TTL-Eichpunktgenerator
von Günther Zöppel
Im Bastelschrank liegen noch sehr viele TTL- und CMOS-IC´s
aus vergangenen Zeiten, ebenso einige von alten Computer-Motherboards stammende
Quarzmodule. Ehe man diese entsorgt, dachte ich mir, baut man lieber noch was halbwegs
sinnvolles damit auf, und so ist dieser Generator entstanden. Einigermaßen
konstante Frequenzen braucht man ja immer bei diversen Messaufgaben im Labor.
Für einen Empfängerabgleich, z.B. zum Checken, ob die Skala stimmt, ist so ein
Gerät sehr gut zu gebrauchen. Letztere Funktion brachte dem Teil auch den Namen
„Eichpunktgeber“ ein. Das Verfahren ist denkbar einfach : Man schaltet auf eine
bestimmte Frequenz, z.B. 1 MHz und sucht auf der Skala (in dem Fall Mittelwelle)
solange, bis man ein hohes Pfeifen hört,
welches bei langsamen Weiterdrehen tiefer wird und bis auf Schwebungsnull
gebracht werden kann – das ist dann genau der Punkt 1 MHz, wo die Skala stimmen
sollte. Es reicht dazu ein kurzes Stück Draht, welches als „Antenne“ in die
BNC-Ausgangsbuchse des Generators gesteckt und bis in die Nähe des zu testenden
Empfängers gebracht wird, das Signal koppelt
dann kapazitiv in den Eingangskreis des Empfängers ein. Das Verfahren
habe ich auch schon beim Röhren-Bausatz-Empfänger von Franzis beschrieben: Roehrenradio2.html
Natürlich treten bei Rechteckschwingungen auch Oberwellen
auf, das hat ein gewisser Herr Fourier schon vor einiger Zeit mathematisch
nachgewiesen, d.h. man sollte beim Anwenden dieser Methode darauf achten, dass
man nicht versehentlich auf eine falsche Frequenz abgleicht – z. B. bei 1 MHz
auf die erste Oberwelle von 2 MHz (ein ganzzahliges Vielfaches der Grundwelle).
Dazu sollte man wissen, dass die Oberwellen in ihrer Intensität gegenüber der
Grundwelle im Regelfall weniger stark ausgeprägt sind – d.h. für den
Empfängerabgleich, dass man z.B. die Richtspannung (Gleichspannung am
Demodulator) messen kann und dann austestet, ob diese bei weiteren Eichpunkten
höher oder niedriger wird. Nach einiger Einarbeitungszeit hört man das auch an
der Intensität des Pfeiftones beim Suchen nach der Schwebungsnull, ob ein
weiterer Punkt stärker oder schwächer ausgeprägt ist.
Sollte der Empfänger den Komfort eines sogenannten S-Meters
besitzen, welches die Empfangsfeldstärke anzeigt, kann man auch damit nach dem
Maximum suchen. Eventuell ist dazu der Behelfsantennendraht etwas weiter weg
vom Empfänger zu legen, damit keine Übersteuerungen auftreten und das Maximum
gut ausgeprägt ist.
Zur Schaltung des Gerätes
Die Betriebsspannung wird über einen Miniatur-Netztrafo
mittels Graetzgleichrichtung und Stabilisierung auf 5V mittels IC1 TTL-gerecht
erzeugt und auf die 15 angeschlossenen IC´s
verteilt. Die jeweiligen Stromversorgungsanschlüsse der ICs sind durch
Kondensatoren (C3 – C17) HF-mäßig entkoppelt. Zur Aufbereitung der Frequenzen
genügen 5 Quarzmodule IC 2 – 6, deren Frequenzen durch entsprechende
Flip-Flop-Teiler auf 2 – 20 MHz (in 2MHz-Schritten) gebracht werden, welche am
Schalter S3 anliegen. Jede dieser Frequenzen kann durch weitere dekadische
Teiler auf Subfrequenzen im Umfang von 7
Zehnerpotenzen heruntergeteilt werden, dafür sind IC 11-16 zuständig. Die
Übersichtsformel der erzeugbaren Festfrequenzen ist daher :
Faktor (1,2,3,4,5,6,7,8,9,10) x Hertz (1,10,100,1k,10k,100k,
1M)
Zusätzlich sind
Frequenzen über 10 MHz noch direkt (ohne Teiler IC10b) abgreifbar, da
diese durch obige Formel nicht mit abgedeckt sind. Diese liegen an der Buchse
Direct-Out entsprechend der Schalterstellung an (10, 12, 14, 16, 18, 20, 24 und
36 MHz). Letztere Frequenzen sind solche, die an Bu TTL Out schaltungstechnisch
bedingt nicht auftreten, da dort stets der Teiler IC10b dazwischen liegt. Im
Normalfall liegt da stets die halbe Frequenz von Direct Out an, es gibt also
eine gewisse Redundanz bei der abgreifbaren Frequenz, daher habe ich die zweite
Buchse auch hinten angebaut.
Damit kommt man insgesamt auf 77 unterschiedliche quarzstabile
Festfrequenzen, die für den Einsatz beim Abgleich von Empfängern bis in den
UKW-Bereich (z.B. Abgleich auf die 3. Oberwelle von 36 MHz -> 3 x 36 = 108
MHz, Abgleich auf die 4te von 24 = 96 MHz usw.) geeignet sind. Selbstverständlich sind diese
Frequenzen auch anderweitig nutzbar, z. B. bei der Prüfung von Verstärkern
aller Art. Eventuell muss man den Ausgangspegel zur Übersteuerungsvermeidung dabei
etwas reduzieren, indem man einen passenden Spannungsteiler vorsieht.
Zu beachten war bei meinem Musteraufbau, dass manche
TTL-ICs höhere Frequenzen nicht mehr sauber verarbeiten können, daher wurde in
den jeweiligen Erststufen der Teiler (IC 9,10 und 11) im Nachhinein die
Highspeedvariante der Typen eingesetzt. Lt. Datenblatt ist nämlich bei den
Standard-TTL-IC´s bei ca. 20 – 25- MHz Schluss. Die CMOS-Dekadenteiler 4029
wurden generell nur für niedrigere Frequenzen vorgesehen.
Der Ausgang TTL-Out führt Frequenzen von 1 Hz bis 10 MHz,
durch R2 kurzschlussfest und auf ca. 50 Ohm Impedanz gebracht, im TTL-Pegel. Das
FlipFlop IC10b (ebenfalls Highspeed) sorgt für steile Flanken.
Der Ausgang Direct Out an der Rückseite des Gerätes liefert
neben den vom Teiler kommenden Rohfrequenzen auch die seltener benötigten
höheren Werte von 24 und 36 MHz.
Im
Nachhinein wurde IC1 (7805) noch durch einen Step-Down-Wandler
ersetzt, denn der 7805 arbeitet uneffektiv und produziert Hitze, die im
Geräteinnern dann u.U. ein Weglaufen der Quarzfrequenzen erzeugt.
Die gesamte Schaltung benötigt gemessen ca. 50 mA. Bei 12 V
Trafospannung entstehen an C1 etwa 18 V=, die auf 5 V reduziert werden.
Damit
stehen über IC1 18 V-5 V= 13 V, bei 50 mA ergibt das 50 mA x 13 V = 650
mW, welche IC1 verbrät, er wird dabei schon merklich heiß. Der
Step-Down-Wandler
arbeitet hingegen mit einem Wirkungsgrad von 92 % und wird dabei nicht
mal handwarm.
Dieser war beim Projekt das einzige Kaufteil, aber erschwinglich (ca. 2
Euro
bei Amazon), ansonsten kam alles fürs Gerät kostenlos aus der
Bastelkiste. Der
Aufbau auf Universalplatine hat sich mittlerweile bei meinen Projekten
als
Standard etabliert und ist trotz des Drahtverhaus beherrschbar. Das
Gehäuse ist
eine zweischalige, von unten verschraubbare Ausführung mit
Aluminium-Front-und
Rückplatte. Für Nachbauer geben die Fotos sicher noch entsprechende
Anregungen.
Fazit
Ich meine, dass das Gerät die bessere Alternative gegenüber
dem Entsorgen der Alt-IC´s ist, denn es hat mir schon wertvolle Dienste beim
Empfängerabgleich geleistet.
An dieser Stelle möchte ich auch meinen Dank an OM Peter
Tonak, DL3JIN , loswerden, der eine ähnliche Variante aufgebaut hat und eine
Menge Anregungen zu diesem Projekt gab.
Intern in meinem Labor wurde das Gerät auf den
wohlklingenden Namen „Qualm“ getauft (Quarzgenerator
aus liegengebliebenen Modulen).
Ich hoffe, dass dieser Name nur symbolischen Charakter hat und selbiger nicht
eines schönen Tages aus dem Geräteinneren aufsteigt ;-)
Günther Zöppel
Pockau, im Januar 2016