Mit diesem Versuch soll ermittelt werden, ob auch ein
geringer Basisstrom den Transistor noch voll durchschaltet. Und ob dieser
geringe Strom reicht, die angeschlossene rote LED zum Leuchten zu bringen (2). Zum Vergleich Kollektorstrom mit Laststrom1 wird die
Kollektor-/Emitterstrecke mit einem Schalter (Steckkabel) gegen Masse
überbrückt. Sollten sich die beiden Ströme unterscheiden, müsste das als
Helligkeitsunterschied bei der grünen LED zu erkennen sein. Die Schaltung wird berechnet, simuliert, am Steckbrett aufgebaut
und durchgemessen. Es folgt zum Schluss wieder ein Fazit.
Zum grundsätzlichen Rechengang siehe 3.1 Transistor-Schalter
Basisstrom
U = R * I
9 V - 1,8 V - 0,7 V = 332,2 kOhm * IB
IB = 6,5 V / 332 kOhm
IB
~ 19,57 uA
Kollektorstrom
U = R * I
9 V - 2 V = 2,2 kOhm * IC
IC = 7 V / 2.2 kOhm
IC
~ 3,2 mA
Arbeitslinie
Zur Ermittlung der Arbeitslinie im
Kennlinienfeld IC – UCE siehe 3.1 Transistor-Schalter
Die interpolierte Kennlinie für IB ~ 20uA schneidet
die Arbeitslinie bei ca. IC = 3,2 mA/UCE = 0,1V. Der
Transistor schaltet demnach mit einem Basisstrom von IB ~ 20uA voll
durch.
Zu beachten ist, dass es sich hier um eine – relativ ungenaue –
grafische Näherung handelt. Das Kennlinienfeld bezieht sich zudem immer auf
einen bestimmten UCE-Wert der in der tatsächlichen Schaltung nicht
gegeben sein muss. Auch werden Transistoren zwar eines Typs aber mit
unterschiedlichen Verstärkungsfaktoren (B) in einem Kennlinienfeld zusammengefasst.
Alle über das Kennlinienfeld ermittelten Werte sollten daher mit
Vorbehalt betrachtet werden. Sie dienen einer Annäherung an die Werte der tatsächlichen Schaltung, bei der noch
zusätzlich Bauteiletoleranzen zu
berücksichtigen sind.
Wir simulieren die Schaltung wieder in EveryCircuit.
Auch für die Schaltungssimulation gilt sinngemäß das, was zum
Kennlinienfeld angemerkt wurde. Es handelt sich um eine Annäherung an die Werte der tatsächlichen Schaltung.
Mit offenem Schalter:
Zu erkennen ist der Spannungabfall UCE = 0,146 Volt am
Transistor. Der Spannungabfall stimmt mit dem zuvor über das Kennlinienfeld
ermittelten Wert sehr gut überein.
Mit geschlossenem Schalter:
Interessant ist, dass der Basisstrom hier nicht über den Emitter
nach Masse fließt, sondern über den Kollektor. Grund dafür ist, dass der
Basisstrom beim Weg über den Schalter nicht die Basis-Emitter-Strecke überwinden muss, was eine Potentialdifferenz
von UBE = 0,619 Volt bedeuten würde. Über den Schalter beträgt die
Potentialdifferenz 0 Volt, dh. es besteht direkte Verbindung zur Masse.
Mit offenem Schalter:
Mit geschlossenem Schalter:
Es ist kein Unterschied in der Helligkeit der grünen LED zu
erkennen. Das bedeutet, dass der Transistor genauso gut leitet wie bei einem
direkten Anschluss der grünen LED an Masse.
Die Spannungabfälle an den Bauteilen der
Schaltung werden mit einem Multimeter gemessen und den in der Simulation
ermittelten Werten gegenübergestellt. Einmal mit offenem und einmal mit
geschlossenem Schalter.
MIT OFFENEM SCHALTER |
simulierte Werte (V) |
gemessene Werte (V) |
ULED rot |
1,16 |
1,62 |
UR 2.2k
(1) |
0,047 |
0,043 |
UR 330k |
7,04 |
6,64 |
ULED grün |
1,81 |
1,94 |
UR 2,2k
(2) |
7,05 |
6,89 |
UBE |
0,752 |
0,664 |
UCE |
0,146 |
0,131 |
Berechnung Basisstrom IB
aus Spannungsabfall am 330-kOhm-Widerstand:
U = R * I
6,64 V = 330 kOhm * IB
IB = 6,64 V / 330 kOhm
IB
~ 20,12 uA (simuliert: 21,30
uA)
Berechnung Kollektorstrom
IC aus Spannungsabfall am 2,2-kOhm-Widerstand 2 (= Vorwiderstand
grüne LED):
U = R * I
6,89 V = 2,2 kOhm * IC
IC = 6,89 V / 2,2 kOhm
IC
~ 3,13 mA (simuliert: 3,20
mA)
MIT GESCHLOSSENEM SCHALTER |
simulierte Werte (V) |
gemessene Werte (V) |
ULED rot |
1,16 |
1,62 |
UR 2.2k
(1) |
0,048 |
0,044 |
UR 330k |
7,17 |
6,74 |
ULED grün |
1,81 |
1,95 |
UR 2,2k
(2) |
7,19 |
7,02 |
UBE |
0,619 |
0,588 |
UCE |
0 |
0,012 |
Berechnung Laststrom IL
aus Spannungsabfall am 2,2-kOhm-Widerstand 2 (= Vorwiderstand grüne LED):
U = R * I
7,02 V = 2,2 kOhm * IL
IL = 7,02 V / 2,2 kOhm
IL
~ 3,20 mA (simuliert: 3,27
mA)
Nochmals unsere Fragen, die wir uns eingangs gestellt hatten:
Mit diesem Versuch soll (1) ermittelt werden, ob auch ein
geringer Basisstrom den Transistor noch voll durchschaltet. Und ob dieser
geringe Strom reicht, die angeschlossene rote LED zum Leuchten zu bringen (2).
ad (1): Ja, auch der geringe
Basisstrom IB ~ 20,12 uA schaltet den Transistor noch voll durch.
Zu sehen ist das
•
am fast gleichen Spannungsabfall an der grünen
LED bei offenem und geschlossenem Schalter (1,94 V zu 1,95 V),
•
am geringen Spannungsabfall an der
Kollektor-/Emitterstrecke UCE = 0,131 V,
•
am Vergleich Kollektorstrom zu Laststrom1
(IC = 3,13 mA zu IL = 3,20 mA),
•
an gleicher Helligkeit der grünen LED bei
offenem und geschlossenem Schalter sowie
•
am Kennlinienfeld mit eingezeichneter
Arbeitslinie
ad (2): Ja, die rote LED
leuchtet auch bei diesem geringen (Basis)Strom von ~ 20,12 uA noch. Das ist
bemerkenswert, da der Nennstrom für die LED 20 mA beträgt, also rund 1000 mal
mehr.
Dieser Versuch zeigt, dass die Berechnung von Schaltungen mit
Halbleitern (LED, Transistor) bereits einigermaßen (zeit)aufwändig ist. Für die
Praxis kann man daher stärker auf Schaltungssimulation setzen, wobei man sich
jedoch immer vorher ein Bild über die Funktionsweise der Schaltung und die
relativen Spannungs- und Stromverhältnisse machen sollte. Damit verhindert man,
dass man sich blind auf die Software verlässt und gegebenenfalls die Schaltung
nicht vollständig versteht. Erst die tatsächliche Schaltung auf dem Steckbrett
mit ihren gemessenen Werten zeigt die Realität.
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1 Da wir den Transistor überbrücken, fließt damit kein
Kollektorstrom mehr. Daher die Bezeichnung „Laststrom“