Innenleben einer 10W-LED-Lampe         

von Dieter Drewanz                    
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Eine LED-Lampe 10 Watt ca. 800 Lumen fiel schon nach 1 1/2 Jahr der Nutzung aus. Der Fehler äußerte sich zuerst in einem Flimmern mit deutlich geringerer Helligkeit und noch ein paar maligen Vollbetrieb für wenige Minuten. Eine zweite Lampe verabschiedete sich auch sehr frühzeitig.

Die Leuchtenkugel ist nur mit einem dichtungsmassenähnlichem Kleber und lässt sich mit etwas leichter Gewaltanwendung lösen. Darunter wird die Platte mit den LED sichtbar. Die Kabel können abgelötet werden, müssen dies aber nicht, wie sich später herausstellte.

Um die Platine herauszuziehen, muss zuerst der Mittenkontakt der Lampenfassung E27 herausgelöst werden. Um den Metallkörper herauszudrehen, wurden die Kerbung mit kleinen Löchern mit einem kleinen Bohrer (ca. 1 bis 2 mm) aufgebohrt. Anschließend war es möglich das Metallteil loszuschrauben. Die Kabel waren hier über Klemmung angeschlossen. Wenn das Gehäuse wieder verschlossen werden soll, dann wird die Verschraubung des Fassungskörpers mit Hilfe eines in die kleinen Löcher getropften Klebstoffes zur Fixierung von kleinen Kunststoffstäben wieder befestigen, so dass das Gehäuse wieder geöffnet werden kann.



Das Bild oben zeigt alle Teile bis auf die durchsichtige Plastikkugel. Insgesamt sind auf der Platte 24 SMD-LED verbaut. Je 12 SMD-LED wurde in Reihe verschaltet und daher beträgt die benötigte Nennspannung ungefähr 36 V für das Modul.

Bei Durchsicht der Platine fällt ein gebräunter Abschnitt auf der Platine auf. An dieser Stelle ist die Platine anscheinend etwas zu warm geworden. Die Lampe war leicht waagrecht mit leichter Schräglage eingeschraubt. Je nachdem, welche Lage die unisichtbare Platine hat, scheint die Lampe früher oder später auszufallen. Die entstehende Wärme der Platine steigt hoch und je nach Lage ist das Erwärmungsprofil beziehungsweise Wärmeverteilung unterschiedlich belastend für die Elektronik.



Ähnliches Problem wurde auf folgender Homepage ebenfalls beschrieben. Hier wurde dieses Verhalten verursacht durch parasitäre Schwingungen, deren Ursache in schwindenden Kapazitäten der Kondensatoren lag und die Schutzschaltung im Wandler-IC auslöste. 
https://electronics.stackexchange.com/questions/263852/led-bulb-can-not-start-properly-bp2832-based

Die Verfärbung auf der Platine belegt, dass hier die Grenztemperaturen des öfteren erreicht wurden. Ein weiteres zur Temperaturerhöhung trug natuürlich auch der eine oder andere warme Sommer bei, wenn sich die Wohnung doch auf Temperaturen nicht weit entfernt von 30° C aufheizte.


 
Die Schaltung arbeitet als Abwärtswandler von ungefähr 340 V gleichgerichteter Netzspannung (240V AC) auf ungefähr 36 V für die Leuchtdioden.

Eingangsseitig befindet sich eine Kombination aus Sicherung und Widerstand mit einer kleinen Kapazität parallel zu dem Eingangsgleichrichter. Der Widerstand beträgt ungefähr 22 Ohm und begrenzt die Einschaltstromspitze der Kondensatoren auf 16 Ampere. Während des normalen Betriebes kann der Einfluss des Widerstandes vernachlässigt werden. Sollte es aber zu einem Durchbruch oder Kurzschluss kommen, brennt der Widerstand durch und soll auf diese Weise größeren Schaden verhindern.



Nach dem Datenblatt verträgt der Gleichrichter einen solchen Spitzenwert. Die Aufladedauer liegt im Bereich von weniger als 1 ms.



Der Kondensator am Eingang des Gleichrichters soll transiente ( sehr kurze) Spannungsspitzen und Schwingungsanteile der Wandlerschaltung noch etwas dämpfen. Ein Hobbybastler würde der Schaltung hier noch etwas mehr Sicherheit einbauen und der Schaltung einen Überspannungsableiter (VDR) spendieren, der Spannungsspitzen über 500-600 V bereits eliminiert. 

Auf der Sekundärseite sind die zwei Kondensatoren über eine Drossel und einem parallelen Widerstand gekoppelt. Der Widerstand soll verhindern, dass sich parasitäre Schwingungen aufschaukeln. Insgesamt soll dieser Tiefpass verhindern, dass von dem Schalttakt ausgehende Störungen in das Netz zurück übertragen werden. Die beiden Kondensatoren sind angeben mit 400V 105°C. Wenn diese Schaltung zuverlässiger und länger arbeiten soll, dann empfiehlt es sich statt dessen Kondensatoren mit 450V und  105 bis 125° C zu verwenden.

Der Kondensator auf der LED-Seite ist ein Typ für 400V. Theoretisch könnte dieser auch niedriger gewählt werden indem hier von der Betriebsspannung der LED in Reihenschaltung ausgegangen werden könnte. Aber wenn es zu einer Unterbrechung im Lastkreis käme, würde der Kondensator sich mit einem Knall verabschieden und sollte deshalb diese Spannung aushalten können. Es handelt sich dabei um einen Typ ohne Angaben zur Temperatur. Vermutlich handelt es sich um einen Typ bis 85° C.  Wenn diese Schaltung zuverlässiger und länger arbeiten soll, dann empfiehlt es sich hier einen 105° C Kondensator zu verwenden.



Etwas von der Funktionsweise des verbauten integrierten Schaltkreises wurde hier mit Transistoren versucht nachzubilden.
Der integrierte Schaltkreis beinhaltet einen internen Taktgeber mit einer Logik und MOS-FET in Kaskadenschaltung für die Netzspannung. Die einzige Rückkopplung erfolgt über Schwellen der Stromflusserkennung im Leistungskreis. Nach einem im Internet gefundenen Datenblatt wird einmal erkannt das Erreichen einer über Widerstände eingestellten Stromstärke für das Sperren des Leistungstransistors. Sollte beim Öffnen des Leistungstransistors eine untere Stromstärkenschranke noch überschritten sein, so wird sofort der Leistungstransistor für eine Mindestzeit wieder gesperrt. Durch die intern vorgegebenen Zeitfenster der verschiedenen Schaltzeiten der verschiedenen Zyklen sind daher für die meisten Bauteile die Werte faktisch vorgegeben und es gibt nur wenig Spielraum für Abweichungen.

Nach einem Datenblatt soll der Schaltkreis parasitäre Schwingungen erkennen und eine Sicherheitsabschaltung durchführen. Ob hierzu die Einstreuungen über die Source-Gate-Kapazität intern ausgenutzt werden, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.  

Bei einigen Bauteilen konnten die Werte nicht abgelesen werden. Die Induktivität L2 soll nach einigen Quellen im Internet bei 1 mH (Eine russische Quelle gab auch 5  bis 11 mH an) liegen und die Kapazität C5_xxnF konnte nicht ermittelt werden. Die Schaltung scheint mit 0,5 mA über Pin 4 des IC als Stromverbrauch auszukommen.  

Um ungefähr 810 Lumen zu erreichen, ist für die dafür notwendigen 9W ein durchschnittlicher Strom  von 0,25 A erforderlich.
 


Bei einem zeitlichen Stromverlauf als Steigungsdreieck während der Ladephase und abfallendes Dreieck während der Entladephase sind ohne Totpausen  mindesten 2x0,25=0,5 A als Spitzenwert erforderlich. Mit einer Entladephase und 10-20% Totpausen wäre daher eher 0,6 A als Spitzenwert anzustreben.  
 



Bei einem Strom von 0,6 A fallen an dem 1.5 Ohm Widerstand ungefähr 0,9 V ab. Dies deckt sich allerdings nicht mit der Angabe von 400mV für die Stromdetektionsschwelle. Gemäß Datenblatt kann diese noch ein wenig mit einem Widerstand an Pin 2 erhöht werden um Streuungen auszugleichen, jedoch dürfte die Detektion zwar bei einer etwas niedrigeren Stromschwelle auslösen, aber die Reaktionszeiten (0,35...0,55 us) zu einer höherem Strom führen ab dem die reale Umschaltung greift.  
Die Entladezeiten betragen minimal 4,5 bis maximal 250 us. Wie der Chip die passenden Ausschaltzeiten innerhalb des Zeitfensters ermittelt ist nicht angegeben. Nachdem aber die Lampe mit einer merklichen Verzögerung startet ist das interne digitale Verhalten möglich zu erraten. Es wird systematisch das Ausschaltzeitfenster reduziert, bis die untere Stromschwelle nicht mehr unterschritten wird. Der letzte noch passende Wert für das Zeitfenster wird beibehalten. Gegenüber der Transistorschaltung besitzt der integrierte Baustein keine Möglichkeit das Ende der Spulenentladung anhand der induzierten Spannungsrichtung für die Ansteuerung der Leistungsstufe auszuwerten.
Angemerkt sei, dass die Transistorschaltung nur der Darstellung dient, das Grundprinzip des Abwärts-Wandlers (Step-Down-Converter) zu veranschaulichen.

Anhand der Schaltung und deren Funktion ist erkennbar, dass diese sich nicht für gedimmten Betrieb eignet. Am Netz verursacht die Lampe zwar kaum Blindleistung, aber es wird das Netz mit  Verzerrungs(blind)leistungen belastet, wie es bei Elektrogeräten mit Gleichrichter und Glättungskondensatoren üblich ist. 



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