SRPP-Röhrenverstärker          

von Thomas Kandziora, DB8FL
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Eigentlich wollte ich eine simple SRPP Schaltung mit etwa 2 Watt Ausgangsleistung unter Zuhilfenahme einer russischen 6N6P (ECC99) aufbauen. Während der Entwicklung habe ich dann, mehr zufällig durch Falschanschluss, eine Leistung von über 10 Watt Sinus an 8 Ohm (8 Vss an 6 Ohm ohmsche Last und bis zu 10 Vss an 8 Ohm Lautsprecher) erreichen können.


 
Der Trick scheint eine Art Reflexsteuerung der unteren Triode mittels der Sekundärwicklungsspannung des Ausgangsübertragers zu sein. Übernahmeverzerrungen sind bei mir im Oszillogramm nicht feststellbar. Sinus / Rechteck / Dreieck – Signale werden einwandfrei wiedergegeben. Lediglich bei sehr niederfrequenten starken Rechtecksignalen (10Hz) zirpt es manchmal (kann aber am Versuchsaufbau liegen).
 
Die obere Triode (in White-Follower-Schaltung) erhält über eine SRPP-Schaltung eine Ansteuerspannung von maximal ca. 120Vss. Die untere Triode erhält das phasengedrehte Signal über den „speziellen“ Ausgangsübertrager.  Als Ausgangsübertrager dient ein Netz – Rinkerntransformator Typ: TALEMA 70041K  (2x115V auf 2x9V; 2x5VA). Andere getestete Ringkerntransformatoren führen leider nicht zu einem guten Ergebnis, normale Transformatoren eignen sich überhaupt nicht.


 
Die gemessenen Daten können sich sehen lassen: Leistungsbandbreite 20 Hz bis 23 kHz bei 10 Watt Sinus und einer Betriebsspannung von 250V. Ausgezeichnete Basswiedergabe durch hohe Dämpfungswerte und gute Leistungsabgabe auch an 4 Ohm Lasten. Die erste Harmonische ist um über 20dB gedämpft. Das Klangbild ähnelt bei sehr hoher Lautstärke eher einem FET- Verstärker.



Der Versuchsaufbau wird derzeit in einen vernünftigen Aufbau gebracht und soll in ein Gehäuse für einen kompletten Stereoverstärker kommen (4x 6F12P als RIAA, Preamp und Treiber, 2x 6N6P als Endstufen). MPSA 42 Transistoren dienen lediglich der niederohmigen Ansteuerung und könnten ggf. auch noch durch Röhren ersetzt werden.

Hinweis zur Leistungsmessung:

Sinusleistung wird in der Literatur unterschiedlich angegeben. Für den Einen bedeutet das die „Sinusspitzenleistung“, für den Anderen die Effektivleistung eines Sinussignals.  Bei meinen mit dem Oszi gemessenen 10Vss an 8 Ohm (reelle Last) wären das: Sinusspitzenleistung ca 12,5W bzw. eine Effektivleistung von ca. 6,24W nach nachstehender Berechnung.

U Dach / Wurzel 2 = Ueff = 10Vs / Wuzel2 = 7,07V
Peff wären Ueff x Ueff / R = (7,07 x 7,07 / 8) = 6,24W



Der Vorverstärker



Inzwischen ist eine geraume Zeit vergangen und leider bin ich aus Zeitmangel leider noch nicht sehr viel weiter gekommen. Allerdings habe ich inzwischen den angedachten (Hybrid)-Vorverstärker im Versuchsaufbau zum Laufen bekommen. Ursprünglich sollte es nur ein Phono-Vorverstärker für MM Cartridges sein, aber beim Versuchsaufbau habe ich dann doch noch einen MC- Vorverstärker für meinen Technics SL-10 Plattenspieler  realisieren können. Alles ist recht brumm- und rauscharm; selbst ohne Abschirmungsmaßnahmen.

 

Die Schaltung arbeitet mit einem rauscharmen npn-Transistor in Emitterschaltung der zusammen mit der Pentode in Gitterbasisschaltung eine Cascode bildet. Im Anodenkreis liegt das RIAA-Entzerrernetzwerk (nach Herrn Bokarev) dem ein Transistorpuffer zur Anpassung an den niederohmigen ersten Line-Amp nachgeschaltet ist. Die gemessene Geamtverstärkung der Cascode (ohne Entzerrernetzwerk) liegt bei 66dB, so dass das Entzerrernetzwerk die geforderte RIAA-Kennlinie abbilden kann (und nach Messung auch einhält).

 



Die erste Line-Stage mit dem Triodenteil der 6F12P enthält die Regelungen für Lautstärke, Balance und einen zusätzlichen 4dB-Verstärkungsschalter. Die Schaltung musste im Eingangskreis niederohmig ausgelegt werden, da diese Röhre vermutlich eine hohe Millerkapazität aufweist und bei hochohmigem Eingang (500k) bereits bei Frequenzen über 20kHz eine saubere „Rechteckverarbeitung“ nicht mehr möglich war. Eine Verknüpfung mit dem zweiten Kanal zur Basisbreitenerweiterung ist vorgesehen.





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