2-Wege-Box: NUGGET-1 (= Goldstück !)
Im
vorigen Kapitel haben Sie Breitbandboxen und ihre Grenzen
kennengelernt. Heute lernen Sie ein echtes Goldstück, so
groß wie zwei A4-Ordner kennen. Die ursprüngliche
Entwicklung stammt von Kirchner-Elektronik, ATB-Messsysteme. Vielen
Dank dafür! (photostory.pdf) Für die Baupläne und Maße unbedingt lesen: Seite 16!!!
Variante 1
Der
Hochtöner ist teuer und wurde durch den Mivoc HGH258FN-II/8Ohm
(ca.16€) ersetzt. Damit war die vorgeschlagene Weiche
hinfällig. Auf das vorverlegen des TT wurde verzichtet, weil die
Boxen hoch oben im Regal stehen. Die Gradient W130AL8/8Ohm (~20€)
haben ohne Weiche einen geradlinigen Frequenzgang ab etwa 50Hz bis
knapp 3kHz. Die HGH258 steigen sanft mit 10uF in Reihe bei 2kHz ein.
Wer diese Box gehört hat fragt sich, warum geht das nicht immer so einfach!
Variante 2: (Mit dem Zweiten hört man besser)
Ein
Compoundsystem ab etwa 40Hz mit je zwei Mivoc WPT138. Damit die Mivoc
hinein passen, wird die Innenbreite auf ca.16cm erhöht. Das
Volumen steigt auf die erforderlichen ~10L. Sie sollten die Front
verschrauben und gut abdichten, um an die Chassis zu kommen. Das kleine
Volumen zwischen den WPT138 muss luftdicht sein, das große
Volumen natürlich auch. Keine Weiche für die TT, einfach in
Reihe (oder parallel) schalten. Hochtöner wie oben, es reichen
jedoch 3,3 bis 4,7uF in Reihe, weil die TT bis etwa 4,5kHz wiedergeben
können.
Achtung, der zweite Magnet möchte gerne die Membran des Ersten eindrücken und kaputt machen!
Falls
Sie ein Compoundsystem mit BassCAD rechnen wollen, werden die Daten
eines Chassis eingegeben und der Wert für Vas halbiert eingegeben.
Das ist wichtig, weil das BR-Rohr sonst nicht richtig berechnet wird.
Fazit:
Obwohl das Compound-Goldstück gewaltig klingt, ist es etwas leiser
(-4dB). Das wundert auch nicht, weil mit zwei Antrieben nur eine
Luftsäule bewegt wird. Bei Leistungserhöhung kann der
Membranhub bei 40 Hz bedrohliche Ausmaße bis zur Zerstörung
annehmen! (Subsonic-Filter einschalten).
In dem Mivoc-Bausatz
'SB 25 JM' (~40€, mono) sind 2x WPT138, 1x HGH258 und eine Weiche
enthalten. Wem das noch zu teuer ist, kann mit etwas Glück vier
bauähnliche (gleiche TSP) Raveland 130mm 12 Ohm für
~8€/Stück erwischen. Durch die Parallelschaltung werden gut
passende 6 Ohm erzielt.
Alle Versuche und Messungen wurden mit
einem linearen PA durchgeführt. Bitte verzichten Sie auf
Geschmacksverstärker mit Nebenwirkungen (Klangregler, Loudness und
Bass-Boost). Eine gute Box braucht das nicht! Anders verhält es
sich mit dem Subsonic-Filter. Es stammt aus der Zeit als die Nadel noch
von Hand auf die Platte gesetzt wurde. Bei DC-gekoppelten
Verstärkern konnte das die Boxen als auch den Verstärker
gefährden. Das Subsonic-Filter senkt den Pegel unterhalb 40Hz ab,
sodass die (ohnehin kaum hörbaren) Frequenzen keine
Gefährdung mehr darstellen. Falls Sie kein Subsonic-Filter
eingebaut haben, können Sie zum Schutz einen (bipolaren
Tonfrequenz-) Kondensator in Reihe zur BR-Box schalten:
C = 1/fgrenz/2/pi/Re; C = 1/40Hz/6,283/8Ohm = 500uF ~470-560uF.
Sie
verbessern damit auch den Klirrfaktor, weil die Membran Details
präziser wiedergeben kann, wenn sie nicht unnötig stark
ausgelenkt ist.
Links: Gradient, rechts: Mivoc-Compound
Die
Mivoc-Nugget-Compound lässt 5-10 mal so teure Fertigboxen richtig
blass aussehen. Es ist einfach geil, wie sie die großen Kisten
deklassiert. Bässe ab 40Hz werden mühelos in den Raum
gestellt, als wäre irgendwo ein Subwoofer am Werk. Kurze
Schläge bleiben kurz und schwingen nicht nach. Die Transparenz und
Klarheit hoher Singstimmen ist überwältigend (wenn nicht,
ggf. den Hochtöner umpolen). Ab ~50€/Stück die absolute
Understatement-Box!
Als Satelliten für eine
3+1/5+1/7+1-Anlage machen Sie einen sehr guten Job, sind jedoch fast zu
schade. Andere wären froh, wenn sie nur zwei davon hören
dürften!
Nebenbei wurde alle mögliche Musik
über einen Spektrumanalyser/-schreiber laufen gelassen. Weit
weniger als 10% hatten einige Frequenzanteile unter 50Hz, unter 40Hz
war es nur noch etwa 1% der Musik.
Wenn Sie Lautsprecher
vergleichen, sollten Sie die Lautstärken absolut gleich laut
einstellen. Andernfalls klingt der leisere immer schlechter, weil unser
Gehirn bei relativ leiseren Tönen sofort und von uns völlig
unbemerkt die hohen und tiefen Frequenzen zugunsten der
Verständlichkeit ausblendet. Die Umschaltung sollte binnen 1s
stattfinden, sonst tritt auch noch die Lautstärke-Automatik des
Gehirns dazwischen und macht Vergleiche unmöglich.
Viel Spaß beim Bauen. Nächstes Mal messen Sie Ihre Lautsprecher im Wohnraum.
P.S.
Hoffen Sie nicht ausschließlich auf die letzten beiden
Horn-Beiträge. Je länger ich mich damit beschäftige,
umso weniger empfehlenswert werden die Hörner für
Wohnräume.
Nachtrag: Aufbauzeichnungen mit Bemaßung: mivoc Gehaeuse2 nachbau 2016 nugget.pdf