Experimentirkasten A. der Ernst Plank KG, Nürnberg 1866 


Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (2)

von Klaus Leder
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1866 wurde in Nürnberg von Ernst Plank eine Fabrik für Metallspielwaren gegründet. Neben Modelldampfmaschinen, Uhrwerklokomotiven, Spielzeug-Dampflokomotiven und -Dampfschiffen wurden auch physikalische Lehrmittel und Experimentierkästen entwickelt und gefertigt.



Die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre führte dazu, dass das Unternehmen 1934 an die Gebrüder H. und F. Schaller verkauft wurde, die die Produktion von der Spielzeugherstellung auf „optische Präzisionsgeräte“ umstellten. Der Verkauf der „Noris“ Filmprojektoren verlief bis in die 1970er Jahre sehr erfolgreich bis 1985 die Produktion aufgrund der Konkurrenz durch die neue Technik der Videokameras eingestellt werden musste. Die Ära der optischen Projektion durch Laterna magica, Dia- und Super-8-Projektoren wurde durch das Zeitalter der elektronischen Bilddarstellung abgelöst.



Herr K.W. Bock stellte mir freundlicherweise diesen sehr alten Experimentierkasten, der vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts produziert wurde, aus seinem Familienbesitz für die Dokumentation zur Verfügung. Er soll anschließend als Dauerleihgabe an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg übergeben werden.



Da der Experimentierkasten sehr selten ist, soll er durch Fotos auf der Webseite von B. Kainka dokumentiert und gewürdigt werden. Damit werden Informationen über dieses alte Lehrmittel im Internet verfügbar, bevor es in einem Magazin des Museums verschwindet und dort auf eine Ausstellung wartet, die es wieder an das Tageslicht bringt.



Bemerkenswert ist der relativ gute Erhaltungszustand des Kastens, der zeigt, dass er mehr zur Belehrung und weniger zur Unterhaltung der Jugendlichen genutzt wurde.



Die  „12 sehr solid ausgeführten Experimentir-Gegenstände“ sind in einem Karton untergebracht, der mit dekorativ geprägtem Papier beklebt ist. Das „complete feine Stativ“ ist sehr aufwendig aus Messing und Hartgummi gefertigt und besteht aus drei miteinander zu verschraubenden Teilen. Heutige Experimentierkästen enthalten dagegen preisgünstige Stative aus Kunststoffteilen, die zusammengesteckt werden.



Die „lehrreichen und unterhaltenden Experimente, geeignet für die reifere Jugend als Hilfsmittel bei dem Unterricht in der Physik“ sind klassische Versuche zum Magnetismus und zur Elektrostatik. 





Die achtseitige Anleitung enthält 12 instruktive Abbildungen, doch werden die „Verschiedenen Experimente“ in einem fortlaufendem Text aneinandergereiht.



Vergleichbare heutige Versuchsanleitungen tragen Überschriften und sind in Schritte wie „Versuchsfrage“, „Du brauchst“, „Versuchsablauf“ und „Das zeigt“ übersichtlich gegliedert, z. B. im Kasten „Magnete“ von Kosmos 2007 oder im Kasten „Elektro-Zauber“ von Kosmos 2002. Die Schülerinnen und Schüler werden hier direkt angesprochen und es werden Tricks zu Zauber- Vorführungen verraten. Auch kann das heutige Layout mit zahlreichen farbigen Abbildungen die Jugendlichen mehr motivieren und den Lerneffekt steigern.



In der Geschichte der Experimentierkästen zeigt sich an diesem Beispiel eine Veränderung der Didaktik, die weggeht  von der fachsystematischen Belehrung und hinführt  zum eigenständigen Experimentieren der jugendlichen Zielgruppe.

Interessant ist die Persistenz der in der Anleitung beschriebenen Versuche, die auch hundertdreißig Jahre später in Physikschulbüchern und Kosmos-Experimentierkästen in ganz ähnlicher Weise zu finden sind.

s. a. Märklin ELEX 503: Experimentierkasten der Oberklasse von 1932
Elektro-Experimentierkästen im Wandel der Zeit (1)



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