DCF77-Empfänger mit dem MAS6180       

von Günther Zöppel

Elektronik-Labor  Lernpakete  Projekte  HF  




Während meines Urlaubs in Kroatien habe ich mich oft gefragt, weshalb mein Funk-Reisewecker trotz der fast 1000 km  Entfernung zum Sender Frankfurt/Mainflingen die DCF77-Zeitinformation fehlerfrei dekodieren kann, während manche Uhren daheim in kleinerer Entfernung diesbezüglich oft versagen. Das muss doch an der verwendeten Schaltungstechnik liegen? Im Inneren des Weckers findet man nur eine ca. 50 mm lange Ferritantenne und einen Nacktchip (schwarz vergossen) direkt auf der Leiterplatte. Recherchen ergaben, dass der  verwendete Chip von der finnischen Firma MAS  (Micro Analog Systems) stammt und dieser einen sehr empfindlichen Empfänger beinhaltet. Entscheidende Hinweise dazu  gab mir ein Bastlerkollege  (Thomas Neveling, dessen Homepage sehr informativ ist: http://tneveling.bplaced.net/dcf77-co.html) und der Chip MAS6180 heißt. Diese Firma schickte mir auf Anfrage  freundlicherweise ein paar kostenlose Samples des betreffenden Chips im SSOP-16 SMD-Gehäuse zu, womit ich dann einen DCF77- Empfänger aufgebaut habe, den ich hier vorstellen möchte. Ich habe mich beim Aufbau am Datasheet dieses Chips orientiert:
https://www.mas-oy.com/wp-content/uploads/2016/05/DA6180C.pdf



Die dort angegebene Empfindlichkeit des IC von 0,4µV lässt hoffen, dass ich mit einem gerade vorhandenen Ferritstab von 60x10 mm zufrieden stellende Ergebnisse erreichen werde. Ich habe also diesen mit CuL0,3 bewickelt, ca 150 Wdg. , und erzielte eine Induktivität von 1,74 mH. Laut Thomsongleichung ist dazu eine Kapazität von 2,424 nF nötig, um Resonanz auf 77,5 kHz zu erreichen, was sich durch Ausmessen mit einem Frequenzgenerator und  Oszilloskop auch bestätigte. Die Kapazität C1* wurde durch Parallelschaltung mehrerer C`s erreicht, die zwecks Temperaturstabilisierung sich kompensierende Temperaturkoeffizienten haben sollten. Zur mechanischen Stabilisierung wurde die gesamte Antennenkonstruktion auf einem Rest Lochplatine mit Kabelbindern befestigt. Der Resonanzwiderstand der Konstruktion sollte etwa bei 100 kOhm liegen, um verlustarme Ankopplung an die Pins 13 und 15 des IC´s zu erreichen.



Die Schaltung selbst ist minimalistisch und hält sich an die Vorgaben des Datasheets. Da der Chip selbst nur als SSOP16 in SMD vorlag, habe ich diesen auf eine Adapterplatine aufgelötet, die im 2,54mm-Raster etwas bastlerfreundlicher daherkommt, und die gesamte Schaltung auf einer Universalplatine untergebracht. Etwas „tricky“ ist die Beschaltung des Pin 11, dort muss nach Anlegen der Betriebsspannung eine Verzögerung von > 50ms eingehalten werden, ehe der Lowpegel über R1 sich durchsetzt. Das zwingt den IC zum schnellen Synchronisieren auf DCF77. Ohne diese Kombination R1/C2 ginge es auch, aber dann dauert es sehr lange, bis man ein verwertbares Impulstelegramm erhält.



Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass C2 und C3 leckstromarme Typen sein sollten, da die gesamte Innenschaltung sehr hochohmig ausgelegt ist und durch die Beschaltung mit minderwertigen C´s keine Arbeitspunkte verschoben werden. Auch bei den Elkos C4 und C5 sollte man auf niedrige ESR-Werte achten.

Der Quarz  muss zur Synchronisation auf DCF77 eine Resonanz bei 77,5kHz haben. Es empfiehlt sich, evtl. dessen Gehäuse auf Masse zu legen, um die Lastkapazität, die die IC-interne Filter-Schaltung „sieht“, etwas anzupassen. Dadurch wird unter Umständen der gesamte Filtertrakt etwas schmalbandiger und störunanfälliger (siehe dazu datasheet ). Bei meinem Versuchsaufbau war dies nicht nötig. Man kann durch Austausch des Quarzes auf einen  60kHz-Typen auch eine Synchronisation mit dem Zeitnormal von MSF Anthorn (England) versuchen, sollte der Sender empfangbar sein. Das Datasheet zeigt auch noch andere Zeitzeichensender auf, die möglich wären, da stehen meinerseits noch Versuche an.



Der Ausgang des IC´s am Pin 8 brachte wenige Sekunden nach dem Einschalten der Betriebsspannung saubere Impulse, die meiner angeschlossenen Auswerteelektronik nach spätestens 2 min reichten, um die korrekte Zeit anzuzeigen. Dabei zeigte sich der Aufbau als erfreulich elektrosmog-unanfällig. Mein früherer Zeitzeichenempfänger „Rhinozerus“ konnte durch das Einschalten einer LED-Lampe mit Schaltnetzteil in dessen Nähe außer Tritt gebracht werden, was bei meinem jetzigen Aufbau nicht mehr in Erscheinung tritt. Die Auswerteimpulse an Out1 sind durch den Transistor T1 gepuffert, da der IC nur ca. 5µA Ausgangsstrom liefern kann. Diese sind negativ gerichtet. Sollte bei potentiellen Nachbauern die Auswertung positive Impulse benötigen, ist die Stufe um T2 (gestrichelter Bereich im Schaltbild) zu ergänzen. Die LED zeigt das Vorhandensein der korrekten DCF-Impulse wenige Sekunden nach dem Einschalten an, durch Blitzen je 100ms bzw. 200ms lang im Sekundentakt. Die IC-interne AGC lässt die Schaltung stets im optimal an die jeweilige Empfangssituation angepassten Verstärkungsbereich arbeiten. Für weitere Untersuchungen habe ich die gesamte Elektronik in ein gerade vorhandenes Gehäuse eines ausgedienten Modems eingebaut.



Fazit :
Der Aufbau ist auf alle Fälle eine Alternative, wenn mal gerade kein entsprechendes Modul vorhanden ist. Durch die mögliche Miniaturisierung und kleine Antennenabmessungen ist dieser auch in entsprechende Anzeigeaufbauten einbaubar und aufgrund der Störarmut vorteilhaft gegenüber anderweitigen diskreten Lösungen. Nachbauer sollten sich auch mit weiteren im Datenblatt erwähnten Möglichkeiten auseinandersetzen.


Elektronik-Labor  Lernpakete  Projekte  HF