SAQ-Transistorempfänger Quarzsynchronisiert     

      von Jens Romeikat           
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Der historische Maschinensender mit dem Rufzeichen SAQ in Grimeton/Schweden braucht nicht weiter vorgestellt zu werden. Er sendet in einem recht freien VLF-Bereich auf 17,2 kHz, der nächste Marinesender ist das RDL-System aus Russland auf 18,14 kHz. Hier werden in größeren Abständen Morsezeichen gesendet, und das macht ihn für Testzwecke besonders interessant. Dicht benachbart, etwa 100 Hz höher, HWU aus Frankreich.

Der hier vorgestellte Empfänger arbeitet nach dem Geradeaus-Prinzip. Ein Überlagerer ist notwendig: Die Differenz des mit den Morsezeichen anliegenden Empfangssignals (17,2 kHz) und der Überlagerer-Frequenz (hier ca.16,4 kHz) ergibt nach Mischung einen hörbaren Ton von ca. 800 Hz. Morsezeichen ("cw") werden mit schmaler Bandbreite gehört, je schmaler, desto mehr Störsignale werden ausgeblendet und desto ruhiger erscheint das Nutzsignal. Jedoch wird auch die Einstellung kritischer, denn z.B. Fehleinstellung des Überlagerers von 200 Hz bedeutet Unhörbarkeit von SAQ bei schwierigen Empfangsbedingungen. Das geschwächte Signal geht im Störpegel schlichtweg "unter" Deshalb wird hier ein Uhrenquarz (32,768kHz) eingesetzt, eine LED zeigt an, wenn die Frequenz "stimmt". Der Quarz stellt einen Schwingkreis mit extrem hoher Güte dar. Er ist in den Oszillator-Kreis eingebunden ("gekoppelt"). Es ist ein sogenannter "astabiler Multivibrator". Dieser erzeugt keinen reinen "Sinus" von nur einer Frequenz, sondern ein "Sägezahn"-ähnliches Signal. Das beinhaltet auch kräftige Anteile von Schwingungen doppelter Frequenz.

Es tritt nun die Eigentümlichkeit auf, dass bei Verkopplung mit dem Quarz dessen extrem stabile Frequenz dem auf halber Frequenz schwingenden Oszillator in erstaunlich weiten Grenzen aufgeprägt wird, wenn die Dimensionierung der Bauteile passend gewählt wird. (Hier durch Versuch ermittelt) Gleicht man den NF-Filter ("Tonsieb") mit der Empfangsfrequenz von 17,2 kHz ab, so spielt die genaue Quarzfrequenz keine Rolle. Es kann eine sehr hohe Selektion erzielt werden, denn SAQ hat nur eine geringe Abweichung von typisch maximal +-10 Hz und der synchronisierte Empfänger arbeitet mit Quarzgenauigkeit.

Das Prinzip ist einfach: Der Antennenstab der selbstgebaute E-Feld-Stabantenne nimmt die elektrischen  Feldlinien in etwa 3 bis 4 m Höhe auf. Die Koax-Zuleitung befindet sich auf niedrigerem Potential und stellt mit >8 m Länge das Gegengewicht. Aufgrund des angeschlossenen Resonanzkreises erfolgt die erste "Weitab-Selektion" mit Unterdrückung starker Marine-Sender ("Rhauderfehn"). Es folgen im Empfänger eine oder zwei 17,2 kHz HF-Stufen zur weiteren Verstärkung und Selektion. Es gilt, die "Spiegelfrequenz" von 15,6 kHz zu mindern und trotzdem RDL empfangen zu können. In der ersten NF-Stufe wird das 17,2 kHz-Signal mit dem 16,4 kHz (ca.) Oszillatorsignal auf die Basis des ersten NF-Transistors gegeben. Der Emitter-Widerstand ist durch Elko wechselstrommäßig überbrückt, an der gekrümmten Kennlinie des Transistors entsteht die Hörfrequenz von ca. 800 Hz als Mischprodukt. Diese Stufe und die nachfolgenden NF-Stufen sind für diese NF-Frequenz resonant. So wird die "Nahselektion" bewirkt, welche die Trennung naher benachbarter Störsignale möglich macht. (Im Prototypen ist unter 17,0 kHz und über 17,4 kHz praktisch nichts zu hören)

Stichworte zur Schaltung:

Stromversorgung: 3x 1,5V "AA" , Verbrauch etwa 1mA
NF: Mindestens zwei NF-Resonanzstufen empfehlenswert. Verstärkung individuell über Serien-C zum Emitter-Überbrückungs-Elko. Gängige NF-Ferrit-Übertrager haben meist N27-Material. Mit MKP oder FKP-Folienkondensatoren auf Hörfrequenz gebracht. 20 nF bis etwa 100 nF parallel bringen recht schmale Bandbreite, mit 2 NF-Stufen wird RDL vollkommen unterdrückt. (Piept ansonsten nervig mit ca. 1800 Hz.) Für HF-Stufen Ferrit wegen recht hoher Temperaturabhängigkeit nicht empfehlenswert. (Ausnahme: externe Aktivantenne)

Im Prototypen: Kopfhörer-Stufe aus selbstgewickeltem kleinen Ferrit-Übertrager, 600 Windungen. Anzapfung für 4000-Ohm oder 250 Ohm-Hörer bei 100 wdg. (für niederohmige Hörer Übersetzung ca.1:60 passend). Die ersten beiden NF-Resonanzstufen etwas gegeneinander verstimmt für flacheren Verlauf der Gesamt-NF-Resonanzkurve.

Mischstufe: Die erste NF-Stufe arbeitet als Mischer, deshalb Emitter-Widerstand mit C überbrückt. Nutzsignal über 220 pF, Oszillatorspannung (ca 1Vpp) über 38p Keramik 2%.

HF-Stufen: Spulen aus "grünen" China Mangan-Zink Ringkernen hoher Permeabilität. Etwa 20 mm bis 25 mm Durchmesser, 400 bis 600 Windungen 0,1 mm Kupferlackdraht.

Herstellung: Kerne mit Seitenschneider in zwei Hälften aufbrechen. Kerne bewickeln. 2x Zwischenlage Teflon (PTFE) für "Luftspalt" zwischen den beiden Hälften. (Stichwort "Scherung") Mit einigen Wicklungen Teflon umwickeln und dann mit Zwirn und Klebstoff dauerhaft fixieren. Die 6dB-Bandbreite ("halbe Spannung") beträgt etwa 600 Hz im Prototypen pro Stufe. RDL kann so noch empfangen werden, allerdings mit Atmosphärischen Störungen: Die auf 17,2 kHz abgestimmten Vorkreise sind für die Spegelfrequenz von hieretwa 18,14 khz – 2 x 800 H z= 16,54 kHz günstiger abgestimmt.

Die Kreise: Die kleinen Ferrit-EE-Kerne für Leistungs-Anwendungen haben meist N27 oder ähnliches Material hoher Pemeabilität. Der AL-Wert wird oft dadurch bestimmt, dass ein oder beide Mitteljoche etwas zurückgesetzt sind und so ein Luftspalt gebildet wird, welcher den magnetischen Fluss vermindert. Hier kann man ansetzen, Beispiel soll die im Prototypen benutzte aktive Stabantenne sein:



Ein kleiner EE-Ferritkern wurde im Werkstattofen auf 170°C geheizt, das macht bei den meisten Übertragern den Kleber weich. Die beiden Kernhälften wurden dann mit der Zange vorsichtig aus dem Wickelkörper herausgezogen. Eine E-Hälfte hatte ein zurückgezogenes Mitteljoch, Ursache für den geringen AL-Wert. Diese Kernhälfte wurde auf feinem Schmirgelpapier auf planer Fläche geschliffen, bis der Luftspalt zwischen beiden Kernhälften kaum noch sichtbar war. Mit 2 x 200 Windungen waren dann etwa 3,4 nF erforderlich, um auf 17,2 kHz zu kommen. Passt! Wegen der geringeren Temperaturabhängigkeit und weil man die aufgebrochenen Ringkerne gut bewickeln kann, wurde zu den "grünen" Mg-Zn-Ringkernen übergegangen. Die im Prototypen sind aus Schaltnetzteilen, sie werden auch massenweise im Netz angeboten.



Bedienung:

Es sind nur 2 Bedienelemente vorhanden: Der HF-Regler, um Übersteuerung bei der hohen Verstärkungsziffer des Empfängers zu vermeiden und die Frequenzeinstellung des Oszillators. Dieser steht zunächst auf Linksanschlag, der Oszillator schwingt dann sicher an. Das Poti wird dann nach rechts in Richtung höherer Frequenz gedreht. Wenn die HF-Selektion nicht zu scharf ist, kann man hier "im Norden" RDL und HWU hören. (Ob die senden, kann im WEB-SDR "Uni Twente" überprüft werden.) Dann wird das Poti langsam nach links zurückgedreht. Im Fangbereich beginnt die LED zu leuchten, die Oszillator-Frequenz ändert sich nun nicht mehr. Die LED wird zunehmend heller, bis der Haltebereich verlassen wird und der Oszillator auf etwa 15,6 khz springt. Im Haltebereich ist eine Fehleinstellung des Empfängers ausgeschlossen, denn HF-Vorkriese und NF-Tonsieb sind fest vorabgeglichen.



Sonstiges: Optimierungen der Schaltung sind natürlich noch möglich: Der Transistor der zweiten HF-Stufe bedämpft den Kreis, es ist besser, ihn an einen Spulenabgriff zu legen wie in der ersten Hf, welche danach aufgebaut wurde. In der NF war das auch nicht möglich, weil nur eine passende Wicklung vorhanden war. Übliche 1:1 600 Ohm-Übertrager z.B. haben zwei Wicklungen, die in Serie geschaltet werden können. Gelötet wurde mit hochwertigem, niedrigschmelzendem Elektronik-Lot Sn60Pb40 (Vellemann,nl) Eine Alternative zu der hier gewählten E-Feld-Antenne wäre eine Spulenantenne. Diese hier hat sich gut bewährt, denkbar wäre eine kleinere Version speziell für den mobilen Batterie-Betrieb (SAQantenne). Das Projekt ist an dieser Stelle ebenfalls beschrieben, mit Tonaufnahmen. Im Dezember kommt dann noch ein Empfangsbericht hinzu: https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=47&thread=22#1



Dazu wurden die HF-Durchlasskurve und darüber die wesentlich schmalere Nf-Durchlasskurve gezeichnet. Für SAQ kann man ggf. auf die Synchronisation verzichten und die Oszillator-Frequenz auch 800 Hz oberhalb der 17,2 kHz legen. Die Spiegelfrequenz von 18800 wird durch die HF-Selektion stark geschwächt. Bei RDL dagegen ist auf die Vorselektion verzichtet. Hier zeigt sich die Wirksamkeit des NF-Filters: Zum einen wird, wenn man 3 Ferrit-Übertrager verwendet, HWU ausreichend geschwächt, was auch schon eine Nummer für sich ist. (Das Twente-SDR hat da Schwierigkeiten, die Kiwi-Web-SDR scheinen der Aufgabe besser gewachsen zu sein). Beim Kiwi kann man es in noch höherer Auflösung sehen: GQD sendet auf 19500 khz bis etwa 19650 kHz. Die Spiegelfrequenz für RDL auf 18140 Hz liegt 2x800 Hz höher, auf 19740 Hz. Das reicht für ausreichende Unterdrückung durch das Tonsieb aus.

Weitere links:
"Antenne und Erde", Dr. Fritz Bergtold, Funkschau 1936 / Heft 21 (Artikelserie) https://www.bastel-radio.de/funkschau-die-20er-und-30er-jahre  (Heft auf archive.org)




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