Kopfhörerverstärker 

 von Wolfgang Schmidt
   
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Wer einmal in älterer Literatur (etwa 1950 bis 1970) über Hobbyelektronik und Amateurfunk gestöbert hat, ist bei NF-Verstärker-Schaltungen sicherlich auch einem Kopfhörer mit 2 bzw. 4kOhm Impedanz begegnet. Hierbei handelt es sich um magnetische Kopfhörer, die in den Anfangsjahren des Rundfunks verwendet wurden. Diese Kopfhörer kommen schon mit sehr kleinen Spannungen aus und waren deshalb besonders für die damals dominierenden Detektorempfänger geeignet. Der Frequenzgang des magnetischen Kopfhörers beträgt etwa 200 Hz bis 6 kHz. Musikhören war deshalb nicht gerade ein Genuss, so dass dieser Kopfhörer bald seine Bedeutung für den Rundfunkhörer verlor. Für den Sprechfunk dagegen ist der Frequenzgang fast ideal, und so wurden magnetische Kopfhörer noch in den 1960er Jahren von den Funkamateuren verwendet. Auch bei den „Radiobastlern“ jener Zeit waren sie noch beliebt.
 
Magnetische Kopfhörer werden seit Jahren nicht mehr hergestellt, und es besteht heute (selbst bei eBay) kaum die Möglichkeit, noch welche zu bekommen. Wenn man eine Schaltung aus jener Zeit nachbauen will, muss daher eine „Ersatzlösung“ gefunden werden. So wurde schon vorgeschlagen, einen dynamischen Kopfhörer über einen Ausgangstransformator, wie er bei Röhrenendstufen zur Anpassung des Lautsprechers verwendet wurde, anzuschließen. Diese Anordnung ist aber nicht so empfindlich wie der magnetische Kopfhörer, und bei Detektorempfängern wird sie nur funktionieren, wenn ein sehr starker Ortssender vor der Tür steht.
 
Dagegen ist eine „elektronische“ Lösung zur Anpassung eines dynamischen Kopfhörers an eine für magnetische Kopfhörer bestimmte Schaltung für den Hobbyelektroniker eigentlich naheliegend: Ein integrierter Leistungsverstärker (Ausgangsleistung 100 mW an 16 Ohm ist mehr als ausreichend) wird zusammen mit Batterie und Betriebsspannungsschalter in ein kleines Gehäuse gebaut.
 
Für den Verstärker-IC gibt es eine Reihe verschiedener Typen, die hierfür geeignet sind. Kriterium für die Entscheidung, welcher Typ schließlich verwendet werden sollte, war die minimale Betriebsspannung, bei der der Verstärker noch arbeitet. Der TDA2822M von ST-Microelectronics kommt mit 1,8 V aus. Bei Speisung aus zwei Mignon-Zellen (zusammen 3 V) können diese weit entladen werden und haben damit eine lange Lebensdauer. Die Schaltung wurde aus dem Datenblatt des TDA2822M entnommen und durch ein Potenziometer zur Lautstärkeregelung ergänzt.
 

 
Der Schaltkreis TDA2822M enthält zwei identische Verstärker und kann sowohl als Stereoverstärker als auch als Monoverstärker in Brückenschaltung verwendet werden. Die Brückenschaltung liefert auch bei niedriger Betriebsspannung eine relativ hohe Ausgangsleistung.
 
Das eigentliche Problem bei solchen Miniprojekten ist für die meisten Hobbyelektroniker jedoch nicht die Schaltung, sondern die konstruktive Lösung und das Gehäuse. Hier hat sich eine Halterung für drei Mignonzellen angeboten (Reichelt Elektronik Best.-Nr. HALTER 3XAA). Es werden nur zwei Batteriezellen verwendet, im dritten Fach muss der Verstärker nebst Lautstärkeregler und Anschlussbuchse für Kopfhörer untergebracht werden. Der Verstärkereingang bekommt zwei verdrillte Litzen mit Bananensteckern, womit die „Nachbildung“ des magnetischen Kopfhörers komplett ist.
 
Die gesamte Schaltung wurde auf einer Leiterplatte untergebracht, die genau in das dritte Batteriefach passt.

 
 
 

 
Das Potenziometer (Reichelt Elektronik Best.-Nr. RK09K111-LOG50K) musste umgebaut werden. So sieht es im Original aus:
 

 
Die Halterungen werden mit einer kleinen Blechschere abgeschnitten und die drei Anschlüsse rechtwinkelig umgebogen. Dann passt es auf die Leiterplatte, wo es mit Kleber gesichert wird. Die Achse wird auf die erforderliche Länge gekürzt.
 




 
 
Die Kontakte der Batteriehalterung werden so umgebaut, dass nur noch zwei Zellen angeschlossen werden. Im dritten Batteriefach werden die noch störenden Kunststoffteile mit Minibohrmaschine und Schleifkörper entfernt, sowie die Bohrungen für die Kopfhörerbuchse und die Potentiometerachse angebracht.
 


 
Die Befestigung der bestückten Leiterplatte im Gehäuse erfolgt durch doppelseitiges Klebeband, von dem drei Stück übereinander geklebt werden.
 


 
Das Leiterplattenlayout kann als PDF-Datei im Maßstab 1:1 heruntergeladen und als Belichtungsvorlage verwendet werden.

Download: KhAmpLayout.pdf


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