Ein selektiver Detektor        

von Rudolf Drabek                          
Elektronik-Labor  Lernpakete  Projekte  HF    


 
In den nun fast 100 Jahren in denen Radioempfang möglich ist, war anfangs der Kristalldetektor die einzige Möglichkeit Programmen mit Kopfhörern zu folgen. Das in ausgewählten, bevorzugten Gebieten wie einer Großstadt. Berlin 1923 war der Beginn des Rundfunks. Selektivität war nicht erforderlich. Es war ja nur ein Sender empfangbar. Die Sendungen schlossen meist mit der Bitte, nicht auf die Erdung der Antenne zu vergessen. Eine Antenne ist ja auch reizvoll für einen Blitz!
http://www.elektrohamann.de/downloads/Antennenblitzschutz.pdf
 
Heute ist der Detektorempfang ein Hobby für Spezialisten als auch der Beginn für junge Leute sich mit Elektronik zu beschäftigen. Bei mir war es nicht anders, so um 1953 in Wien. Die Zeitschrift Funk und Film war meine erste Quelle für Radiobasteleien mit der Beilage „ Der Radiopraktiker“.


Zitiert aus Funk und Film 1955 Heft 5 und 1956 Heft 10
Oder auch praktisch gleich in http://www.dl4zao.de/_downloads/Detektorradio_Workshop.pdf
 
Es waren mit einfachen Detektoren 3 Stadtsender in Wien zu hören. Selektivität war schon eine Frage. Mich störte es ganz gewaltig, wenn der 584 kHz Sender fast über den ganzen Abstimmbereich zu hören war. Aber verstanden habe ich damals wenig über den technischen Hintergrund. Nun, das zumindest hat sich verbessert. Ich habe auch als Radioentwickler bei Hornyphon gearbeitet und etwa 10 Radios entwickelt. Jetzt, in Pension, ist Elektronik noch immer auch ein Teil meiner Hobbys.
 
Vor kurzem habe ich einen Bericht über einen preisgekrönten Detektor von Prof. Dr.Ing. Berthold Bosch gelesen, der mein Interesse an den Anfang des Radioempfangs wieder geweckt hat.
Sender in mehr als 1000 km Entfernung konnten gehört werden. Die Bedienung eines solchen „Rennpferdes“  ist außerordentlich aufwendig. Man muss
 
1.  Mit einem Weltempfänger die Frequenz eines einfallenden MW-Senders feststellen
2. Lose Ankopplung eines Prüfsenders an die Antenne um die vielen Abstimmelemente des Detektors auf Optimum zu trimmen
3.  Dann hört man wirklich auch  die Station, die der Weltempfänger identifizieren konnte.
 
http://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/Bosch_Detektor1.Rad.Mus.pdf
http://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/Bosch_Detektor2.Rad.Mus.pdf
http://www.oldradioworld.de/gollum/analysis.htm
Literatur die zusätzlich nützlich war:
http://www.dl4zao.de/_downloads/Detektorradio_Workshop.pdf
Wichtig sind die Links am Ende der letzten Datei, ebenso wie
http://www.jogis-roehrenbude.de/Detektor/Mende.htm mit vielen Formeln.
 
Was man also braucht sind:
 
4.. Eine gute Antenne. Es heißt ja: Eine gute Antenne ist der beste Verstärker
5. Entsprechende Selektivität durch Anwendung von Schwingkreisen hoher Güte. Bei   Einkreisern eben nur ein Schwingkreis hoher Güte. Die Bedienung bleibt damit einfach.
6.  Eine passende Diode zur Demodulation
7. Empfindliche Kopfhörer
 

Spezifikation des geplanten Detektors.

Bandbreite 3 bis 8 kHz des EInkreisers für MW. Güte mit Spulen lt. Bild mit 150 bis 200.
 
Der MW Bereich wird geteilt wegen des besseren LC-Verhältnisses und geringerer Verstimmung durch die Ankopplung der Antenne. Die MW recht ja von 510 bis 1620 kHz. Also 1:3,17 in Frequenz also 1:10 in Variation des Drehkondensators. Das wird bei einer Antennenkapazität von etwa 40 pF und weiteren Streukapazitäten schon etwas problematisch. Geplant ist eine Variation von 1:4 also etwa 135 bis 550 pF incl. Der Antennenkapazität. Das erfordert Induktivitäten von 53 µH und 210 µH für die beiden Bereiche. Die Empfindlichkeit soll in etwa dem bekannten Volksempfänger mit VCL11 entsprechen. Das ist ein Bereich von 200 bis 700 µV. Aus baulichen Gründen ist eine vertikale Antenne mit 5 m Länge geplant.
 
Der Kopfhörer:  Das Beste was man bekommen kann sind Sound Powered Kopfhörer. Was ist das? Erinnern sie sich an alte Filme mit Schiffen, wo man über Rohre, die in den Maschinenraum führten, kommunizierte? Ganz ohne Strom, rein akustisch. Diese SPK sind das Äquivalent mit Leitungen. Es gibt keine Stromversorgung. Mikrophon und Hörer sind identisch. Die Sprache lieferte die Energie um sie wieder im Hörer hörbar zu machen. Es versteht sich von selbst, dass die Konstruktion auf höchste Effizienz getrimmt ist. Diese Verständigung wird auch als Grubentelefon verwendet, da keine Explosionsgefahr besteht. Auf Kriegsschiffen werden sie auch noch verwendet wegen Ausfallsicherheit.
 
Bei Dynalec habe ich nachgefragt, was das kosten könnte. Mehr als 1400 US$. Na ich werde elektronisch nachhelfen um die gewöhnlichen 4000 Ohm Kopfhörer, die etwa -70 dBm Empfindlichkeit haben auf die -92 dBm von SPK zu bringen. -92dBm sind 0,6 PicoWatt. Meine Kopfhörer sind schlechter und brauchen 10 nW um etwas zu hören. Also 16000-mal mehr Energie als SPK.  Also ein Unterschied von 42 dB.
 
Die Demodulation ist mit einem Anodendetektor geplant. Dieser belastet den Schwingkreis nicht. Im Gegensatz zu einer Diode. Da Detektorgeräte auch mit Röhrendioden erhältlich waren, möge man mir die Speisespannung für den Anodendetektor verzeihen. Er verstärkt nicht, also denke ich das Prinzip des passiven Detektors damit fast zu erhalten.
 
Die Schwingkreisspule
 
Wichtig war mir die Weitabselektion abzuschätzen. Im Internet habe ich nichts gefunden, also selbst ist der Mann.



Die graue Kurve entspricht einer Güte von 7 mit der man bei einem Detektor rechnen kann, wenn die Diode an einer Anzapfung der Spule angeschlossen ist. Damit kann man einige Sender ungestört  empfangen.  Mit  Q=200  sollte es, offensichtlich, in weiten Bereichen um 30 dB besser sein und die Bedienung des Detektors ist einfach im Vergleich zu einem Bandfilterdetektor, oder sogar einem Dreikreiser. Die Exceldatei im Anhang zur Studie bei anderen Frequenzen. Hier noch die Ableitung für Interessierte.



Die Spule besteht aus zwei Teilspulen, die einmal in Serie und dann je Bereich auch parallel geschaltet werden. Die Güte ist wie folgt. Gemessen mit schwacher Ankopplung und Oszillograph  mit 10 MOhm als Indikator für -3 dB.

 
Der „Spulenkörper“ ist eine Mozartkugelschachtel aus Polystyrol, das ja ausgezeichnet kleine Dämpfungswerte liefert. Der Draht Litze 27 x 0,04. Bei Bedarf geht’s auch noch besser. Die Spule hat mit Absicht einen großen Durchmesser von etwa 10 cm. Sie ist damit doppelt so empfindlich wie eine Ferritantenne. Die eff. Antennenhöhe kommt in die Gegend von 1 m. Stichwort Peildetektor !


      
Spulenpaar mit Ankopplung     



  gemessene Q Verläufe


 
Die Induktivität habe ich mit meinem Eigenbau gemessen. Beschreibung ist hier:  http://www.elektronik-labor.de/AVR/LCmeter.html
Der Drehkondensator ist ein 2 x 300 pF Typ aus der Schatzkiste. Die Werte der Güte oberhalb sind der des kompletten Schwingkreises. Gleichzeitig erkennt man den Abstimmbereich.
 
Der Anodendetektor
 
Am Anfang der Detektoren stand der meist Galena oder Bleiglanzdetektor. Es wurden auch rostige Rasierklingen, oder auch z.B. Zinkoxyd  zur Demodulation verwendet. Vorerst wollte ich einen Kathodendetektor verwenden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kathodengleichrichtung
Letztlich habe ich aus Detektorwirkungsgradgründen den  Richtverstärker, oder auch Anodengleichrichter,  ausgewählt. Mithilfe hatte ich von Interessierten im Web.
http://www.mikrocontroller.net/topic/307883#new
Man kann statt einer Röhre auch einen JFET verwenden. Der Schwingkreis wird nicht belastet und auch der Nachteil der Anlaufspannung einer Diode vermieden. Damit fallen viele Bauteile weg, wie z.B. Anpasstransformatoren der Kopfhörerimpedanz an den Arbeitspunkt der Diode. Wenn eine Diode in den quadratischen Bereich der Gleichrichtung kommt, so steigt der dyn. Widerstand stark an, die Betriebsgüte steigt damit auch an. Das geht so weit, bis praktisch nichts mehr gleichgerichtet wird. Dann ist auch die Betriebsgüte des Schwingkreises ident mit der Leerlaufgüte, aber man hört nichts mehr. Ziel verfehlt.  Entsprechende Untersuchungen von mir, mit Berechnungen im Zeitbereich eines Detektorkreises mit Diode liegen vor. Theoretisch transformiert sich ja, bei einer idealen Diode, der Belastungswiderstand mit Glättungskondensator nach der Diode mit ½ auf die Wechselstromseite. Die Diode ist also ein Element das sehr dynamisch auf die Empfangsfeldstärke reagiert und damit auf die Bandbreite des Detektorkreises.
 
Stellen sie sich jetzt einen Bandfilterdetektor vor, bei dem sie, je nach Signalstärke, die Kopplung einstellen müssen nur weil sich mit der Signalstärke ja die Betriebsgüte ändert! Sonst ändert sich die Bandbreite des Filters. Ich bin auch nicht von Vollweggleichrichterdetektoren begeistert. Man erhöht ja damit nicht die von der Antenne aufgenommene Wirkleistung. Je mehr Leistung nach der Diode verlangt wird, umso niedriger wird die Betriebsgüte, also auch die Trennschärfe.
 
Das ist mir zu umständlich, deshalb der Anodendetektor mit JFET.  Damit kann ich mir auch wieder einen Mehrkreisdetektor vorstellen, aber es bleiben genug Tücken und Komplikationen übrig, die ich vermeiden will.
 
 
Messergebnisse des JFET-Anodengleichrichters im Vergleich zu einer Diode:

 

Kurz gefasst: viel empfindlicher als eine Detektordiode. Details im Bild. Die Kennlinie ist quadratisch im geplanten Bereich, aber akzeptabler Klirrfaktor bei mittleren Modulationsgraden.
 
Die Antenne 

Wie schon angekündigt möchte ich eine 5 m lange vertikale Antenne verwenden, die etwa 4 m über dem Boden an den Detektor angeschlossen wird. Erde ist die Zentralheizung, die wiederum mit dem Bandeisen im Fundament des Hauses verbunden ist. Die Formeln zur Antennenberechnung finden sie in den Links am Anfang des Berichtes. Antennen waren nie mein Spezialgebiet. Die effektive Antennenhöhe sollte so um die 3m liegen. Damit ergibt sich bei einer Feldstärke von 200 µV/m eine Antennen EMK von
 
U = heff  x E = 3 x 200 µV/m = 600 µV Das ist beträchtlich.
 
Diese Spannung wird noch durch die Resonanztransformation  mit k.Q überhöht. K ist das Verhältnis von Antennenkapazität zur jeweiligen Kreiskapazität. Ein typischer Wert wäre z.B. 1/8 x 160 = 20 fach. Er variiert über die Abstimmbereiche. Die Antennenkapazität liegt bei ca. 40 pF. Der Strahlungswiderstand bei 1 MHz so um die 0,05 Ohm. Die Antennenersatzschaltung  ist also eine Kapazität von 40 pF mit einem Serienwiderstand von 0,05 Ohm. Der Leiterquerschnitt der Antenne mit <1 mm² ergibt einen Verlustwiderstand von 0,08 Ohm in Summe also 0,13 Ohm. Bei 1 MHZ ist die Dämpfung d = R. wC der Antenne also 0,13 x 2PI()e6 x 40 e-12 = 3,3 e-5. Umgerechnet auf das Parallelersatzschaltbild ist der Einfluss auf die Leerlaufgüte, außer der Verstimmung, vernachlässigbar. Bei einem Mehrkreisdetektor muss man dieser Verstimmung auch wieder Rechnung tragen.
 
Das ist also der Generator der die Energie an den Detektor liefert. Übrigens, schauen sie sich http://www.jogis-roehrenbude.de/Detektor/Mende.htm an, was da über die Antenne steht. Ein Modulationsgrad des Senders von 30% ergibt vor dem Anodendetektor eine HF-Spannung von 12 mVeff = 34 mVpp für die Feldstärke von 200µV/m. Dies ergibt in etwa, lt. Diagramm s.o. eine NF von 1 mVeff . Das ist bei 12 kOhm Kopfhörerimpedanz eine Leistung 83 pW. Für einen angepassten SoundPowered Kopfhörer keine Schwierigkeit das hörbar zu machen. Der LM386 mit v=160 liefert  dann 2 µW, was im Kopfhörer ausgezeichnet zu hören ist.
 
 
Die Schaltung 



Die Empfindlichkeit wird mit einer Ersatzantenne 33 pF in Serie mit 10 Ohm ermittelt. Der Antennenwiderstand  beträgt  zwar  etwa  0,1 Ohm,  aber  die Leerlaufgüte  wird  selbst mit 10 Ohm noch nicht wesentlich beeinflusst. Der Grund ist die kleine Ausgangsspannung meines Prüfgenerators.
Ein Beispiel bei 800 kHz:
 L= 210 µH, C= 188 pF Qo=150  
Der Paralleldämpfungswiderstand Rp=Qo/wC  ist damit 159 kOhm. Der auf Parallelschaltung umgerechnete Widerstand der Ersatzantenne von 10 Ohm ist dann, ich rechne das über die Dämpfung, was bei kleinen Dämpfungen ausreichend genau ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Verlustwinkel
d= tan Ra/Xa = 10 x 2PI() 800e3 x 33e-12 = 0,0016
Der resultierende Parallelwiderstand muss die gleiche Dämpfung ergeben.
 
Rp= Xa/d = 3,6 MOhm also nur eine Verringerung der Leerlaufgüte um 4%.
 
Wohlgemerkt nur für die Kunstantennne. Die reale Antenne hat ja nur einen Serienwiderstand von etwa 0,1 Ohm, was eine 100 x niedrigere Belastung für den Schwingkreis bedeutet.
 
Mit C8 von 330 pF und C9 von 100 pF kann der Empfangsbereich auch anderen Spulendaten angepasst werden. Eventuell ist es sinnvoll C9 als Drehko mit Skala auszubilden. Man kann dann höchst einfach die Antennenkapazität messen. Ein Sender muss dann bei verschiedenen Antennen auf den gleichen Platz auf der Skala abgestimmt werden.
 
Bei Tag sind nahe Wien mit 2m Antenne ohne Erdung 5 Sendet gut zu hören. Abends ca. 30 Sender. Die nächste Aufgabe wird sein den „Laboraufbau“ in eine nette Form zu bringen und noch weitere Vergleiche mit einem Weltempfänger anzustellen. Ich werde berichten.  

Download der Berechnungen als Excel-Sheets: Detektor.zip


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