In dieser Schaltung
von Burkhard Kainka sind zwei LEDs parallelgeschaltet und
über eine gemeinsame Strecke mit Masse verbunden. Ein Schalter trennt die rote
LED von der Masseverbindung ab.
Bei offenem Schalter
fließt Strom über die grüne LED, die in Reihe mit dem 2,2 kOhm-, 330 kOhm- und
1 kOhm-Wiederstand geschaltet ist. Der Ersatzwiderstand für die drei Widerstände
beträgt 333,2 kOhm (Addition der drei Widerstandswerte). Aufgrund des hohen
Ersatzwiderstandes ist davon auszugehen, dass die grüne LED kaum oder nicht
leuchten wird. Da die rote LED bei offenem Schalter nicht mit Masse verbunden
ist, fließt durch sie und den zweiten 2,2-kOhm-Widerstand kein Strom.
Bei geschlossenem Schalter
fließt Strom durch beide LEDs über die gemeinsame Strecke nach Masse. Für beide
LEDs beträgt der Ersatzwiderstand 333,2 kOhm, wobei die rote LED den ersten
2,2-kOhm-Widerstand überbrückt. Aufgrund der Parallelschaltung beider LEDs mit
einem gemeinsamen Ausgang nach Masse teilt sich der Strom auf. Da die Vorwärtsspannung
der roten LED etwas niedriger ist als die der grünen LED (angenommene 1,8 Volt
gegenüber 2,0 Volt), ist ihr Widerstand etwas geringer. Deshalb fließt durch
die rote LED mehr Strom als durch die grüne. Auch für die rote LED ist aufgrund
des hohen Ersatzwiderstandes davon auszugehen, dass sie nur etwas heller als
die grüne LED leuchtet, wenn überhaupt.
Jede LED bildet mit den
nachgeschalteten Widerständen eine Reihenschaltung. Entsprechend fällt die
Eingangsspannung jeweils an den LEDs und Widerständen ab, wobei der größte
Spannungsabfall am 330-kOhm-Widerstand (höchster Widerstandwert in der
Reihenschaltung) auftritt.
Bevor wir diese Schaltung simulieren,
berechnen wir die Gesamtströme so gut als möglich. Wir können dann bereits eine
Aussage darüber treffen, ob die LEDs ausreichend Strom zum Leuchten erhalten.
Wie aus den vorangegangenen
Experimenten bekannt, lässt sich der Spannungsabfall an einer LED
nur schwer vorhersagen. Wir gehen daher von Standardwerten aus, das sind 2,0
Volt Vorwärtsspannung bei der grünen und 1,8 Volt Vorwärtsspannung bei der
roten LED. Da wir in der Schaltung einen hohen Ersatzwiderstand haben, an dem
eine entsprechend hohe Teilspannung abfällt, schätzen wir den Spannungsabfall
an den beiden LEDs mit 1,7 Volt für die grüne und 1,63 Volt für die rote LED.
Da bislang keine Erfahrungswerte vorliegen, wird das Ergebnis vermutlich mehr
oder weniger von den tatsächlich gemessenen Spannungsabfällen abweichen.
Für die beiden LEDs fertigen wir jeweils ein Ersatzschaltbild mit dem Ersatzwiderstand an:
Gesamtströme
UE = 9 V
RErsatz = 333,2 kOhm
ULED grün ~ 1,7 V
ULED rot
~ 1,63 V
Iges
LED grün:
U = R * I
I = U/R
I = 7,3 * 100 V/ 333,2 * 103 Ohm
I = (7,3 /
333,2) * 10-3
I = 0,0219 mA
Iges
LED grün = 21,9 uA
Iges
LED rot:
U = R * I
I = U/R
7,37 V = 333,2
kOhm * I
I = 7,37 * 100 V/ 333,2 * 103
I = (7,37 /
333,2) * 10-3
I = 0,0221 mA
Iges
LED rot = 22,1 uA
Gemessen am Standardwert von 20 mA für
den Betrieb einer LED wird bei diesen Stromstärken im Mikroampere-Bereich mit
nur wenig Leuchten zu rechnen sein.
Wir bauen die Schaltung wieder in der
Schaltungssimulation EveryCircuit
auf.
Zuerst mit dem errechneten Ersatzwiderstand von 333,2 kOhm und dann mit den tatsächlichen Einzelwiderständen. In beiden Varianten müssen die Gesamtströme ident sein.
Die Gesamtströme stimmen in beiden
Simulationsvarianten überein. Das heißt, die Annahme eines Ersatzwiderstandes,
der Einzelwiderstandswerte zusammenfasst, ist verifiziert.
Aber halt! In der Simulation sehen wir
doch, dass für die rote LED der Gesamtstrom zwar 23,6 uA beträgt aber effektiv
fließen durch die rote LED nur 17,2 uA? Der Grund dafür liegt darin, dass die
grüne LED noch genügend Spannung erhält, um Strom durchzulassen. Und das tut sie und schnappt der roten LED die Differenz auf den
Gesamtstrom in Höhe von 6,43 uA weg. Würden wir die grüne LED von der
Stromversorgung trennen, erhielte die rote LED den Gesamtstrom und leuchtete
heller.
Haben Sie es bemerkt? In der
Ersatzschaltung fließt etwas mehr Strom durch die rote LED als in der Schaltung
mit Einzelwiederständen. Das liegt daran, dass in der Schaltungssimulation
statt 333,2 nur 333 Ohm eingegeben werden können. Damit ist der Widerstand
geringfügig kleiner und es fließt mehr Strom. Sehen wir uns nun an, ob sich das
alles auch an der realen Schaltung bestätigen lässt.
Schaltung mit anliegender
Eingangsspannung in der Höhe von 9 Volt (stabilisiertes Labornetzgerät) und
offenem Schalter. Die rote LED leuchtet nicht.
Schaltung
mit geschlossenem Schalter. Die grüne LED leuchtet nicht, die rote schwach (auf
dem Foto nicht zu erkennen).
|
Schalter offen (V) |
Schalter geschlossen (V) |
ULED grün |
1,68 |
1,62 |
ULED rot |
0 |
1,60 |
UR 2,2 k (1) |
0,047 |
0,016 |
UR 2,2 k (2) |
0 |
0,032 |
UR 330k |
7,24 |
7,34 |
UR 1k |
0,021 |
0,022 |
|
Schalter offen (V) |
Schalter geschlossen (V) |
ULED grün |
1,29 |
1,16 |
ULED rot |
0 |
1,14 |
UR 2,2 k (1) |
0,051 |
0,014 |
UR 2,2 k (2) |
0 |
0,038 |
UR 330k |
7,63 |
7,80 |
UR 1k |
0,023 |
0,024 |
Messwerte und Simulation stimmen hinsichtlich der Gesamtströme gut überein.
Differenzen
gibt es bei den Spannungsabfällen an LEDs und dem größten Widerstand mit 330
kOhm. Das kann daran liegen, dass die Simulation den LED-Widerstand anders
bewertet als er tatsächlich ist. Oder die realen LEDs weichen von der
angenommenen Vorwärtsspannung von 2,0 Volt für grün und 1,8 Volt für rot ab.
Schauen wir, was Burkhard Kainka dazu meint :-)
(Anmerkungen
BK: Bei den ersten LEDs konnte man sich noch darauf verlassen, dass die Durchlassspannung
proportional zur Frequenz des Lichts war. Ansonsten entsprach die Kennlinie
fast genau der einer Si-Diode, nur eben zu höheren Spannungen verschoben. In
den letzten Jahrzehnten sind die LEDs immer besser geworden, was den
Wirkungsgrad angeht, und immer kreativer, was die Kennlinie angeht. Die roten
LEDs brauchen jetzt deutlich mehr Spannung und sind näher an die grünen
gerückt. Außerdem ist der Bahnwiderstand größer geworden und wirkt wie ein
zusätzlicher Vorwiderstand, was wohl erwünscht war, damit man LEDs ohne
Vorwiderstand einsetzen kann. Bei einer genauen Messung an einer superhellen
grünen LED ist mir aufgefallen, dass die Kennlinie so aussieht, als wären zwei
Dioden in Reihe geschaltet. Die LED-Hersteller greifen immer tiefer in die
Trickkiste der Quantenphysik, und der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Aber
das bedeutet auch, dass man das genaue Verhalten einer LED immer schwerer
voraussagen kann. Was mit alten LEDs eindeutig war, kann mit den modernsten
LEDs ganz anders aussehen. Und weil der Wirkungsgrad so gut geworden ist, kommt
man mit viel kleineren Strömen aus. Manch ein Arduino hat immer noch dieselben
Vorwiderstände wie vor zehn Jahren, aber die LEDs sind jetzt blendend hell,
so hell, dass es in den Augen weht tut und man ausschalten muss, um die Beschriftung
der Anschlüsse genau zu erkennen.)
Für
unsere Praxis sind selbst diese größeren Abweichungen unerheblich. Die
Berechnung des Gesamtstromes (auf Basis Schätzung des Spannungsabfalls an
beiden LEDs), die Simulation und der tatsächliche Wert liegen eng beinander.
Wir haben gesehen, dass der Gesamtstrom in jedem Fall für die grüne LED zu
wenig ist und für die rote LED gerade ausreichend, um sie etwas zum Leuchten zu
bringen. Wir können in der realen Schaltung dann immer noch mit Anpassung der
Widerstände nachjustieren.
Viel
wichtiger als die Abweichung der Werte ist das Verständnis der Schaltung. Der
Strom bevorzugt den Weg des geringeren Widerstandes, das konnten wir
demonstrieren. Oder anders gesagt: Der Strom verteilt sich je nach Verhältnis
der Widerstände in einer Parallelschaltung. Wo weniger Widerstand ist, fließt
er reichlicher, aber so gut wie nie ausschließlich.
http://www.elektronik-labor.de/Lernpakete/Schaltung/Grundschaltungen2_2.html
http://www.elektronik-labor.de/Lernpakete/Schaltung/Grundschaltungen2_1.html