Dieser Artikel beschreibt, wie man
einen LM393
Komparator als Gate-Treiber für einen p-Kanal MOSFET verwenden kann.
Das Prinizp
ist für high-side Schalter geeignet. Mein Anwendungsfall ist ein
Solar-Shunt-Laderegler. Um die Überladung der Batterie zu verhindern,
soll bei
einer Batteriespannung über 14,4V der MOSFET das Solarmodul
kurzschließen. Da ich für die Erkennung der Batteriespannung
sowieso einen Komparator-Baustein LM393 verwende, will ich diesen als
MOSFET
Treiber verwenden. Der LM393 enthält am Ausgang einen NPN-Transistor
mit
offenem Kollektor, der das Gate des MOSFET gegen Masse schalten kann.
Die ersten Versuche haben zur thermischen
Überlastung von mehr als einem MOSFET geführt, weil die Schaltung ins
Schwingen
gekommen ist und der MOSFET in den sehr häufigen Umschaltvorgängen in
einem
„analogen“ Zwischenzustand viel Verlustleistung erzeugt hat. Der LM393
liefert (im Gegensatz zu „echten“ MOSFET-Treibern) nicht ausreichend
Strom, um den Umschaltvorgang zu beschleunigen.
Die Schwingungen kommen wegen des
Innenwiderstands der Batterie zustande. Dieser beträgt 35mOhm. Bei 10A erzeugt das
einen Spannungsabfall von 350mV. Wenn die Schaltung mehr als 14,4V erkennt
schließt der MOSFET das Solarmodul kurz. Dadurch sinkt die Spannung um die
350mV auf 14,05V und der Schalter öffnet wieder. Diese Taktung ist in gewisser Weise auch erwünscht, weil bei fast voller
Batterie dann mit einem gemitteltem Strom – wie bei einem PWM-Signal – geladen
wird. Nur die Frequenz der Taktung muss begrenzt werden. Dies hat zu folgender
Schaltung geführt:
Funktionsbeschreibung der Schaltung:
•
Die Schottky-Diode (D1) dient als Rückfluss-Verhinderung.
Sie sorgt dafür, dass bei Nacht kein Strom „rückwärts“ aus der Batterie in das
Solarmodul fließt.
•
Der p-Kanal MOSFET IRF4905 schließt das Solarmodul
kurz, wenn sein Gate auf Potential „Bat-“ gezogen wird. Dies geschieht durch
den im LM393 eingebauten NPN-Transistor.
•
Der IRF4905 hat eine maximale Gate-Source-Spannung
von 20V. An Solarmodulen, die höhere Leerlaufspannungen als 20V liefern, müsste
ggf. tatsächlich ein R_Gate (R11) verwendet werden, um den Strom durch die
Schutz-Zehnerdiode (D3) im Umschaltvorgang zu begrenzen.
•
Die „Total-Gate-Charge“ des IRF4905 ist mit 180nC
angegeben. Weil der Ausgang des LM393 maximal 5mA liefern kann, habe ich eine
Widerstand (R10) von 3,3kOhm gewählt. Rechnerisch ergibt das eine Ausschaltzeit
(Gate wird über 3,3k auf Potential von Source gezogen) von 180nC/4,4mA = 41us.
Gemessen habe ich eher 100us.
•
Die Einschaltzeit sollte deutlich schneller sein,
weil sie nur durch den NPN-Transistor im Ausgang des LM393 bestimmt ist.
Gemessen habe ich etwa 7us.
(Gelb: Source-Gate;
Blau: Source-Drain)
- Wenn also die Schaltzeit bis zu 100us = 0,1ms
beträgt, sollte die Schaltung jeden Zustand mindestens 10ms beibehalten. Dann
ist der MOSFET in unter 1% der Zeit in einem „analogen“ Zwischenzustand und
erwärmt sich nicht zu sehr.
- Um das zu erreichen, ist der zweite Komperator als
Schmitt-Trigger mit einer Hysterese (bei 14V Batteriespannung) von 3,5V bis 11V
beschaltet. Die Widerstände R8 und R9 haben denselben Wert und legen den
positiven Eingang auf den Mittelwert von 7,5V und der Ausgangsspannung des
zweiten Komperators.
- Beim Einschaltvorgang (Batteriespannung steigt über
14,4V) liegen am positiven Eingang anfänglich 11V an. Wenn die Spannung am
negativen Eingang (über R6 und R7) auf größer 11V gestiegen ist, geht der
Ausgang des Komperators auf „Low“.
Dadurch fällt die Spannung am positiven Eingang auf 3,5V. Die Zeitkonstante für
den Einschaltvorgang ist t = (R6+R7)*C3 = 20kOhm*1uF = 20ms. - Beim Ausschaltvorgang (Batteriespannung sinkt unter
14,4V) liegen am positiven Eingang anfänglich 3,5V an. Wenn die Spannung am
negativen Eingang (über R7) auf unter 3,5 gefallen ist, geht der Ausgang des
Komperators auf „High“.
Dadurch steigt die Spannung am positiven Eingang auf 11V. Die Zeitkonstante für
den Ausschaltvorgang ist t=R7*C3=10kOhm*1uF=10ms. - Eine Diode (D4) könnte noch für eine Angleichung
des Ein- und Auschaltvorgangs sorgen.
- Gemessen habe ich eine Einschaltzeit (Kurzschluss)
von 10ms und eine Ausschaltzeit (Batterie lädt) von 20ms. Das passt, weil
während der Ausschaltzeit der Einschaltvorgang stattfindet und umgekehrt.
- An den angedachten PWM-Eingangsklemmen kann ein
PWM-Signalgenerator angebracht werden, um das Taktverhalten bei kleinen Strömen
zu untersuchen.
- Wichtig: Das Taktverhalten kann NICHT mit einem
Labornetzteil untersucht werden, weil dann die Zeitkonstanten der
Strombegrenzung des Labornetzteils hinzukommen. Mit einem Signalgenerator zur
Erzeugung der Taktung reicht aber die Beleuchtung des Solarmoduls durch eine
starke Lampe, um unter Laborbedingungen testen zu können. Das Schaltverhalten
des MOSEFT kann dann auch bei 10mA-100mA gemessen werden. Man hat dann auch
kein Risiko der Überhitzung.
- Die Referenzspannung ist exakt die Hälfte der
gewünschten Schaltspannung, bei 14,4V also 7,2V. Das ermöglicht eine einfache
Einstellung.
- Der erste Komperator vergleicht die
Referenzspannung mit der halbierten Batteriespannung. Solange die
Batteriespannung unter 14,4V ist, ist der Ausgang „Low“. Der Strom von 1,3mA
durch R6 trägt den größten Teil zum Ruheverbrauch (auch während der Nacht) bei.
- Zusammen mit den anderen (größeren) Widerständen
zwischen „Bat+“ und „Bat-“ und dem Verbrauch des LM393 ergibt sich ein
Ruheverbrauch von 2mA.
- Wärme-Messungen:
- Die Schottyk-Diode (D1) ist auf einem Kühlköper mit
25K/W montiert und hat eine Durchlassspannung von 0,4V. Bei 5,5A sind das 2,2W
und ich habe 80°C gemessen. Das passt zur Rechnung (25°C + 2,2W * 25K/W = 80°C). Für die
maximale Leistung des Solarmoduls von 11A wären es aber 135°C und damit zu
hoch. Hier ist also ein größerer Kühlkörper erforderlich.
- Der IRF4905 hat einen Durchlasswiderstand von
20mOhm. Bei 10A entstehen ca. 2W Wärme. Auf der Testschaltung ist ein
Kühlkörper mit 25K/W montiert, damit habe ich 70°C gemessen. Das passt zur
Rechnung (25°C + 2W * 25K/W = 75°C) und ist unkritsch.
- Für die endgültige Schaltung ist vorteilhaft, dass
beide Halbleiter-Gehäuse auf Potential PV- liegen und damit ohne Isolation auf
demselben Kühlkörper montiert werden können. Es erwärmt sich ja immer nur einer
von beiden. Die Schottky-Diode erwärmt sich wenn die Batterie geladen wird, der
MOSFET erwärmt sich wenn das Solarmodul kurzgeschlossen wird.
Logging der Spannung über dem Solarmodul
während eines sonnigen Tages: Hier war an die Batterie noch ein Verbraucher
angeschlossen.
Man sieht, dass die Spannung erst auf einen Wert
von ca. 9V absinkt, wenn die Taktung einsetzt. Wenn auch mit dem getakteten
Ladestrom die 14,4V erreicht werden, dann wird das Solarmodul kurzgeschlossen. Wenn nach einiger Zeit (hier etwa 5 Minuten), die
Last die Batterie unter 14,4V entladen hat, beginnt die Ladung wieder mit
voller Spannung.
Fazit: Mit der „Taktungsverzögerung“ kann man
den MOSFET auch ohne speziellen MOSFET-Treiber ansteuern, ohne den Wäremetot zu
riskieren.