert sich der Kollektorstrom des rechten Transistors. Bei einem Emitterwiderstand von 1 kΩ wurde ein LED-Strom von nur noch 50 µA gemessen. 

 

Schaltungssimulation mit EveryCircuit

 


 

Schaltung 1 und Schaltung 2

 

Zum Vergleich die Schaltung einmal mit Emitterwiderstand (links) und einmal ohne Emitterwiderstand (rechts).

Transistor 1 gibt jeweils die Basisspannung für Transistor 2 vor (Stromspiegel, s. auch die Besprechung „Mehr Strom“).

Schaltung 1: Durch den Emitterwiderstand R3 fällt an der Basis-Emitter-Strecke von Transistor 2 nicht die komplette Basisspannung in der Höhe von 688 mV, sondern nur 640 mV ab. Die Differenzspannung in der Höhe von 48,4 mV ergibt sich als Spannungsabfall am Emitterwiderstand, der damit die Spannung an der Basis-Emitter-Strecke reduziert. Damit fließt auch weniger Basisstrom.

Eine verminderte Basis-Emitter-Spannung – und somit auch weniger Basisstrom - erhöht wiederum den Widerstand der Kollektor-Emitter-Strecke des Transistors. Damit reduziert sich an Transistor 2 der Kollektorstrom IC, der gleichzeitig den Laststrom durch die LED darstellt. Als Ergebnis leuchtet die LED schwächer als in der Schaltung 2, bei der kein Emitterwiderstand geschaltet ist.

In Schaltung 2 – ohne Emitterwiderstand R3 - fällt hingegen die gesamte Basisspannung an der Basis-Emitter-Strecke von Transistor 2 ab, es fließt damit auch mehr Basisstrom. Der Widerstand der Kollektor-Emitter-Strecke wird in der Folge kleiner, es fließt mehr Kollektorstrom - und damit auch mehr Laststrom durch die LED, die als Ergebnis heller leuchtet.

Zum besseren Verständnis sind in den beiden Schaltbildern - zusätzlich zu den Potentialen - auch die Spannungsabfälle an den Bauteilen sichtbar gemacht (virtuelles Voltmeter). Ebenso der jeweilige Basisstrom (virtuelles Amperemeter), der in der zweiten Schaltung größer ist.

 

Spannungsgeschehen am Transistor

Zum besseren Verständnis des Spannungsgeschehens am Transistor hilft es, sich die beiden Reihenschaltungen, die grundsätzlich am Bauteil wirksam werden und über die die Betriebsspannung abfällt, anzusehen. Jede Station in dieser Reihe bildet einen Widerstand, der eine Teilspannung hervorruft.

·        Einerseits die Reihe Basiswiderstand - Basis-Emitter-Strecke und Emitterwiderstand (falls vorhanden), über die der Basisstrom nach Masse abfließt.

·        Und andererseits die Reihe Last (falls vorhanden, hier die LED mit Vorwiderstand R2) – Kollektor-Emitter-Strecke und Emitterwiderstand (falls vorhanden), ebenfalls nach Masse.

·        Über beide Strecken fällt die Betriebsspannung jeweils zur Gänze ab (Maschenregel nach Kirchhoff).

Den Transistor als Schalter (wie in diesen beiden Fällen) kann man dabei als variablen Widerstand verstehen, der durch den Basisstrom gesteuert wird. Maximaler Basisstrom macht die Kollektor-Emitter-Strecke des Transistors nahezu niederohmig, Null Basisstrom hochohmig. Daher sollte immer auch die jeweilige Leistungsgrenze des Transistors beachtet werden, damit sich über der Schaltung kein spontanes Rauchwölkchen bildet ;-)

 

Simulation und Wirklichkeit – zwei unterschiedliche Bühnen

Gerade bei Transistorschaltungen lohnt sich die Arbeit mit Schaltungssimulations-Programmen. Die Vorgänge in der Schaltung sind komplex, die Berechnung der jeweiligen Spannungen und Ströme ist nicht ganz einfach, gerade im Zusammenspiel mit anderen Bauteilen.

Wie immer gilt, dass Simulation und Wirklichkeit zwei unterschiedliche Bühnen sind. Auch die beste Simulation kann die reale Situation – zB am Steckbrett – nicht nachbilden. Bauteiletoleranzen, Stabilität der Spannungsversorgung, Kontaktprobleme, Umgebungstemperatur und andere Einflüsse spielen mit, was sich dann meist auch an abweichenden Messergebnissen bei der realen Schaltung zeigt. Aber man hat mit der Simulation bereits einen ersten Anhaltspunkt, ob die Dimensionierung und Berechnung der Schaltung auf dem richtigen Weg ist.

 

Anmerkung BK: Man kann in Halbleiterschaltungen den statischen Widerstand betrachten oder den differentiellen Widerstand. Der statische Widerstand beschreibt einfach das Verhalten mit den ermittelten Spannungen und Strömen. Der differenzielle Widerstand (auch Impedanz) beschreibt die Verhältnisse bei kleinen Strom- oder Spannungsänderungen. Zwischen Basis und Emitter ist die Impedanz viel kleiner als der statische Widerstand, weil wenig Spannungsänderung den Strom stark ändert (vgl. Steilheit und Innenwiderstand). Zwischen Kollektor und Emitter ist es umgekehrt. Die Impedanz ist sehr groß, weil eine große Spannungsänderung den Strom nur wenig ändert.