Wie mit dem Gyrator (siehe
Elektronik TestLab)
lässt sich auch mit dieser Schaltung eine künstliche Spule darstellen.
Man erreicht sehr große Werte der Induktivität. Kondensator und Spule
führen auf dieselben Gleichungen, nur Strom und Spannung sind
vertauscht. Was beim Kondensator die Spannung ist, ist bei der Spule
der Strom und was beim Kondensator der Strom ist, ist bei der Spule die
Spannung. Die Schaltung bildet ein RL-Glied nach, analog zum
vorhandenen RC-Glied. Am Eingangswiderstand des Transistors wird die
Kondensatorspannung in einen Strom umgewandelt, der dann verstärkt als
Kollektorstrom auftritt. Für die Induktivität L gilt:
L = re/b * C*R
L = Induktivität [H]
re = dyn. Eingangswiderstand des Transistors (h11e)
b = dyn. Stromverstärkungsfaktor (h21e)
Rp = Ausgangswiderstand des Transistors
RL = Reihenverlustwiderstand der Spule: RL = R / b
(hat gegenüber Rp einen geringen Einfluss)
Den dynamischen Eingangswiderstand kann man berechnen:
re = b * UT / Ic
sodass man auch schreiben kann:
L = C * R * UT / Ic
UT = Temperaturspannung. Bei Raumtemperatur gilt: UT = 25 mV
Ic = Kollektorgleichstrom
In der folgenden Simulation wurde in einer RL-Schaltung die künstliche
Induktivität einer realen Induktivität (L = 360nF *100k*25mV/899µA = 1
H) gegenübergestellt. Ich habe Rp = 50 k durch Probieren so gewählt,
dass die Kurven übereinstimmen. Nach meinen Messungen beträgt der
Ausgangswiderstand des Transistors aber nur etwa 30 k.
Die künstliche Induktivität kann mit einem Kondensator zu einem
Parallelschwingkreis gemacht werden. In der folgenden Simulation wurde
dem künstlichen Schwingkreis das reale Äquivalent (oben)
gegenübergestellt. Bei der künstlichen Induktivität steigt nach dem
Schließen des Schalters die Spannung an, weil die Ruhespannung größer
als die Anfangsspannung des Kondensators ist. Wichtig ist eine
hochohmige Speisung, weil der Innenwiderstand der Speisequelle den
Schwingkreis zusätzlich bedämpft.
Die Dämpfung ist leider sehr groß. Sie lässt sich aber noch durch
die Wahl eines optimalen L/C-Verhältnisses verbessern. Es ist optimal:
L/C = 16 [H / µF]
Beispiel: f = 1,59 kHz, optimal: L = 2 / (Pi*f)
L = 0,4 H
L*C = 1 / (2Pi*f)2
C = 0,025 µF
Für den Kondensator der künstlichen Induktivität ergibt sich nach der eingangs angegebenen Formel:
C = 144 nF (statt 360 nF)
Weiter verbessern ließe sich die Dämpfung mit einem Transistor mit
hoher Stromverstärkung und gleichzeitig hohem Ausgangswiderstand. Die
beiden Forderungen scheinen sich aber zu widersprechen.
In der folgenden Simulation wurde das optimale L/C-Verhältnis
verwendet. Die obere Kurve zeigt das Ergebnis für den Transistor
BC547B. Die untere Kurve ergibt sich mit dem Modell „ideal“. Dieses
vereinfachte Modell hat einen Ausgangswiderstand „unendlich“. Die
Stromverstärkung wurde auf „500“ gestellt. Das stellt somit eine Art
Grenzwert dar. Die Möglichkeiten, die Dämpfung durch
schaltungstechnische Maßnahmen zu verbessern, sind also gering.
Nebenbei: Den Serienwiderstand RL kann man in einen Parallelwiderstand Rp umrechnen (und umgekehrt). Es ist:
Rp = L / (RL * C)
Hier wurde ein Oszillator mit der künstlichen Induktivität aufgebaut. Es ergibt sich die Frequenz f = 1/658 µs = 1620 Hz.
Mit der Spule würde sich nach der Thomson-Formel ergeben: f = 1 / (2Pi * SQRT(1 H * 10 nF) = 1592 Hz, das stimmt also gut.
Schaltungskonzept
Damit der Oszillator schwingt, muss die Kreisverstärkung größer als „1“
sein. Erfahrungsgemäß muss sie etwa 10% größer sein, also V = 1,1.
Stellt man die Verstärkung auf einen kleineren Wert (roter Widerstand),
sodass die Schwingungen abklingen, erhält man einen schwach bedämpften
Kreis. Man kann die Dämpfung beliebig einstellen. Die Schwingungen
können mit dem Schalter von außen angestoßen werden.